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Nadel ab und Riemen schlapp
Wer im Zuge der Vinyl-Renaissance wieder in die analoge Audiowelt einsteigt, steht vor einer Reihe technischer Probleme. Wir zeigen, wie man HiFi-Plattenspieler der späten 70er- und 80er-Jahre wieder flottmacht und sich eine Neuanschaffung erspart.
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Wir schreiben das Jahr 1990: In fast jedem Haushalt sind CD-Player angekommen und haben die guten alten Plattenspieler verdrängt, die nun statt auf der Spitze der HiFi-Türme auf fast jedem Sperrmüllhaufen thronen. Viele kleine Plattengeschäfte schließen die Pforten. Wer jetzt noch Schallplatten nutzt, ist völlig uncool und altmodisch. Nur High-End-Puristen und DJs können sich dieser Eingruppierung halbwegs entziehen und schwören weiterhin auf Vinyl. Alles, was sich ansonsten im HiFi-Sektor behaupten will, muss auf der Gerätefront das Prädikat „digital“ tragen oder zumindest mit „verdammt nah an der CD“ beworben werden.
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Einige Jahre später stellt Panasonic auch die Produktion des seit 1978 verkauften und mittlerweile legendären DJ-Plattenspielers Technics SL-1200/ SL-1210 MKII ein, der 2010 sogar als das am längsten hergestellte Produkt der Unterhaltungselektronik ins Guinness-Buch der Rekorde einging. Die Geschichte der analogen Schallplatte schien an diesem Punkt endgültig beendet zu sein.
Wir schreiben das Jahr 2017: Musik ist digital und komprimiert überall schnell per Download/Stream verfügbar. Umso mehr verwundert es, dass das meistverkaufte Audiogerät im Weihnachtsgeschäft 2015 bei Amazon ein Plattenspieler war („Jensen JTA-230 3-Speed“ für umgerechnet etwa 50 Euro). Zum 50-jährigen Firmenjubiläum kündigt Panasonic sogar eine Neuauflage seines Technics-Klassikers an. Während CD-Abteilungen in Kaufhäusern und Elektromärkten immer weiter schrumpfen, taucht stattdessen wieder Vinyl in teilweise sehr hochwertigen Pressungen auf. Die über 100 Jahre alte Erfindung von Emil Berliner ist wieder auf dem Vormarsch. Allein in Deutschland wurden 2015 über 50 Millionen Euro Umsatz mit Schallplatten generiert. Der messtechnisch nicht perfekte, aber individuelle Vinylsound erlebt ein Revival.
Wer sich heute nach einem neuen Plattenspieler umsieht, wird leider feststellen, dass die Preise für hochwertige Geräte alles andere als günstig sind. Schnäppchen im zweistelligen Eurobereich sind zwar zu finden, von ihnen kann man aber nur abraten. Bei genauem Betrachten dieser Billigstkonstruktionen erkennt man schnell, dass fast jedes 30 Jahre alte Mittelklassegerät den modernen Plastikbombern überlegen ist. Die USB-Schnittstelle am Billig-Plattenspieler ist zwar praktisch, aber für eine Digitalisierung nicht zwingend notwendig. In Verbindung mit einem älteren Verstärker (alternativ auch nur Phonoentzerrer, siehe Artikel „RIAA-Entzerrervorverstärker“ ab Seite 118 oder einem DJ-Mischpult) und einem handelsüblichen PC mit Line-Eingang (onboard, Soundkarte oder externer Adapter) ist jeder Plattenspieler dazu geeignet. Bessere Ergebnisse entschädigen für den etwas höheren technischen Aufwand.
Nichts geht, nichts dreht …
Wenn der Plattenspieler nicht startet und es sich um ein Modell mit Riemenantrieb handelt, sollten Sie zuerst die Gummi- beziehungsweise Filzmatte vom Plattenteller abnehmen und den Teller nach oben abziehen. Bei einigen Modellen muss dazu ein Sprengring oder eine Klammer an der Achse entfernt werden.
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Alte Antriebsriemen leiern aus, werden spröde, reißen oder verenden in Form einer schmierigen dunklen Paste. Der Motor dreht sich in diesem Falle zwar vielleicht noch, aber eine Übersetzung der Kraft auf den Plattenteller ist nicht mehr möglich. Vorstufen zu diesem Totalausfall können ein sehr langsames Anlaufen des Plattentellers oder Gleichlaufschwankungen sein.
