Make Magazin 1/2018
S. 130
Kurzvorstellungen

Raspberry Pi Desktop

Software-Tools für PC und Mac

Raspbian auch auf dem PC oder Mac? Die x86-Variante Raspberry Pi Desktop macht es möglich und bringt einige interessante Neuerungen mit. So ist es mit dem Programm PiServer möglich, mehrere Raspberry Pis im Netzwerk ohne Speicherkarte zu nutzen. Stattdessen werden alle Accounts und Daten über einen zentralen Server gesteuert. Die Software soll dabei automatisch die MAC-Adressen aller angeschlossenen Raspis erkennen, die über das Netzwerk booten wollen. Der Raspberry Pi 3 kann dies bereits von Haus aus und muss vorher nur einmal gestartet werden, um die Option zu aktivieren. Schließlich kommuniziert PiServer nur mit den Einplatinenrechnern, die während der Konfiguration festgelegt wurden. Praktisch ist dies vor allem für Schulen: Werden zum Beispiel Accounts für alle Schülerinnen und Schüler vergeben, können sie sich an jedem Raspberry Pi des Netzwerks anmelden und ihre Dateien nutzen, die auf dem Server gespeichert sind.

Das Programm GPIO Expander ermöglicht außerdem das einfache Ansprechen der Pins auf den Zero-Varianten der Raspberry Pis. Dafür werden sie ohne Speicherkarte über USB angeschlossen. Über die Pins werden dann Sensordaten ausgewertet oder Motoren angesteuert. Das erinnert ans Arbeiten mit Mikrocontrollern wie dem Arduino – die Raspi Zeros werden vom Desktop-Rechner allerdings wie ein Ethernet Dongle behandelt. Der GPIO Expander kann über die beliebte grafische Programmierumgebung Scratch genutzt werden oder in Python mit der GPIO Zero library. —hch

Little Buddy Talker

Sprach-Modul für Arduino

Keine Lust mehr auf Piepstöne? Das Sound-Modul „The Little Buddy Talker“ bringt dem Arduino das Sprechen bei. Der englischsprachige Wortschatz ist allerdings begrenzt. Datum und Zeit, Matheaufgaben und „Red alert“ gehören zu den 254 Wörtern, die auf dem Board einprogrammiert sind. Unter den Wörtern sind außerdem neun Farben, die Himmelsrichtungen und Gewichts- und Längeneinheiten. Außerdem kann Lucy – so heißt die Stimme – auf Englisch bis zu 9.999.999 zählen. Die Kommunikation mit Mikrocontrollern erfolgt über SPI. Für den Anschluss an Audiogeräte ist eine Mini-Klinkenbuchse dabei.

Schöpfer des Boards ist der kanadische Maker und Elektronikhändler Patrick Thomas Mitchell, der damit schon sein 26. Projekt über Crowd-funding finanzierte. Darunter ist auch das Vorgängerprojekt, ein Arduino-Shield, das ebenfalls 254 Wörter spricht, sowie Module für Stimmenverzerrung, Spracherkennung, Bewegungsmelder und vieles mehr. Alle Kampagnen, bis auf die erste Ende 2013, wurden erfolgreich finanziert. Den Little Buddy Talker gibt es als Kit zum Selberlöten oder als fertiges Board mit Kabel. hch

3DF Zephyr Free

Photogrammetrie-Software

Seit Autodesk seine kostenlosen Photogrammetrie-Webdienste 123D Catch und Memento alias ReMake eingestellt hat, muss nach Alternativen suchen, wer aus Fotos oder Videos eines Objekts ein 3D-Modell berechnet bekommen möchte, ohne dafür etwas zu zahlen. Eine interessante Alternative kommt aus Italien: 3DF Zephyr gibt es als kostenlose Free-Version für den privaten Gebrauch, die bis zu 50 Aufnahmen zu einem 3D-Modell verschmilzt. Die Windows-Software erledigt die Rechenarbeit dabei komplett auf dem lokalen System und nutzt auch eingebaute Nvidia-Grafikkarten. Als Exportoptionen für das fertige, mit Fototexturen belegte 3D-Mesh stehen OBJ und PLY sowie die Veröffentlichung beim Webdienst Sketchfab zur Wahl.

