Make Magazin 3/2016
S. 132
Kurzvorstellungen

Pine64

Single Board Computer

Mit seinem Cortex-A53-Vierkerner (Allwinner A64) bietet das Pine64-Board eine interessante Alternative zum Raspberry Pi 3 und Odroid C2, die beide den gleichen Prozessor nutzen. Das im Vergleich zum Pi mehr als doppelt so große Pine64-Board wird mit 512 MByte, 1 GByte oder 2 GByte Speicher für jeweils spottbillige 15, 19 oder 29 US-Dollar angeboten. Alle Ausführungen haben zwei USB-2.0-Ports, HDMI 1.4, 1  Gigabit-Ethernet, Kopfhörerausgang sowie einen Display-(DSI-) und Kameranschluss (CSI), einen MicroSD-Kartenslot für das Betriebssystem, eine zum Pi kompatible 40-polige Steckerleiste sowie einen zusätzlichen „Euler Bus“ mit 34 Pins. Mit seiner MALI-400-Dual-Core GPU kann es H.264 und H.265 jeweils mit bis zu 30 FPS dekodieren. Wie üblich in diesem Preissegment fehlen SATA und USB 3.0.

Für einen Test lag uns die Version mit 1 GByte vor, auf der auch bereits das optional erhältliche WLAN/Bluetooth-Erweiterungsboard (11 US-Dollar) montiert war. Als Betriebssysteme stehen neben Debian Jessie und Ubuntu Xenial auch Arch Linux, Android und RemixOS jeweils in 64-Bit-Ausführung zum Download bereit. Wir haben das Board mit Ubuntu getestet, das nach dem Booten einen XFCE-Desktop in Full-HD-AufLösung anzeigte.

Das ganze System lief allerdings recht wackelig. Firefox stürzte beim Start regelmäßig ab, die Systemeinstellungen ließen sich nicht aufrufen, beim Aktualisieren der Repositories über das Software-Center blieb das ganze Board stehen. So machte das Arbeiten mit dem Pine64 nicht so richtig Spaß. Ähnliche Klagen finden sich auch in den Pine-Foren.

Tabelle: Benchmarks

Immerhin gelangen uns einige Benchmarktests problemlos: Bei Sysbench kam der Pine64 fast an den Odroid C2 heran, beim Speicherdurchsatz und der Anbindung der SD-Karte lag er auf Pi-3-Niveau. Technisch und preislich gesehen ist der Pine64 ein geiles Board. Bei der Softwarentwicklung setzt der Anbieter weitgehend auf die Community. Da der Pine jedoch erst seit März ausgeliefert wird, steht das Projekt noch eher in den Startlöchern. Derzeit greift man besser noch zum C2 oder Pi 3. dab

Die Befehle lauteten: sysbench --test=cpu --num-threads=4 --cpu-max-prime=20000 run hdparm -Tt /dev/mmcblk0 mbw 100

Electroreturn

Elektroschrott einfach einschicken

Die WEEE-Richtlinie (Waste of Electrical and Electronic Equipment) der EU wird in Deutschland durch das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) umgesetzt und legt fest, dass sämtliche Geräte fachgerecht entsorgt werden müssen. Der Handel muss diese dazu kostenlos zurücknehmen.

Eine Alternative bietet die Deutsche Post mit ihrem kostenlosen Service Electroreturn. Auf deren Webseite kann man eine Versandmarke ausdrucken, mit der alles, was in einen DIN-A4-Umschlag passt und weniger als 1000 Gramm wiegt, verschickt werden kann. Die maximalen Abmessungen dürfen 35 cm × 25 cm × 5 cm betragen. Ausrangierte Handys, Kleinnetzteile, Druckerpatronen und Computerhardware sind typische Kandidaten. In der Elektronikwerkstatt fällt aber noch viel mehr an, was nicht einfach in den Hausmüll gehört: Lötzinnreste, defekte Widerstände, LEDs, ICs und alle anderen Bauteile gelten auch als Elektronikschrott. Also einfach sammeln, in einen Umschlag stecken und ab damit in den Briefkasten. fls

