Schulamt oder Ehrenamt?
Kürzlich war unser Verlagshaus Gastgeber der Ehrungen für „MINT-freundliche Schulen“ – ausgeschrieben von der Initiative „MINT Zukunft schaffen“. Schulen verschiedener Bildungsstufen bekamen dabei ein Schild überreicht, das sie als eben solche „MINT-freundliche Schule“ sichtbar kennzeichnet. Zuvor mussten Lehrer verschiedene Fragebögen ausfüllen und beispielsweise erklären, welche MINT-Themen sie wie mit wieviel Wochenstunden im Unterricht behandeln, welche Zusatzangebote es gibt, ob man an „Jugend forscht“ teilnimmt und Kontakt zu Wirtschaftspartnern mit MINT-Schwerpunkten pflegt. Zudem sollen die Lehrkräfte an Fortbildungen teilnehmen und für den MINT-Unterricht passende Lehrmittel anschaffen.
Das alles ist ein ganz schönes Brett, nur um sich später mal ein Schild vor die Schule zu hängen – denn Förder- oder Preisgelder fließen keine, wie ich im Gespräch mit Lehrern im Anschluss an die Ehrung erfuhr. Zwar würden Eltern wohlwollend eine MINT-freundliche Schule bevorzugen, aber das sei auch der einzige Vorteil, den man daraus ziehen würde. Wünschenswert wären aber beispielsweise Gelder für Schulungen der Lehrer, um auch sie an die neuen Gebiete wie 3D-Druck, Arduino, Raspberry Pi und Elektronik heranzuführen. Derzeit würden sich viele Lehrer, so erfuhr ich weiter, das notwendige Wissen im Alleingang beibringen – weil ihnen das Thema am Herzen liegt.
Das Bild passt zu den vielen Schülergruppen, die als Aussteller an den Maker Faires teilnehmen: Im Hintergrund sind immer Lehrer aktiv, die sich dem Make-Thema verschrieben haben und sich freiwillig in Bastel-, Robotik- und Programmier-AGs engagieren. Ich frage mich: Wenn MINT und Maker doch für Wirtschaft und Politik so wichtig ist, wieso hängt es dann vom Wohlwollen einiger Weniger ab, die das Thema in den Schulen vorantreiben? Was passiert, wenn diese engagierten Lehrer irgendwann die Lust verlieren? Oder in Pension gehen? Und sich dann keiner mehr zuständig fühlt?
Ich hoffe inständig auf einen Wertewandel in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, in der auch der Ausbildung und der Unterstützung der Lehrer wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Denn erst wenn sich auch wieder mehr (angehende) Lehrer für MINT-Fächer begeistern, springt der Funke auf die Schüler über.
Daniel Bachfeld