Make Magazin 5/2017
S. 102
Gesichtserkennung
Aufmacherbild

… wer ist die Schöne vor dieser Wand?

In dieser Ausgabe lernt der Zauberspiegel Sie kennen, denn wir trainieren die Gesichtserkennung. Außerdem lernt der Antlitzreflektor, was er für Sie persönlich tun soll. Hegen Sie aber keine zu große Hoffnung: Er wird weder für Sie wie einst der Jäger auf die Pirsch nach der noch schöneren Königstochter gehen noch Ihre Wohnung putzen.

In der Grundeinstellung der Spiegel-Software, so wie Sie sie im ersten Teil (siehe Make 4/17, ab Seite 26) überspielt haben, erkennt er Sie nur als „Fremder“. Das wird sich nun ändern. Die Gesichtserkennung wird mit Probefotos auf alle seine Benutzer trainiert. Das dauert nicht lange, denn pro Spiegelkunde sind nur etwa 20 Schnappschüsse nötig, damit hinterher alles sicher funktioniert. Wichtig dabei: Der Spiegel sollte an seinem endgültigen Bestimmungsort sein und vor allem sollten die Beleuchtungsverhältnisse auch in etwa der späteren Situation entsprechen. Ist der Spiegel also beispielsweise fürs Badezimmer vorgesehen, hängen Sie ihn dort auf und schalten Sie die Lampen ein, die sie dort normalerweise auch benutzen, selbst wenn das Zimmer vom Tageslicht hinreichend beleuchtet sein sollte. Sie können den Spiegel zwar auch an anderer Stelle trainieren, müssen dann aber mit einer eventuell schlechteren Erkennungsrate rechnen.

Ach, und noch etwas: Keine Angst, dass Sie einen Computer im Badezimmer aufhängen, der stets mit eingeschalteter Kamera Bilder macht und zu einem der großen Datensammler wie Google und Co. schickt. Die Gesichtserkennung wird vom Raspberry erledigt, Ihre Probefotos landen nur auf seiner Speicherkarte und nicht im Internet. Eine Netzwerkverbindung braucht der Spiegel allerdings trotzdem, um seine Aufgaben erledigen zu können, also beispielsweise Fußballergebnisse oder Nachrichten zu holen. Damit das möglichst sicher ist, sollten Sie die Firewall-Funktion in Ihrem Router so einstellen, dass der Spiegel zwar einen Internetzugang bekommt, aber von außen niemand auf ihn zugreifen kann. Dabei hilft Ihnen die Betriebsanleitung Ihres Routers weiter.

Brille und Frisur – ein Problem?

Brillen mit klaren Gläsern beeinträchtigen die Gesichtserkennung kaum, solange die Augen vollständig sichtbar sind. Schmale Lesebrillen, die nur einen Teil des Sichtfelds abdecken, können Probleme bereiten. Dann kann die Gesichtserkennung den Pupillenabstand eventuell nicht sicher bestimmen. Sonnenbrillen oder verspiegelte Gläser mag die Gesichtserkennung überhaupt nicht.

Falls Sie die Gesichtserkennung in eigenen Programmen verwenden möchten, schauen Sie sich das Programm „facerecognition.py“ im Verzeichnis des Trainingsprogramms an.

Falls Sie einmal die Frisur oder die Haarfarbe wechseln, spielt das keine Rolle. Die Software schneidet aus den Kamerabildern ohnehin nur das Gesicht heraus. Lediglich ein bis unter die Augenbrauen reichender Pony irritiert die Erkennung etwas.

Männliche Gesichtsfrisuren (auch als Bärte bekannt) haben nur geringen Einfluss auf die Trefferrate, solange beide Mundwinkel erkennbar sind. (Selbst mein nicht alltäglicher Haarwuchs beeinflusst die Trefferrate nicht.)