Make Magazin 6/2017
S. 3
Editorial
Florian Schäffer

Inspiration und Déjà vu

Wollten Sie schon immer eine Maker Faire besuchen, um das, was Sie sonst nur im Heft sehen, live zu erleben? Aber Sie haben es noch nie geschafft? Nach meinem letzten Urlaub kann ich alternativ einen Besuch in London empfehlen. Der kam mir vor wie ein Déjà vu.

In Chalk Farm werden aus altem Schrott Schaukelpferde und ähnliche Dekoartikel geschweißt – das erinnerte mich an die Ausstellung „Pure Gold“ aus Make 5/17. Platinen und anderer alter Elektroschrott zieren neue und gebrauchte Kleidungsstücke im Camden Market – wie beim Basteln von postapokalyptischem Schmuck auf jeder größeren Maker Faire. Straßenkünstler im Roboter-Bender-Kostüm aus Plastik-Flaschen lassen sich für ein kleines Trinkgeld vor dem Naturkundemuseum fotografieren (siehe „Plastic Souls“ in Make 3/17). In jedem Touri-Shop am Piccadilly Circus blinken einen in abgedunkelten Ecken T-Shirts mit lustigen Motiven aus EL-Folie und anderer LED-Kram für die Disco an („Schöner leuchten“ in Heft 4/15). Und das Tate Modern erhebt Türme und Roboter aus alten Radios mit eingesetztem Display zu Kunst („DAB für alte Radios“ in Make 2/17). All die Entdeckungen ließen das Herz des Schreibers diesen Herbst höher schlagen – unterstreichen sie doch, dass das, was wir im Heft zeigen, nicht nur esoterische Nischenkreationen sind. Making, Basteln, Werken – wie immer man es nennen mag – ist im Alltag ankommen und wird gelebt. Guerilla Knitting war gestern – heute schraubt der urbane Untergrund-Künstler lustig bemalte Holzbrettchen um den Laternenpfahl und fertig ist das Drehspiel aus Kindertagen, bei dem man die Körperteile der Figuren zu neuen Kreationen anordnen kann.

Zurück mit vielen Eindrücken bleibt die Erkenntnis: Man hat gar nicht so viel Zeit, wie man gerne hätte, um all die neuen Ideen und Projekte zu Ende zu bringen. Vielleicht findet sich ja über die Feiertage etwas Zeit.

Frohe Feiertage!

Unterschrift Florian Schäffer Florian Schäffer