Falls der alte Riemen noch nicht gerissen ist, kann man versuchen, ihn zu regenerieren: Legen Sie ihn für etwa 15 Sekunden in kochendes Wasser und schrecken Sie ihn anschließend mit kaltem Wasser ab. Wenn Sie Glück haben, zieht er sich wieder etwas zusammen und kann noch eine Zeitlang verwendet werden. Falls es schiefgeht, löst er sich dabei auf. Dann hilft nur die Neubeschaffung. Kann der kleine Radio-Fernsehhändler um die Ecke nicht weiterhelfen, bietet sich eine Suche auf den großen Handelsplattformen im Web an. Mit etwas Glück kann das Problem mit etwa 10 Euro gelöst sein. Sicherheitshalber sollte man den Riemen nach der Modellbezeichnung des Plattenspielers auswählen und bestellen. Abweichungen von den Originalherstellerdaten wirken sich unmittelbar auf den Gleichlauf aus.
Falls der alte Riemen nur verschmutzt ist, kann eine Reinigung (zum Beispiel mit dem Reinigungsspray Kontakt WL) helfen. Alle Flächen, mit denen der Riemen in Berührung kommt, aber auch Ihre Finger beim Auflegen, müssen sauber und fettfrei sein. Dies erreicht man mit Isopropanol aus der Apotheke.
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Neben der reinen Kraftübertragung dient der Riemen zur mechanischen Entkopplung. Störeinflüsse auf die Tonwiedergabe, zum Beispiel durch Vibrationen des Motors, werden dadurch reduziert. Im Billigsegment nutzt man dies häufig aus, um sich die Kosten für hochwertige, vibrationsarme Motoren zu sparen. Schlechtere Gleichlaufeigenschaften sind oft der Preis dieser Ersparnis.
In der mittleren bis oberen Preislage waren besonders in den späten 70er und 80er Jahren Plattenspieler mit (quarzgeregeltem) Direktantrieb und den damit verbundenen hervorragenden Gleichlaufeigenschaften anzutreffen. Da hier die Motorachse gleichzeitig die Plattentellerachse war, entfiel der Riemen als Verschleißteil und die Kraft wurde direkt ohne Schlupf auf den Plattenteller übertragen. Das ermöglicht ein großes Drehmoment und entsprechend sehr kurze Hochlaufzeiten auf die gewünschte Sollgeschwindigkeit. Absolute Highend-Freaks bevorzugen dennoch bis heute den Riemenantrieb, jedoch nur in einer Kombination aus hochwertigem Motor und Plattenteller, um bestmögliche Entkopplungsergebnisse zu erzielen.
mechanische Fehler
Neben dem Tellerantrieb unterscheiden sich Plattenspieler in der Art der Bedienung: Es gibt Geräte mit Vollautomatik, Halbautomatik und manuellem Betrieb. Beim manuellen Betrieb muss alles vom Benutzer erledigt werden. Ein Halbautomat übernimmt zumindest das Abheben des Tonarms vom Vinyl am Plattenende und oft auch das Abschalten des Motors. Das ist sinnvoll, um die Nadel nicht unnötig lange in der Auslaufrille zu quälen und den Verschleiß zu verringern. Ein Vollautomat ist am komfortabelsten, aber mechanisch auch am aufwändigsten. Der Benutzer muss nur noch den Start-/Stop-Knopf drücken. Die Tonarmführung vor und nach dem Abspielvorgang übernimmt automatisch der Vinylknecht.
Gebrochene Kunststoffteile
Kunststoffe werden über die Jahre spröde und brechen, Zahnräder leiden an Zahnausfall. Mechanische Ersatzteile sind aber in der Regel schwer oder gar nicht mehr zu beschaffen. Die Reparatur kann einen erheblichen Bastelaufwand erfordern. Kunststoffteile lassen sich eventuell mit dünnflüssigem Sekundenkleber flicken. Eine ausführliche Übersicht über die Verwendung von Klebstoffen befindet sich in „Make 4/2015“ (Seite 76–87).
Bei Puristen sind Vollautomaten verpönt. Federn und andere mechanische Komponenten können unerwünschte Resonanzen verursachen und so die Tonwiedergabe negativ beeinflussen. Für den Normalbenutzer stellt eine sauber konstruierte Mechanik hingegen eine deutliche Vereinfachung in der Handhabung des Plattenspielers dar.