Die Software ist einfach zu bedienen und liefert gute Ergebnisse, der Hersteller bietet außerdem auf YouTube brauchbare englische Video-Tutorials für Einsteiger (eine detaillierte Anleitung war auch in c’t 2/18 ab Seite 140 zu lesen). 3DF Zephyr bietet einige schicke Gimmicks, so extrahiert es aus Videos selbstständig Einzelbilder im gewünschten Intervall und trimmt auf Wunsch den Clip auch an den Enden. Wem das Limit von 50 Bildern pro Objekt zu niedrig ist, zahlt 150 Euro netto für die Lite-Version und schiebt damit die Grenze auf 500 Bilder hinauf. Die komplette unlimitierte Pro-Version schlägt alllerdings mit knapp 3000 Euro zu Buche.

Bosch AdvancedCut 50

Kettensäge im Stichsägen-Format

Wer immer die Mini-Kettensäge bei uns zu Gesicht bekam, dessen erste Reaktion war stets Erstaunen: Sieht aus wie eine gewöhnliche elektrische Pendelhub-Stichsäge, hat aber ein winzig kleines Kettensägenblatt, das in der getesteten Basic-Variante eine Schnitt-Tiefe von 50 mm ermöglicht. Optional gibt es noch je ein Blatt für schnellere Schnitte mit 50 mm und 65 mm, allerdings kann man mit allen – typisch Kettensäge – ausschließlich Holz und einige Kunststoffe schneiden. Die Sägeblätter bilden eine Einheit aus Schwert und Kette, die mit einem einfachen Klickmechanismus ohne Werkzeug in wenigen Sekunden gewechselt werden können. Bosch gibt für die rund 20 Euro teuren Blätter eine Standzeit von je 100 m Schnittlänge in Weichholz und Laminat an.

Der Hersteller betont vor allem, dass die typischen Vibrationen einer Stichsäge bei der Kettensäge nicht mehr auftreten. Im Praxistest konnten wir das auch bestätigen: Selbst dünne Platten fangen nicht an zu schwingen und die Arbeit ist ermüdungsfrei. Die sonst bei großen Kettensägen gefährlichen Rückschlageffekte (englisch: kick back) treten gar nicht auf.

Eine Kettensäge bietet aber auch noch mehr Möglichkeiten als die übliche Stichsäge. So ist ein Eintauchen ins Material ohne vorheriges Bohren eines Loches problemlos möglich – ideal für Löcher in Arbeitsplatten oder auch kleine Zapfenverbindungen. Enge Radien unter etwa 20 cm gelingen aber ebenso wenig wie seitliches Fräsen oder gar freihändiges Kettensägenschnitzen im Miniaturformat. Überzeugend ist dafür das Ergebnis von Gehrungsschnitten: Die beiden Abschnitte fügen sich spaltfrei aneinander, mit einer Stichsäge gelingt das selten.

Das Arbeiten mit der AdvanvedCut macht Freude und das Gerät stellt eine interessante Alternative zur üblichen Pendelhubstichsäge dar. Die geringe Auswahl an Sägeblättern schränkt die Einsatzmöglichkeiten allerdings ein. Einen ausführlichen Testbericht mit mehr Bildern und Videos gibt es online. fls

Das Gerät wurde uns vom Hersteller leihweise zur Verfügung gestellt.

Cubieboard 6

Mehr Leistung für den Raspi-Konkurrenten

Nach vier Jahren spendiert Cubietech seinem Einplatinenrechner neue Ausstattung. Ab sofort ist das Cubieboard 6 in Europa erhältlich. Statt auf Allwinner-Chips setzt die chinesische Firma nun auf das S500 SoC von Actions mit ARM-Cortex-A9 Quad Core (32 Bit) und PowerVR SGX544 GPU. Dazu gibt es 2 GB LRDDR3 RAM und 8 GB internen Flash-Speicher. Neu an Bord sind auch Wifi und Bluetooth sowie die Möglichkeit, Projekte statt mit Netzteil mit Batterien zu betreiben. Der SATA-Anschluss unterstützt nun SATA 3.

Noch mehr Rechenleistung gibt es im Cubieboard 7, das dank Actions-S700-Chip mit ARM Cortex-A53 Quad-Core mit 64 Bit läuft. Derzeit ist es nur auf Taobao, dem chinesischen Ebay, erhältlich. Ansonsten haben die beiden Boards das Design und die Ausstattung des bekannten Cubieboards 2: Anschlüsse für Ethernet, SD-Karte, HDMI, Kopfhörer, Strom und zwei Mal USB 2.0 sowie Mini-USB. 96 Pins stehen jeweils in zwei Doppelreihen zur Verfügung. So kann altes Zubehör weiter genutzt werden. Auf den Boards läuft Android Lollipop 5.1.1, sodass Over-The-Air-Updates möglich sind. Außerdem verspricht Cubietech Unterstützung von Debian ab dem Linux Kernel 3.10. Bisher gibt es allerdings nur einen Händler, der das Cubieboard verkauft – für über 80 Euro. Cubietech selbst empfiehlt 69 US-Dollar ohne Versand (rund 57 Euro). hch

