Make Magazin 5/2016
S. 76
Lieblingswerkzeug

Die Fahrradspeiche

Vor Jahren lernte ich durch einen Studienkollegen DAS Universalwerkzeug für Maker kennen: die Fahrradspeiche. 280 Millimeter nutzbare Länge, 2 Millimeter Durchmesser, meistens gerade und fest (nicht hart). Ich bevorzuge die Variante aus Edelstahl, da sie dekorativer aussehen und bei richtiger Verarbeitung beinahe nicht rosten.

Über die Jahre habe ich zahlreiche Anwendungen entdeckt: Während des Studiums habe ich mal eine Viergelenkkette für eine Betrachtung in der Getriebetechnik aus den Speichen hergestellt. Meistens stelle ich aus dem Draht aber kleine Hilfsmittel her: Haken, um Bilder aufzuhängen, Rührstäbe, um Farbe aufzurühren, Ersatzschlüssel (beziehungsweise Dietrich), um eine Zimmertür zu öffnen oder zu schließen, Klammern, um starke Zangen zusammenzuhalten, Spezialhalter, um Miniatur-Pflanztöpfe zu halten, oder einen Spezialschlüssel, um die blöde Mutter an meiner alten Minolta-SLR zu bewegen.

Für die Bearbeitung ist eigentlich alles erlaubt, was gefällt: Rundzange, Flachzange, Wasserpumpenzange für die Formänderung sowie Seitenschneider oder Dremel-Trennscheibe zum Schneiden. Für die Arbeiten mit den Zangen ist ein sicherer und kräftiger Griff erforderlich, da sonst besonders beim Arbeiten mit der Rundzange die Speiche verrutscht. Also keine Angst – die Speiche hält das aus.

Bleibt nur noch die Frage der Beschaffung. Vor Jahren war es kein Problem: Regelmäßig wurde Sperrmüll mit vielen schönen alten Fahrrädern bereitgestellt. Heutzutage sind Schrottsammler schneller oder Sperrmüll wird nur noch auf Bestellung bereitgestellt. Es ist eine Frage der Urinstinkte der Jäger und Sammler – rechtzeitig sammeln und bei Bedarf aus dem Fundus bedienen. pff