Bei Automaten ist der Punkt, an dem die Nadel auf die Schallplatte aufsetzt beziehungsweise wieder abhebt, über eine Justierschraube im direkten Umfeld des Plattentellers einstellbar. Setzt die Nadel neben der Platte oder bereits in der Musikaufnahme auf, muss kein Defekt vorliegen. Vielleicht sind nur die Schrauben verstellt. Erkennt das Gerät die Plattengröße nicht automatisch, muss man sie ihm über den Plattengrößenwahlschalter mitteilen. Es sind mindestens 2 Formate einstellbar: 7 Inch (17,5 cm) für Singles und 12 Inch (30 cm) für LPs und Maxi-Singles. Einige Geräte unterstützen zusätzlich das seltene 10 Inch (25 cm) Format.
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Nach langer Standzeit oder auch nach einem Transport kann die Automatik aus dem Tritt kommen und benötigt bei einigen Modellen nur einen zweiten Anlauf. Funktioniert sie auch dann noch nicht, muss zur Lokalisierung von Defekten bei den meisten Plattenspielern die Bodenplatte abgeschraubt oder bei Geräten mit (Holz)zarge das ganze Chassis nach oben herausgenommen werden. Dann geht es auf die „Hebebühne“. Der Plattenspieler wird zwischen 2 Stühlen oder Tische so gehängt, dass man sowohl die Oberseite als auch das Innenleben beobachten kann.
Die Fehlerursachen für ein Versagen der Mechanik sind vielfältig: Verschmutzungen, gerissene Seilzüge, erschlaffte Zugfedern, verhärtete oder spröde Gummiteile sowie verharzte und verklebte Schmiermittel (Öle und Fette). Sehr stark festsitzende Mechanik lässt sich kurzzeitig durch den dosierten (!) Einsatz von WD40-Spray in Gang bringen. Eine dauerhafte Schmierung wird hiermit jedoch nicht erreicht. Wegen der Kriecheigenschaften des Mittels sollte man von der Verwendung sogar eher abraten. Zur schonenden Entfernung alter Fette und Öle ist Isopropanol aus der Apotheke sehr gut geeignet. Es verdunstet rückstandsfrei und greift Kunststoffe nicht an.
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Um die Reinigung auch an schwer zugänglichen Stellen durchführen zu können, ist oft ein Zerlegen der Mechanik notwendig. Die einzelnen Schritte sollten Sie durch Fotos dokumentieren, damit nach der Reinigung auch alles wieder an die richtige Stelle kommt.
Um die Reibung und den damit verbundenen Verschleiß der Mechanik zu reduzieren ist eine neue Schmierung nötig. An Kunststoffteilen (beispielsweise dem Kurvenrad) kommt technische Vaseline oder PTFE-Spray zum Einsatz. Für die sich langsam bewegenden Metallteile ist auch Wälzlagerfett aus dem Baumarkt geeignet.
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Wenn mechanische Fehler der Automatik nicht beseitigt werden können, sollten Sie überlegen, ob Sie auf den Bedienkomfort verzichten können. Dann bauen Sie die Teile der Automatik (das Kurvenrad) aus und verwenden das Gerät in reinem manuellem Betrieb weiter. Hierfür müssen eventuell Mikroschalter, die normalerweise durch den Ablauf der Mechanik betätigt werden und beispielsweise den Motor schalten, überbrückt und durch von außen angebrachte Schalter ersetzt werden.
Antiskating
Bedingt durch die sogenannte Skatingkraft wird der Tonarm beim Drehen des Plattentellers zur Plattenmitte gezogen. Eine einseitige Abnutzung der Nadel und ein erhöhter Verschleiß der inneren Schallplattenrillenflanke können die Folge sein. Um diesem physikalischen Effekt entgegenzuwirken, verfügt fast jeder Plattenspieler über ein kleines Einstellrädchen mit der Bezeichnung Antiskating. Der Tonarm wird hierdurch zum Plattentellerrand zurückgezogen. Technisch ist dies bei einigen Modellen über Magnete oder Gewichte realisiert. Am weitesten verbreitet ist die Verwendung einer Feder, die mechanisch an den Tonarm gekoppelt ist. Ausgeleierte Federn und verhärtete Fette können die fehlerfreie Funktion des Antiskatings beeinträchtigen. Zur Reinigung ist Isopropanol geeignet.
