Make Magazin 4/2016
S. 144
Bücher

Vintage Tomorrows (Film)

Überblick über die Steampunk-Bewegung

Der in diesem Jahr herausgekommene Film bietet einen Überblick über den englischsprachigen Teil der Steampunk-Bewegung. Er besteht aus einer Collage von Interviews mit Menschen, die Steampunk gestalten. Dabei zeigt sich die große Bandbreite dieser Subkultur. So finden sich unter den Interviewten Autorinnen neben Designern, Makern, Bloggern, Fotografinnen und Musikern – was sie eint, ist ihre Begeisterung dafür, die Vergangenheit neu zu erfinden und somit eine eigene Realität zu gestalten.

Der Film gibt einen schönen Überblick über die wichtigsten Steampunk-Bücher, -Bands, und -Blogs und vermittelt, woher die Bewegung kommt und wohin sie sich bisher entwickelt hat. Er zeigt die Verwandtschaft der Bewegung zu anderen Subkulturen wie Goth, Science-Fiction-Fans und Neo-Victorians. Was beim Ansehen des Films große Freude macht, ist die Leidenschaft und der Tatendrang, mit dem wirklich alle Interviewten über Steampunk sprechen. Wer sich nach dem Film tiefergehend informieren will, dem sei das 2013 erschienene Buch mit dem gleichen Titel empfohlen. Aber auch für die, die das Buch schon kennen, ist der Film eine Empfehlung: Die Interviews füllen das Thema mit Leben. esk

The Essential Guide to Electronics in Shenzhen

Chinesische Vokabeln und Reisetipps

Außen Ringbindung und ein goldglänzendes Cover, innen 18 Mal die gleiche Karte von zwei Häuserblocks – der Reiseführer von Andrew „bunnie“ Huang sieht auf den ersten Blick eher aus wie ein Experiment als ein Buch. Dabei sind die Eigenheiten clever durchdacht und erleichtern Makern die Einkaufstour in den größten Hardwaremärkten der Welt in Shenzhen. Neben Reisetipps gibt es im Buch dafür vor allem seitenweise technische Vokabeln, vom Widerstand bis zu den verschiedenen Diodentypen.

Die Begriffe sind thematisch geordnet abgedruckt: in Englisch und auf Chinesisch sowohl als Zeichen wie auch in der lateinischen Umschrift Pinyin. Dank der Ringbindung können so zwei oder mehr Personen gleichzeitig draufschauen und einfach auf das gewünschte Wort zeigen. Tabellen mit Bauteil-Standardgrößen erleichtern die Bestellung ebenfalls. Schließlich kann man die Details des Geschäfts auf einer der 18 Karten festhalten und die Visitenkarte in einer eingehängten Plastikhülle sicher verstauen. Im normalen Buchladen ist das Buch leider nicht erhältlich, sondern kann nur über Crowdsupply bestellt werden. hch

Mit Drohnen fotografieren und filmen

Das Praxisbuch für Einsteiger

Hochwertige Fotos und Filmaufnahmen aus der Luft werden zunehmend zum bezahlbaren Hobby. Eric Cheng bietet mit seinem Buch Hilfe beim Einstieg. Der Fokus liegt auf fertigen Drohnen, Bastellösungen bleiben leider außen vor. Nach Erläuterung der Grundbegriffe und Überblick über die Marktlage wird er praktisch: einzelne Kapitel widmen sich der Flugpraxis, dem Fotografieren und dem Filmen. Dabei bezieht sich Cheng oft auf GoPro-Kameras oder die integrierten Drohnen von DJI, für die er zuvor gearbeitet hat.

Bei der Übersetzung wurde das Buch stellenweise an deutsche Gegebenheiten angepasst und um einen Anhang zur Rechtslage erweitert. Manchmal gleitet es in Details von Einstellungsmenüs ab. Das ist hilfreich, wenn man es braucht, wird das Buch aber relativ schnell veralten lassen. Dafür kommen ästhetische Aspekte, wie etwa Bildkomposition, zu kurz. Wer sich eine Kamera-Drohne zulegen möchte, lernt beim Praktiker Cheng, dass es mit dem Kauf nicht getan ist und welche – teils anspruchsvollen – Vorbereitungen das Hobby erfordert. peis

Schnelleinstieg Elektronik

Die wichtigsten Grundbegriffe aus Physik und Elektronik

Sind Sie auf der Suche nach einem schnellen Einstieg in die Grundbegriffe der Elektronik, dann kann Ihnen der „Schnelleinstieg Elektronik“ vermutlich gute Dienste leisten. Für diejenigen, die alles lieber etwas genauer erklärt haben möchten und mehr Wert auf Methodik legen, dürfte es nicht die beste Wahl sein. Der Theorieteil am Anfang führt in die Grundphänomene von Strom, Spannung und Widerstand ein und die typischen Standardbauteile werden (teilweise sehr) kurz vorgestellt. Dem folgen ein paar einfache Praxisbeispiele, die allerdings lediglich an der Oberfläche kratzen und zu denen teilweise nicht einmal eine Einsatzmöglichkeit aufgezeigt wird.

Für Anfänger dürfte zusätzlich verwirrend sein, dass die Schaltpläne – typischerweise mit Fritzing, aber auch mit LTSpice gezeichnet – amerikanische Schaltsymbole enthalten, die nicht mit den deutschen Gepflogenheiten korrelieren. Hinzu kommen lästige Fehler wie Widerstandswerte, die es so nicht gibt, und abweichende Angaben zwischen Schaltplan und Bauteilliste. Für die Beispiele sind zusätzliche Bauelemente erforderlich, die über die im Buch empfohlene Grundausstattung hinausgehen. Irritierend ist auch, wenn 5 V Spannung benötigt werden, aber in der Breadboard-Ansicht ein Batteriefach mit zwei Mignonzellen (3 V) zu sehen ist. Bei der Einführung zum Löten reicht die Qualität der Bilder nicht, um zu sehen, was die Autoren zeigen wollen. Warum nach einer kurzen Einführung in Fritzing und Digitaltechnik noch auf drei Seiten Mikrocontroller abgehakt werden, erschließt sich leider gar nicht. fls

Usborne 1980s computer books

Retro-Programmiereinstieg

Der britische Kinderbuch-Verlag Usborne Publishing hat einige seiner Programmier-Lernbücher aus den 80er Jahren als PDF zum freien Download verfügbar gemacht. „Introduction to Computer Programming“ und „Machine Code for Beginners“ geben beispielsweise eine Einführung in die Rechnerarchitektur anhand von BASIC und Assembler. In „Programming Tricks and Skills“ werden Konzepte besprochen, um Programme sinnvoll zu strukturieren, und „Practical Things to Do with a Microcomputer“ gibt Inspiration für zukünftige Software- und Hardwareprojekte – inklusive einem Lötkurs.

Die Bücher stammen aus der Heimcomputer-Ära der 80er Jahre und wurden für Z80- und 6502-Prozessoren geschrieben. Ältere Leser werden sich unweigerlich in ihre eigene Kindheit und Jugend zurückversetzt fühlen. Dementsprechend erscheint heute vieles archaisch – trotzdem funktionieren aktuelle Computer im Großen und Ganzen genauso wie damals, sodass viele Konzepte weiter anwendbar sind. In Verbindung mit den vielen kindgerechten Illustrationen können die Bücher Junghackerinnen und -hackern als Einstiegshilfe dienen. Und wer die Beispiele der Bücher praktisch nachvollziehen will, für diejenigen hält die Retro-Szene im Internet Emulatoren der alten Rechner bereit. Roland Hieber/hch