Make Magazin 2/2017
S. 18
Anleitung
Aufmacherbild

Der Todesstern fürs Wohnzimmer

Film-Requisiten entstehen oft aus Alltagsgegenständen. Davon inspiriert bauen wir aus der Ikea-Leuchte mit manueller Bedienung eine motorgetriebene mit Funk-Fernsteuerung und sorgen mit einer RGB-LED für Lichteffekte. Mit der richtigen Farbgebung wird daraus ein Todesstern wie bei Star Wars.

In der Fan-Szene hat sich die Bezeichnung „Todesstern“ in Anlehnung an die Filmsaga Star Wars (Krieg der Sterne) und den neuesten Blockbuster Rogue One für die Leuchte mit dem Ikea-untypischen Namen „PS 2014“ etabliert. Ob es sich bei der Leuchte um ein schickes Designobjekt oder eher Trash handelt, ist wohl eine Frage des individuellen Geschmacks. Der trickreiche Mechanismus, mit dem sich die Leuchte öffnen und schließen lässt, ist aber definitiv ein Hingucker: Wohl kaum ein Kunde kann an dem Teil im Möbelhaus vorbeigehen, ohne selber einmal an den Schnüren gezogen zu haben. Die Lampe gibt es in zwei Größen (35 cm und 52 cm Durchmesser) und vier Ausführungen. Bei der einfachsten und kleinen Variante (50 Euro) sind die Flächen außen und innen weiß und die Stäbe können orange oder türkis sein. Für 70 Euro gibt es die kleine Variante auch mit einer silber- oder kupferfarbenen verspiegelten Innenseite. In gleicher Ausstattung kostet das große Modell stolze 130 Euro.

Darth Vader als Strippenzieher

Film-Fans assoziieren die Funktion der Lampe fast automatisch mit der Planeten-vernichtenden Laserwaffe. Wenn man dann noch so kreativ ist wie Maria Krüger, die uns ihr liebevoll bemaltes Modell fürs Fotoshooting zur Verfügung stellte, wird der Eindruck noch verstärkt.

Mimas ist ein Mond des Planeten Saturn und ähnelt mit seinem 130 km durchmessenden Krater Herschel dem Todesstern frappierend, wie auch die NASA meint.

Nur eins störte uns an den zahlreichen Versionen, die man im Internet findet: Darth Vader wird wohl kaum seine Waffe wie eine Spielzeuguhr per Schnur aufziehen. Echte Bösewichte haben mindestens einen fetten Schalter, auf den sie hauen, um ganze Welten zu pulverisieren. Wir brauchen also eine Motorisierung für unsere Leuchte, sodass sich die Lampe aus der Ferne öffnen und schließen lässt. Wichtig war dabei, dass für einen einfachen Nachbau kein Mikrocontroller verwendet werden sollte und die Mechanik so wenig aufwändig wie möglich wird. Natürlich bieten sich mit einer programmierbaren Ansteuerung weitere Möglichkeiten, aber das Projekt sollte möglichst leicht nachbaubar gehalten werden. Mit einer RGB-LED-Lampe (ebenfalls mit Fernbedienung) kann dann zusätzlich noch zwischen unheilvoller und friedlicher Lichtstimmung gewählt werden.

Zur Umsetzung kam die Idee auf, eine einfache Funkfernbedienung für ein Spielzeugauto zu benutzen. Damit wurde die Steuerung so einfach wie möglich gelöst, denn dessen Empfängerschaltung muss auch einen Motortreiber beinhalten, mit dem zwischen zwei Fahrtrichtungen umgeschaltet werden kann. Einfache Modelle kosten inklusive Handsender gerade einmal zehn Euro und werden mit zwei Mignon-Batterien (etwa 3 V) betrieben.