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Als grobe Faustregel gilt, dass das Antiskating identisch zum Auflagegewicht eingestellt werden sollte. (Allerdings kann durch einen speziellen Nadelschliff ein anderer Wert notwendig sein.) Die Toninformationen einer Schallplatte sind in den Rillenflanken gespeichert. Eine zu hoch gewählte Einstellung führt zu Verzerrungen des linken Kanals. Bei zu wenig Antiskating verzerrt der rechte Kanal. Zur groben Orientierung (da die Modulation fehlt) kann eine Platte ohne Rillen verwendet werden. Beim Aufsetzen der Nadel darf der Arm weder nach innen noch nach außen gezogen werden. Für die perfekte Justage sind spezielle Testschallplatten mit Prüfsignalen notwendig. Wer den Plattenspieler zum Scratchen verwenden möchte, sollte unbedingt darauf achten, das Antiskating vorher abzuschalten.
Tonarmlift
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Wer keine ruhige Hand beim Plattenauflegen hat, kann zum schonenden gedämpften Aufsetzen und Abheben der Nadel den Tonarmlift nutzen. Über eine Justierschraube in dessen unmittelbarer Nähe lässt sich die Höhe einstellen. Nach langer Standzeit kann der Lift verharzen. Er funktioniert nicht mehr oder verliert seine dämpfende Wirkung. Oft genügt es schon, an die Achse honigartiges hochviskoses Silikonöl zu geben und den Lift einige Male zu betätigen. Tritt keine Verbesserung ein, ist der Ausbau und die vollständige Reinigung angesagt.
Betriebsgeräusche
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Bei einem guten intakten Plattenspieler darf beim Rotieren des Tellers kein nennenswertes Geräusch entstehen. Ein „Klackern“ kann auf einen Lagerschaden hindeuten, der wirtschaftlich nicht reparierbar ist. Einige Geräte verlangen zur Verringerung der Reibung eine Ölung, damit keine Schäden am Lager entstehen. Ein Tropfen an die Motorachse reicht meist schon. Für optimale Ergebnisse sollte man sich an die Herstellerempfehlung halten. Ein Universalöl, das für jedes Lager geeignet ist, gibt es nicht. Extrem dünnflüssige Öle sind ungeeignet, weil sie sich im Gerät verteilen können. Für die alten Plattenspieler des Herstellers Dual werden sogar wenige Tropfen eines Auto-Motorenöl (10W40, 15W40) empfohlen.
Das Zerlegen des Motors sollte bei einem fehlerfrei arbeitenden Gerät nicht vorgenommen werden. Sein Innenleben ist empfindlich und daher besteht das Risiko, dass er nach dem Zusammenbau nicht mehr korrekt läuft.
elektronische Fehler
Solche Fehler können sich auf recht unterschiedliche Weise äußern: Entweder macht das Gerät gar nichts mehr oder es treten ungewöhnliche Betriebsgeräusche auf. In beiden Fällen sind oft Bauteile (Kondensatoren, Trimmer oder Potenziometer) Schuld, die sich für wenig Geld ersetzen lassen.
Kein Lebenszeichen
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Wenn der Plattenspieler gar kein Lebenszeichen von sich gibt, kann der Fehler in der Elektronik liegen. Bei eingeschaltetem Gerät muss jedoch zuerst geprüft werden, ob die Netzeingangsspannung anliegt. Nicht fehlerfrei einrastende Schalter stellen oft bereits die Fehlerursache dar. Zuleitungskabel können abgerissen oder gebrochen sein. Solche einfachen Fehler sind mit einem handelsüblichen Multimeter lokalisierbar.
Die Fehlersuche führt über den Trafo weiter zum längsgeregelten Netzteil. Defekte Sicherungen, Brückengleichrichter, Elkos, Spannungsregler und „kalte Lötstellen“ können einen Totalausfall des Gerätes bewirken. Eine ausführliche Anleitung zur Reparatur solcher Netzteile und eine Erklärung der Bauelemente ist in Make 4/2014 (siehe Link auf Seite 106).
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Wenn das Netzteil arbeitet, sollte zumindest die Nadelbeleuchtung oder die Stroboskopanzeige des Plattenspielers leuchten (sofern diese Ausstattungsmerkmale vorhanden sind). Falls der Plattenteller dennoch nicht anläuft, kommen die Motoransteuerung und der Motor selbst als Fehlerquelle in Frage. Bei Plattenspielern des unteren Preissegments lohnt sich eine Reparatur im Falle eines Motordefekts meist nicht. Ersatzmotoren sind oft nur als Gebrauchtware über bekannte Online-Auktionshäuser erhältlich und eine Beschaffung nur bei sehr hochwertigen Geräten sinnvoll.