Science Journal

Datenerfassungs-App

Am 20. Mai hat Google eine neue kostenlose Android-App namens Science Journal veröffentlicht. Sie erlaubt es, über im Android-Gerät vorhandene Sensoren Daten zu erfassen und in Versuchen und Projekten zu speichern. Die Daten sind Licht in Lux, Lautstärke in dB und Beschleunigung in m/s2 in der x-, y-, und z-Achse. Sie können im CSV-Format exportiert werden.

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der App haben sechs verschiedene Anbieter Erweiterungen auf den Markt gebracht, die man mit der App verbinden kann. Zum Teil handelt es sich dabei um Kits, die Mikrocontroller, ein paar Sensoren und Bastelmaterial enthalten, zum Teil um drahtlose Sensoren.

Gedacht ist die App für Kinder ab 10 Jahren und sie geht einher mit einer gesamten Initiative von Google, die sich Making & Science nennt. Auf deren Webseite findet man Einführungen in die Funktionen der App und Anwendungsbeispiele wie die optimale Ausrichtung eines Solarpanels. Außerdem sind dort die Bezugsquellen für die Kits (die man bisher ausschließlich in den USA erhält) und Sensoren angegeben. Zusätzlich gibt es einen Making&Science-Youtube-Kanal, auf dem bisher allerdings nur ein Werbevideo zur Verfügung steht. esk

Attiny104 xnano

Atmels Evaluation Board mit Programmier-Interface

Mit dem ATtiny104 Xplained Nano Evaluation Kit präsentiert Atmel seinen neuen ATtiny104-Mikrocontroller, der endlich mit einer USART-Schnittstelle ausgestattet ist. Das Besondere an dem Board ist jedoch der ATMega32U4, mit dem man den ATtiny per USB programmiert. Das Datenblatt des Kits enthält eine Anleitung, welche Widerstände entfernt werden müssen, um das Board zum Programmieren externer ATtiny104 zu benutzen. Leider können mit dem Kit außer dem 104er keine anderen ATtinys programmiert werden, wie zum Beispiel der ebenfalls neue ATtiny102. Die Pins zum Programmieren des ATMega32U4 sind alle am Board leicht zugänglich, mit Ausnahme des Reset-Pin. Man kann deshalb den ATMega nur sehr schwer zu anderen Zwecken gebrauchen. Der günstige Preis von etwa fünf Euro erscheint deshalb angemessen.

Die neuen ATtiny104 und -102 sind die ersten AVRs ihrer Größe mit einer USART-Schnittstelle. Dafür wird aber kräftig an anderer Peripherie gespart und so muss der Mikrocontroller ohne die seriellen Schnittstellen TWI (I2C) und SPI auskommen, außerdem ist nur noch ein 16-Bit Timer enthalten. Auch der Speicher ist mit nur einem Kilobyte Flash und 32 Byte SRAM etwas mager ausgefallen. Ein 10-Bit-Analog-Digital-Wandler und ein Analogkomparator sind mit an Board, so wie man es von älteren ATtinys kennt. Die beiden neuen schaffen wie gewohnt 12 MIPS bei 12 MHz Taktfrequenz und werden mit acht (ATtiny102) beziehungsweise vierzehn (ATtiny104) Pins ausgeliefert, jedoch nur in SMD-Gehäusen.