Teilweise zerlegtes Spielzeugauto von Revell

In der Lampe dient eine festgeklemmte Schnur dazu, die Leuchte zu öffnen und zu schließen. Wird die Klemmung entfernt, klappt die Lampe von alleine wieder zu. Am einfachsten erschien es uns da, die Schnur auf eine Spule zu wickeln, um die Mechanik zu öffnen, und zum Schließen die Schnur wieder abzuwickeln. Ein Getriebemotor mit langsamer Übersetzung sollte auch bei wenig Spannung genügend Kraft aufbringen, um die Mechanik zu bewegen. Der Getriebemotor wird dazu einfach an die ursprünglichen Motoranschlüsse des Empfängers im ausgeschlachteten Spielzeugauto angeschlossen.

Direktor Orson Callan Krennics Versagen

Der Bau einer so mächtigen Waffe verläuft selbstverständlich nicht ohne Rückschläge und Fehlversuche. Insgesamt haben wir für die Entwicklung unserer Konstruktion viel mehr Zeit benötigt, als die oben angegebenen paar Stunden. Da uns kein komprimierter Wasserstoff oder Kyber-Kristalle zur Verfügung stehen, sollte ein schnöder Batteriehalter für zwei Mignon-Zellen herhalten. Es zeigte sich aber, dass die Funkempfängerschaltung diese zu schnell entleert und die Leistung auch nicht ausreicht. Mit einem 3er-Halter wird es besser, aber immer noch nicht perfekt genug für den Dunklen Lord, sodass wir dann doch ein Steckernetzteil benutzten. Auch wenn die Motoren meistens mit bis zu 12 V betrieben werden können, so ist nicht sichergestellt, wie viel die Elektronik der Ansteuerung verträgt, weshalb eine Beschränkung auf maximal 4,5 V sicherer ist, bevor die Schaltung überlastet wird.

Der erste Wurf mit Batteriehalter und Garnspule aus der Bastelkiste

Der von uns im Prototyp benutzte Mikro-Getriebemotor (TME POLOLU-992) ist ein wenig zu schwach auf der Brust und schafft es nur etwas mühsam, die Lampe zu öffnen. Noch mehr Probleme bereitet ihm, die geöffnete Stellung zu halten. Durch das Gewicht der Lampenelemente wird die aufgewickelte Schnur manchmal wieder abgespult, weil die Getriebeübersetzung durchdreht und nicht genügend Haltekraft aufbringt. Ein Motor mit anderer Übersetzung, die mehr Drehmoment aufbringt, ist deshalb für die großen Leuchtenmodelle auszuprobieren. Ein möglicher Kandidat könnte der DC-Getriebemotor ZHAOWEI ZWPD016016-216-P (Pollin Artikel-Nummer 310619) sein, wobei wir den nicht getestet haben und uns deshalb über Ihre Rückmeldung im Forum freuen würden.

Die einfache Spule als Objekt für den 3D-Drucker

Als Spulenkörper haben wir anfangs einfach eine kleine Nähgarnspule benutzt. Diese auf der Achse des Motors zu befestigen stellt die nächste Hürde dar. Der Zweikomponentenkleber hielt auf Dauer nicht und die Spule rutschte durch. Aus diesem Grund haben wir dann eine kleine Spule aus PLA (Polylactide) im 3D-Drucker erzeugt, deren Achsenöffnung etwas kleiner als benötigt ist und an einer Seite innen abgeflacht ist. Um sie sicher zu befestigen, wird die Achse kurz mit einem Mikro-Gasbrenner erhitzt und dann die Spule aufgesetzt, sodass diese den Kunststoff anschmilzt.

Die Baugruppen an der Leuchte zu befestigen ist eine Wissenschaft für sich. An dem Kunststoff halten die meisten Klebstoffe einfach nicht und Primer stand uns nicht zur Verfügung. Mehrmals wurden die Teile festgeklebt und rissen dann doch ab. Vor allem am Motor tritt eine recht große Scherkraft auf. Bei einem der Fehlversuche blieben ein paar SMD-Bauteile der Steuerplatine kleben, sodass ein zweites Modellauto gekauft werden musste. Letztendlich lieferte erst die Befestigung mit zwei Schrauben und einem kleinen Winkelstück befriedigende Ergebnisse. Den Rest halten (Zweikomponenten-)Klebstoff und Kabelbinder.