Hat der Plattenspieler einen neuen Antriebsriemen erhalten oder es handelt sich um ein Gerät mit Direktantrieb, und dennoch wird die gewünschte Geschwindigkeit nicht konstant gehalten? Das ist glücklicherweise meist kein Defekt am Motor, sondern an dessen Ansteuerung. Steckverbinder, Umschalter, Potenziometer und Trimmer können für diesen Fehler verantwortlich sein und müssen von Oxidschichten befreit und gereinigt werden. Die genaue Position der Abgleichtrimmer sollte man zuvor markieren.
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Wenn eine einfache Behandlung mit Tunerspray nicht ausreicht, können Sie Oxidschichten mit Kontakt 60 lösen. Danach mit Kontakt WL den Ätzvorgang stoppen und die Verschmutzungen herausspülen. Schließlich versiegeln Sie die Kontakte mit Vaselinespray, um erneuter Korrosion vorzubeugen. In der Regel sind Gleichlaufschwankungen nach dieser Behandlung beseitigt. Näheres dazu finden Sie in Make 4/2013 auf Seite 84–97. Den Artikel können Sie kostenlos über den Link am Anfang dieses Artikels lesen.
Anderenfalls können auch Elkos auf der Motoransteuerplatine ein solches Fehlerbild auslösen. Da in den meisten Fällen nur eine Handvoll Kondensatoren verbaut und diese Teile preiswert sind, ist es ratsam, alle zu erneuern. Achten Sie dabei auf die jeweils aufgedruckten Werte. Ein extrem schnelles Drehen des Plattentellers kann auf defekte Potenziometer und Trimmer hindeuten. Ist deren Kohlebahn gerissen, hilft nur noch der Austausch.
Bei einem fehlerfrei arbeitenden Plattenspieler müssen die Geschwindigkeiten in der Mittelstellung des Pitchpotenziometers bei exakt 33 1/3 beziehungsweise 45 Umdrehungen pro Minute liegen. Zur einfacheren Justierung verfügen viele Geräte über einen Plattenteller mit Stroboskoppunkten. In Verbindung mit der eingebauten Stroboskoplampe entsteht bei Betrieb auf Sollgeschwindigkeit der Eindruck, dass der Plattenteller stehen würde – eine optische Täuschung. „Bewegungen“ der Stroboskoppunkte deuten auf eine zu niedrige oder zu hohe Geschwindigkeit beziehungsweise auf Gleichlaufschwankungen hin.
Verfügt der Plattenspieler über keinen „Pickelteller“, kann man stattdessen eine Stroboskopscheibe verwenden. Legen Sie die einfach anstelle einer Schallplatte auf den Plattenteller und leuchten Sie sie mit einer handelsüblichen netzbetriebenen Glühlampe (!) an. LED-Lampen sind hierfür nicht geeignet, da sie das Licht nicht mit der hier geforderten Frequenz von 50 Hz abstrahlen. Eine Stroboskopscheibe zum Selbstausdrucken gibt es übrigens zum kostenlosen Download unter dem Link auf der zweiten Seite dieses Artikels.
Bei vielen Plattenspielern ist ein sehr geringfügiges Abdriften der Geschwindigkeit mit steigender Betriebstemperatur zu beobachten. Abgleicharbeiten sollten daher immer erst erfolgen, wenn das Gerät ein wenig „warmgelaufen“ ist.
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Britzelnde Geräusche
Besonders beim Start geben alte Plattenspieler gern ungesund klingende britzelnde Geräusche von sich. Ursache hierfür ist meist der Entstörkondensator, der parallel zu den Kontakten des Einschalters angeschlossen ist. Ursprünglich vom Hersteller für die Entstörung vorgesehen entwickelt sich dieses Bauelement im hohen Alter selbst zum Störer. Bei Nichtaustausch verabschiedet sich der Kondensator gern irgendwann mit einem lauten Knall. Sollten nach dem Austausch noch Störungen auftreten, sind die Kontakte des Schalters zu reinigen. Liegt bereits Kontaktabbrand vor, hilft nur der Austausch.