Vergleichbare PIC-Mikrocontroller von Microchip haben etwas weniger Rechenleistung, dafür sind sie, was den Speicher und die Peripherie angeht, wesentlich besser ausgestattet und kosten obendrein oft auch weniger. Wer sich aber Atmels AVR-Reihe verschrieben hat und schon immer mal einen ATtiny für eine USART-Anwendung benutzen wollte, wird sich über das neue Board freuen. pff

INCUBE3D START

Open-Source-3D-Drucker mit Beamer

3D-Drucker, die durch gezielte Belichtung lichtempfindliches Kunstharz aushärten, arbeiten entweder als Stereolithographie-Maschinen mit einem Laserstrahl oder sie projizieren ganze Schichten auf einmal mit einem Beamer ins flüssige Material. Das wird oft als Digital Light Processing (DLP) bezeichnet, und genau nach diesem Verfahren arbeitet der Open-Source-3D-Drucker des niedersächsischen Start-ups Inpro First.

Das Gerät namens Incube3D Start ist sehr übersichtlich und offen aus Aluminium-Profilen und Kunststoffplatten aufgebaut. Spezialteile stammen wiederum selbst aus einem 3D-Drucker, allerdings aus einer FDM-Maschine. Das Kunstharz wird per Hand in die Wanne eingefüllt und kommt ausschließlich mit dieser und dem Drucktisch in Kontakt, was die Reinigung erleichtert. Der Drucker lässt sich mit Photopolymeren beliebiger Hersteller betreiben, etwa mit dem Material von XYZprinting. Die maximale Objektgröße soll bei 14 cm × 8 cm × 17 cm liegen. Beim Einsatz eines Full-HD-Beamers wird eine Auflösung von 0,05 Millimetern in allen drei Dimensionen versprochen. pek

Hydraulic Robotic Arm

Holzarm mit Greif-, Hebe- & Drehfunktion

Das Bauset der Marke thumbsUp! ermöglicht es, einen Roboterarm zu bauen, der aus Holz, Schläuchen und Spritzen besteht. Mithilfe von Kleber, der beigefügten Anleitung und etwas Geduld entsteht in kurzer Zeit ein Modell, das nicht nur hydraulische Antriebe veranschaulicht, sondern auch viel Freude während des Bauens sowie als fertiges Modell bereitet. Erwachsene und Kinder ab einem Alter von acht Jahren sollen Gefallen daran finden.

In dem Bauset befindet sich neben Material eine Anleitung auf englisch, für den erfolgreichen Zusammenbau werden also gute Englischkenntnisse vorausgesetzt. Der Bauplan ist verständlich und strukturiert, mit Abbildungen illustriert und nummeriert. Manche Fragen bleiben jedoch ungeklärt, zum Beispiel, ob etwas geklebt oder nur ineinandergesteckt werden soll.

Nachdem man sich einen Überblick über die Bestandteile gemacht hat, gehen die ersten Schritte schnell von der Hand. Da sich viele Teile ähnlich sehen, kann man sie leicht verwechseln, und manchmal ist unklar, ob weitergearbeitet werden kann, während der Kleber trocknet, doch nach kurzem Weiterlesen in der Anleitung erübrigt sich auch das. Bei unserem Testexemplar waren Ausstanzungen teilweise nicht passend, entweder blieb Platz beim Zusammenkleben, oder einzelne Bestandteile waren so schwer zusammenzustecken, dass sie brachen.

Die Spritzen treiben den Greifer und den Arm an, und es macht Spaß, die Funktionen zu testen und zu bedienen: Man kann kleine Gegenstände greifen, anheben und die Konstruktion um 90 Grad drehen. Leider sprang der senkrechte Antrieb schnell aus seiner Halterung.

Ein Nachteil ist, dass nur eine englische Anleitung enthalten ist. Nach der Fertigstellung ist der Roboterarm prima geeignet, um die Funktion von Hydraulikantrieben praktisch zu demonstrieren. Danach eignet er sich auch noch als Dekorationsobjekt.

3D-Drucker

Ultimaker Upgrade-Kit

Bild: Ultimaker

Das aktuelle Ultimaker-Modell 2+ unterscheidet sich nur in Details vom Vorgänger – allerdings in wichtigen. Glücklicherweise bietet der Hersteller einen Umrüstsatz an, mit dessen Hilfe man den alten Ultimaker 2 oder Ultimaker 2 Extended zur aktuellen Plus-Version aktualisieren kann, sodass er technisch dem neuen Modell entspricht.

