Make Magazin 3/2016
S. 3
Editorial
Daniel Bachfeld

Begeisterungsfähigkeit

Man müsse die Jugend wieder mehr für Technik begeistern, höre ich immer wieder in Gesprächen. Aktuell versucht gerade die britische BBC mit ihrem kostenlos verteilten BBC Micro Bit Siebtklässer für die Programmierung zu begeistern (Test siehe Seite 60). Eigentlich eine tolle Sache, die man so auch in Deutschland nachahmen sollte.

Schaut man allerdings in das Forum zu unserer Online-Meldung dazu, zerreißen viele Kommentatoren das Projekt: der erste BBC Micro von 1984 sei ja viel toller gewesen, die Jugend würde sich ohnehin für nichts mehr interessieren und wenn überhaupt, dann BWL studieren. Und heutzutage sei ja alles viel zu einfach, da würde man ja sowieso nichts mehr nachhaltig lernen.

Ich habe manchmal den Eindruck, unser Forum ist voll von Hochbegabten, die sich bereits als Achtjährige einen Z80 aus einem alten Mofa-Kolben gefeilt haben und selbstverständlich ganz ohne Hilfe gleich in Maschinencode (ohne Assembler!) programmiert haben. Klar, dass man auf so einem hohen Niveau kaum noch Worte findet, um Anfänger zu begeistern oder ihnen gar selbst was beizubringen. Kann aber auch sein, dass sich der Blick der Kommentatoren zurück in die eigene Jugend über die Jahre verklärt hat und sie ja doch mit einem fertigen C64 und BASIC angefangen und sich erst allmählich gesteigert haben.

Ich bin überzeugt, dass sich unsere Jugend jenseits von Smartphone und YouTube durchaus für Dinge begeistern kann. Man muss sich allerdings ein klein wenig Mühe geben, sich auf die „Zielgruppe“ einzustellen und die richtigen Hebel zu finden. Dass dies oft funktioniert, zeigt beispielsweise unsere letzte Maker Faire in Hannover (Bilder dazu Seite 26), auf der viele Schülergruppen ihre Projekte präsentierten. Im Zentrum standen begeisterungsfähige und begeisternde Lehrer, die den Maker-Geist weitergegeben haben. Davon brauchen wir mehr – und von den Experimentier-Boards auch.

Unterschrift Daniel Bachfeld Daniel Bachfeld