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Brummmmmmm …
Jeder, der sich einmal mit einem Plattenspieler beschäftigt hat, kennt das Problem. Die Musik wird von einem deutlich wahrnehmbaren Brummton überdeckt. Je nach Konstruktion ist bei einigen Geräten neben den heute üblichen Cinchkabeln eine Erdungsleitung für den störungsfreien Betrieb notwendig. Die wird an die Erdungsschraube des Verstärkers, Vorverstärkers oder Mischpults angeschlossen. Bei den älteren DIN-Steckern kann (je nach Modell) der Außenring mit der Erdung beschaltet sein.
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Sehr häufig ist das dünne Erdungskabel gebrochen oder abgerissen. Besonders die Übergänge zum Kabelschuh und zum Plattenspielergehäuse sind zu prüfen. Ist durch Sichtprüfung kein Fehler erkennbar, hilft der Durchgangsprüfer (Ohmmeter) weiter.
Wenn das Gerät noch über einen fünfpoligen DIN-Stecker verfügt, sollte man über eine Umrüstung auf Cinch nachdenken. Adapter (DIN-Buchse auf Cinchstecker) stellen eine häufige Fehlerquelle für Brummen oder Kanalausfall dar. Mit jeder Steckverbindung entsteht ein weiterer unerwünschter Übergangswiderstand. Die Amplitude des Phonosignals ist sehr gering und dadurch besonders anfällig für Störungen. Ist der Austausch des Anschlusskabels notwendig, sollte der Ersatz möglichst kurz und höchstens 1,5 m lang sein. Jedes Kabel weist konstruktionsbedingt eine Kapazität auf, die zu Verzerrungen im Frequenzgang führen kann. Damit die Hochtonwiedergabe nicht beeinträchtigt wird, sollten Kabelkapazitäten zwischen 100 und 150pF nicht überschritten werden.
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Fällt ein Kanal aus oder ist das Brummen auch mit den oben beschriebenen Methoden nicht zu beseitigen, sollte man die Steckschuhe vom Tonabnehmersystem trennen und systematisch mit dem Ohmmeter auf Fehlersuche gehen. Da sich auf dem Weg vom Tonabnehmeranschluss zum Cinch-/DIN-Stecker keine aktiven Bauelemente befinden, muss der gemessene Widerstand sehr gering sein. Zwischen dem rechten und linken Kanal darf bei fehlerfreier Verkabelung hingegen kein Kontakt bestehen (Widerstand hochohmig). Die häufigste Fehlerursache für zu hohe Übergangswiderstände sind verschmutzte oder oxidierte Steckkontakte. In einfachen Fällen reicht eine Reinigung mit Isopropanol aus. Kontaktspray beseitigt starke Oxidation. Das Spray darf jedoch auf keinen Fall in das Tonabnehmersystem gelangen, da es dort durch die ätzende Wirkung Schaden anrichten würde. Einige wenige Plattenspieler-Modelle verfügen zusätzlich über einen mechanischen Schaltkontakt, der das Audiosignal stumm schaltet, wenn das Gerät nicht in Betrieb ist. Diese Schaltkontakte wollen ebenfalls gereinigt werden.
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Viele Plattenspieler haben einen Tonarm mit der von der britischen Firma SME (Scale Model Equipment Company Ltd.) entwickelten Anschlussbuchse. Die meisten Hersteller (Sony, Technics und die zahlreichen Nachbauten …) verwenden die in der nebenstehenden Tabelle dargestellte Pinbelegung. Abweichungen wurden bei älteren Modellen der Hersteller Telefunken und Saba festgestellt. Bei beiden waren die Kanäle vertauscht.
Ein sehr leichtes Brummen, das nur bei weit aufgedrehtem Verstärker hörbar ist, kann konstruktionsbedingt auftreten und lässt sich nicht mit einfachen Mitteln beseitigen. Um jeden stromdurchflossenen Leiter und dementsprechend auch bei Betrieb von Trafo und Motor entstehen Magnetfelder, welche in sehr empfindliche Tonabnehmer einkoppeln können. Man muss sich immer vor Augen halten, dass man es mit einem Analogsignal zu tun hat, dessen Signal-Rauschabstand systembedingt weit von dem Niveau digitaler Audiotechnik entfernt ist.
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Die meisten Plattenspieler werden nach den bislang genannten Maßnahmen wieder arbeiten. Falls jedoch der Klang nicht optimal ist, müssen Sie sich mit dem Thema Tonabnehmer und Nadel beschäftigen. Was es dabei zu beachten gibt, erfahren Sie in der nächsten Make. —hgb