Wir haben das Hardware-Upgrade ausprobiert und mit dem Umrüstsatz unseren eigenen 3D-Drucker auf Vordermann gebracht. Der Umbau ging ohne nennenswerte Probleme in etwa einer Stunde über die Bühne und lohnte sich: Der runderneuerte Ultimaker – ausgestattet mit neuem Filamentvorschub, anders angebrachten Lüftern, wechselbaren Druckdüsen mit Bohrungen zwischen 0,25 mm und 0,8 mm für verschiedene Materialien und Druckauflösungen – bringt jetzt Objekte hervor, deren Qualität denen eines fabrikneuen Ultimaker 2+ ebenbürtig sind. Der wiederum schnitt in unserem Test (Make 1/16) besser ab als sein Vorgänger. Allerdings ist der Umrüstsatz nicht gerade ein Schnäppchen (und aktuell nur mit langer Wartezeit zu bekommen). Wer mit dem alten Ultimaker zufrieden ist, kann also noch etwas nachdenken, ob sich für ihn das Upgrade lohnt.

Einen ausführlichen Bericht mit Zeitraffervideo vom Umbau gibt es online, zu finden über den Link. pek

Hephestos 2

Bild: bq

Der spanische Hersteller bq hat nach der Witbox 2 (siehe Make 2/16) auch seine offene Prusa-Version Hephestos modernisiert. Die verwendeten Komponenten sind wesentlich hochwertiger als die in den meisten Druckern verbauten: Linearführungen statt Kugelumlaufbuchsen, Kunststoffgewindemuttern statt schnöder Messingmuttern sowie abgedeckte Elektronik und Verkabelung – das erklärt den gegenüber normalen RepRap-Version deutlich höheren Preis. Das Gerät wird als Bausatz geliefert, das Testgerät war allerdings fertig aufgebaut. Die bemerkenswert ausführliche Bauanleitung und ein Packsystem, bei dem Bauteile sehr schön sortiert sind, lassen auf einen einfachen Aufbau schließen. Der Hersteller verspricht eine Aufbauzeit von unter einer Stunde.

Über ein großes Schwarzweiß-Display und einen Dreh-/Druckknopf lässt sich der Drucker bedienen, die Bedienung selbst ist logisch und gut verständlich. Zwar hat der Hephestos 2 kein geheiztes Bett, sodass man ABS nicht verarbeiten kann. Doch insgesamt ist er ein stabiler, sehr sauber aufgebauter 3D-Drucker, der auch in der Druckqualität überzeugen kann.

Einen ausführlichen Bericht mit mehr Bildern gibt es online. Ralf Steck/pek

Creatr HS

Bild: Leapfrog

Den Creatr HS vom niederländischen Hersteller Leapfrog hatten wir vor gut einem Jahr schon mal im Testlabor – und sind damals an ihm gescheitert, denn kaum ein Druck wollte uns gelingen. Inzwischen hat der Hersteller seine Produktion neu organisiert, wir haben dem Creatr HS eine zweite Chance gegeben – und die Maschine hat sie genutzt: Jetzt funktionierte unser Test reibungslos.

Der 3D-Drucker bietet zwei Druckköpfe, einen vor allem in der Grundfläche ungewöhnlich großzügigen Bauraum von 28 cm × 27 cm × 18 cm und eine grundsolide Mechanik – das Resultat ist ein Gerät, das man aber besser zu zweit auf den Tisch wuchtet. Der Creatr HS erreicht eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 300 Millimetern in der Sekunde; für unsere kleinen Standard-Testobjekte haben wir zugunsten einer besseren Qualität aber mit gedrosselter Geschwindigkeit gearbeitet. Einen ausführlichen Bericht mit mehr Bildern gibt es online, zu finden über den Link. pek