Make Magazin 5/2016
S. 110
Anleitung
Aufmacherbild

Interface aus der Farbtube

Mit Acrylfarbe, Laserdrucker und etwas Geduld lassen sich daheim Frontpanels und Beschriftungen für die Projektgehäuse herstellen. Der Acryl-Transfer eignet sich für Prototyping oder für Einzelstücke. Ein Vorteil gegenüber CNC-Fräse und Lasercutter: Es können unebene Flächen und somit Gehäuse mit exotischen Formen beschriftet werden.

Inspirationsquelle: Fundstücke erleichtern die Prototyping-Phase. Mit der passenden Transfertechnik lässt sich ein Interface gestalten.

Nach wochenlangem Debugging ist das Projekt fast fertig; es fehlt nur noch ein Gehäuse. In dieser Projektbox findet die empfindliche Elektronik Schutz und auf ihr die Bedienelemente Platz. Im besten Fall ist die Bedienung so intuitiv, dass auch ein Erstnutzer einfach loslegen kann. Präzise Anzeigen sorgen für wiederholbare Ergebnisse. Ein gut durchdachtes Gehäuse erweckt zudem Interesse – man will es spontan in die Hand nehmen und ausprobieren. Und bei allen praktischen Aspekten, wäre es schön, wenn die individuelle Handschrift erkennbar bleibt. Nach einer intensiven Phase der Tüftelei kann einem die Puste ausgehen. Das sollte aber kein Grund sein, die harte Arbeit in einer öden Schachtel verschwinden zu lassen. Was jetzt benötigt wird, ist eine Designstrategie.

Einfach mal raus

Jetzt geht es darum, einen kreativen Prozess in Gang zu setzen, der auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Nutzen Sie diese Projektphase, um nach draußen zu gehen. Gönnen Sie sich einen spielerischen Umgang mit dem Thema Gehäuse. Beim Waldspaziergang können Sie Ausschau nach Fundstücken halten. Vielleicht werden Sie beim Flohmarktbesuch oder Spermülltag fündig (Berliner sind hier im ganzjährigen Heimvorteil). Denken Sie bei Ihrer Suche nicht an das Endprodukt. Es geht hier nur darum, eine passende äußere Form zu finden. Egal ob Sie ein Stück Treibholz oder eine Schmuckschatulle inspiriert: Die Entscheidung wird zum Beispiel davon beeinflusst, ob das Teil gut in der Hand liegt. Sie kennen die Funktionen und Ansprüche Ihres Projektes und wissen, welche Elemente untergebracht werden müssen. Überlegen Sie dann erst, wie Sie die Bedienelemente anbringen könnten. So wird aus einem leidigen Thema ein Trödelausflug oder ein Spaziergang im Park.

Beschriftung

Beschriftungen von genauen Poti-Anzeigen bis kreativen Skizzen lassen sich schnell am Rechner erstellen. Doch wie bekommt man sie auf das vorbereitete Gehäuse? Eine verblüffend einfache Lösung bietet eine Technik, mit der Fotos auf Holz und Leinwände transferiert werden. Für den Transfer wird transparente Acrylfarbe genutzt, sogenanntes Acrylmedium. Mit einem Laserdrucker auf herkömmlichen Papier ausgedruckt, wird das Layout auf eine Oberfläche übertragen. Beim Transfer geht der Toner mit dem Acryl eine dauerhafte Verbindung ein. Diese Methode eignet sich für alle fettfreien Materialien, an denen Acrylfarbe haften bleibt – von Holz bis Metall.