Internet of Things

Baukasten-Set von Brick’R’Knowledge

Die bunten Brick’R’Knowledge-Bausteine von Allnet werden über die vierpoligen Stecker kombiniert, um Logik- und Elektronikschaltkreise kennenzulernen. Das Internet of Things Set verspricht eine Erweiterung zum Einstieg ins Trendthema IoT. Es basiert auf einem IoT Brick, in dem sich ein ESP8266-Modul mit WLAN, sieben GPIOs und zwei Analog-Digital-Wandlern (10 Bit und 18 Bit) verbirgt. Auf den IoT Brick kann das mitgelieferte einfarbige OLED-Display (mit einer Auflösung von 128 × 64 Pixeln) gesteckt werden. Als alternatives Ausgabesystem ist auch eine 7-Segmentanzeige dabei. Schließlich gibt es einen Sensor-Adapter, an dem handelsübliche Sensoren mit bis zu fünf Pins eingesteckt werden können. Mitgeliefert ist ein DHT11-Sensor für die Temperatur- und Feuchtigkeitsmessung.

Die Installation der zahlreichen notwendigen Software ist zwar keine Raketenwissenschaft, aber für Einsteiger lästig und potenziell fehlerträchtig. Bis es erstmals ins Internet geht, ist man bereits auf Seite 43 der 59 Übungsseiten im Begleitbuch angelangt, das leider eher ein streng unterteiltes Handbuch zum Durcharbeiten als eine projektorientierte Anleitung zum Loslegen ist. Zu den vorgestellten Übungsbeispielen gibt es jeweils Beispieldateien zum Herunterladen – im Heft sind davon nur Auszüge erklärt. Zwei IoT-Projekte zeigen Zeit und Umrechnungskurse aus dem Internet an, die Daten des Temperatursensors werden auf einer selbstgebauten Webseite ausgegeben und die LEDs über das Internet geschaltet.

Die zuvor ausführlich vorgestellte 7-Segmentanzeige sucht man im Internetteil vergeblich. Bei einem IoT-Set hatten wir die Einbindung aller vorgestellten Komponenten in IoT-Projekte erwartet. So ist das Set vor allem für Fans des Brick’r-Systems zu empfehlen, die mit den verschiedenen neuen Bauteilen ihre Sammlung erweitern können. Wer ohne Vorkenntnisse einen niedrigschwelligen Einstieg sucht, sollte sich lieber ein anderes IoT-Set suchen. Einen ausführlichen Testbericht gibt es online. hch

Libre Computer

Open-Source-Einplatinenrechner

Mit mehreren Crowdfunding-Kampagnen für Einplatinenrechner, die äußerlich den B-Modellen des Raspberry Pi gleichen, machte vor Kurzem das Libre Computer Project auf sich aufmerksam. Das Projekt setzt auf offene Hardware, die auch die Verfügbarkeit der SoCs (System-on-a-Chip) berücksichtigt – ein Kontrapunkt zum Raspi, dessen SoC-Hersteller Broadcom einer monopolartigen Strategie zu folgen scheint. Außerdem wurden gezielt SoCs ausgewählt, die relativ gute Unterstützung durch quelloffene Treiber im Mainline-Linux-Kernel mitbringen.

Das SoC im Rechner „Le Potato“ (der Amlogic S905X) bietet Hardware-Decoding für den Video-Codec VP9 und die HDR10-Bildausgabe mit 10-Bit-Farbtiefe. Zusätzlich ist Fast Ethernet integriert. Beim noch unveröffentlichten Tritium-Board hat man bei einer Platine die Wahl zwischen drei verschiedenen „Kernen“ von Allwinner, den pinkompatiblen H2+, H3 und H5. Der jüngste Libre-Rechner „Renegade“ verspricht Features, die auf so mancher Wunschliste stehen dürften: USB 3.0 und bis zu 4 GB RAM, letztere bieten dank DDR4 ebenfalls mehr Geschwindigkeit. Als SoC kommt ein Rockchip RK3328 zum Einsatz, der über vier Cortex-A53-Kerne verfügt (1,4 GHz). Damit das LAN-Kabel nicht zum Nadelöhr wird, bringt Renegade Gigabit-Ethernet mit – WLAN fehlt allen Libre-Boards leider völlig. Der Le Potato wird bereits geliefert und die anderen Rechner lassen sich vorbestellen. Peter Eisner/hch

Orange Pis

Gleich drei neue Boards aus China

Gleich drei neue Orange Pis hat die chinesische Firma Shenzhen Xunlong in den vergangenen Wochen auf den Markt gebracht. Zwei sind günstige Bastelboards, bei denen Xunlong erstmals den Allwinner-H6-Chip einsetzt. Das SoC löst damit seine Vorgängerversionen der älteren Boards ab. Die dritte Neuerung ist ein größeres Development Board auf Rockchip-Basis.

Der Allwinner-H6-Chip mit vier Cortex-A53-Kernen (64 Bit) und Mali-T720 MP2 GPU steckt sowohl im Orange Pi Lite 2 als auch One Plus. Dazu haben beide Boards 1 GB LPDDR3 RAM und können mit HDMI 2.0a prinzipiell 4K-Videos abspielen. Ein Unterschied ist die Netzwerkanbindung: Während der Lite 2 Bluetooth und WLAN an Bord hat, hat der One Plus stattdessen Gigabit Ethernet. Ausschließlich auf dem Orange Pi Lite 2 vorhanden sind außerdem eine USB-3.0-Buchse und eine CSI-Schnittstelle für Kameras. Wie zuvor bleibt die Software-Unterstützung das Manko. Auf der Downloadseite stehen für beide Boards bisher keine Linux-Desktopversionen zur Verfügung, nur Android-7-Images.

Im Entwicklerboard Orange Pi RK3399 verbaut Xunlong den Rockchip RK3399 mit zwei Cortex-A72+ und vier A53-Kernen sowie Mali-T860 MP4 Quad-Core GPU und 2 GB DDR3 SDRAM. Das Board unterstützt ebenfalls 4K-Videos über HDMI, WLAN, Bluetooth, Gigabit Ethernet und hat einen USB-3-Anschluss. Auch eine Reihe an Sensoren zur Orientierung sind dabei: zwei Gyroskop- und Beschleunigungssensoren (MPU-6500 und LSM6DS3), ein Hall-Sensor, ein Lichtsensor und ein Kompass-Sensor. hch

Miniware TS100

Mini-Lötkolben mit Display

Der TS100 bietet auf den ersten Blick alles, was man sich von einem kleinen Handlötkolben wünscht. Auf dem kleinen Grafikdisplay werden die wichtigsten Betriebsparameter angezeigt. Die Versorgung erfolgt über eine 5,5-/2,5-mm-Hohlbuchse. Im Idealfall kommt der Lötkolben bei 24 V auf 65 Watt und heizt dann in etwa 11 Sekunden auf 300 °C. Die Löttemperatur kann im Bereich 100 °C bis 400 °C eingestellt werden. Ein Bewegungssensor erkennt, ob der Lötkolben benutzt wird. Für den mobilen Einsatz könnten Sie einen Modellbauakku nutzen, den Sie an einen einfachen Step-Up-Regler anschließen, um 24 V Ausgangsspannung zu erreichen. Die Type „TS-B2“ der zur Auswahl stehenden Lötspitzen ist eine normale, knapp 1,2 mm breite Spitze, die sich gut für die meisten Anwendungen eignet.

Inzwischen gibt es sogar eine Firmware als Open Source, die ein paar Verbesserungen bietet. Die gewünschte Arbeitstemperatur wird mit ihr allerdings bei kleiner Versorgungsspannung systematisch nicht richtig erreicht, so dass man eine etwas höhere als gewünscht einstellen muss.

Dennoch sollte man die freie Firmware installieren, denn die des Herstellers, mit dem unser Testgerät ankam, zeigt Mängel. Zwar kann man die Konfigurationsdatei und das Boot-Logo ändern, wenn man den Lötkolben per USB an den Computer anschließt, doch im Test gelang uns die Anmeldung als USB-Gerät unter Windows und Mac nur sporadisch und oft von Fehlern begleitet, so dass die Konfigurationsdatei nicht geändert werden konnte und beschädigt wurde. Die aktuelle Firmware 2.17 ließ sich hingegen problemlos einspielen. Allerdings bleiben bei ihr die Einstellungen nicht gespeichert, so dass die ganze Konfiguration derzeit als nicht brauchbar anzusehen ist.

Löten mit dem TS100 ist nicht die helle Freude, aber für den Gelegenheitslöter durchaus ausreichend gut. Bei 12 V und 17 W reicht die Leistung gerade so für normale Bauteile und Platinen, nicht aber für dicke Kabel mit etwa 12 AWG oder weniger. Die Lötspitze bietet nicht die beste Qualität und Lötzinn perlt gelegentlich ab. Einen ausführlichen Testbericht gibt es online. fls