Make Magazin 2/2018
S. 18
Was uns inspiriert
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Internet of Shrimps

Eher schwach seien die Verkaufsargumente für das Internet der Dinge, meint Ralph Kistler. In seiner interaktiven Installation „Internet of Shrimps“ setzt sich der Medienkünstler mit dem dauervernetzten Heim auseinander. Dabei kombiniert er aufgezeichnete Szenen mit einem Tisch voll reagierender Gegenstände. In sechs Videosketchen demonstriert er als Hausherr die Vorteile seines interaktiven Haushalts.

Vom Tablet aus interagiert Kistler mit seinen Geräten und blickt etwa auf seinen Überwachungsmonitor.

Wie auf Fingerzeig gehen etwa die Lichter an und aus, während er gehorsam die Getränke öffnet, die ihm das System auswählt. Musiziert er mit einem Topf, spielt das Geschirr auf dem Tisch die Melodie nach. Eine Gesangseinlage begleitet das Casio-Keyboard dank fünf servogetriebener „Finger“ autonom. Eine schöne neue Welt, bis die verschiedenen Telefone unablässig klingeln und immer neue Benachrichtigungen von Social-Media-Netzwerken sprichwörtlich auftauchen, blinkend und um die Wette piepsend. Wer arbeitet hier eigentlich für wen und wessen Leben wird nun einfacher?

Kern der Installation ist das Tablet, auf dem die Besucherinnen und Besucher den aktuellen Film auswählen können. Dort läuft eine JavaScript-Anwendung im Web-Browser, die auch die jeweilige Zeit an Mikrocontroller weiterreicht. Ein Arduino Mega und ein Arduino Uno sowie zahlreiche Servos bewegen die Gegenstände auf dem Tisch. Ein Raspberry Pi sorgt für den Überwachungsmodus, indem eine Kamera den Tisch filmt und auf einem Monitor wiedergibt. hch

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KrystaLED

Kristalle und andere durchsichtige Objekte rückt dieses kleine Projekt von Make-Autor Carsten Wartmann ins rechte Licht. In dem Gehäuse aus dem 3D-Drucker steckt ein einfaches kleines Platinchen mit LED und Schalter. Auf die Idee ist er gekommen, da er den Schaltplaneditor EasyEDA einmal ausprobieren wollte (eine Anleitung gibt es in unserem Sonderheft „Richtig loslegen“).

Das Platinchen ist nur wenig größer als ein Centstück. Bilder: Carsten Wartmann

Herausgekommen ist ein Platinchen, das kaum größer als ein Centstück ist. Nach der Fertigung in China und dem Warten auf die Lieferung hat er noch SMD löten gelernt, um alle Bauteile selbst zu bestücken. Das Programm, das die LED in Regenbogenfarben aufleuchten lässt, hat er in der Arduino-IDE geschrieben und über einen Programmer direkt auf den ATtiny85-Chip geladen. Schließlich fehlte noch ein Gehäuse – das hat er mit der freien 3D-Software Blender entworfen und auf dem Prusa i3 Mk2 gedruckt. Nun sorgen die KrystaLEDs für stimmungsvolle Beleuchtung im Hause Wartmann. —hch

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Bilder: Formlabs

Riesenlinse aus dem 3D-Drucker

Zwischen den blinkenden, bunten Werbetafeln des New Yorker Times Square stand im Februar das „Window to the Heart“. Der Kunststoffkreis ist dabei eine Linse, die rund um eine herzförmige Aussparung die Werbelichter aus der Umgebung streut und damit einen wunderschönen Rahmen für Fotos bietet. Hinter dem Projekt stecken die Designer Ben Aranda und Chris Lasch. Mit ihrer Idee gewannen sie den zehnten Valentinstags-Wettbewerb des Times Square. Jedes Jahr ziert des Gewinnerprojekt des Wettbewerbs für einen Monat den beliebten Anlaufpunkt für Touristen.

Die Linse besteht aus vielen einzelnen Kacheln, die mit 3D-Druckern gefertigt und dann per Hand zusammengesetzt wurden.

In Kooperation mit 3D-Druckerhersteller Formlabs wollten Aranda und Lasch zeigen, welche Arbeiten mit 3D-Druckern heute möglich sind. Rund 50 Form-2-Drucker liefen zwei Wochen, um 300 Liter Kunstharz in eigens berechnete Teilstücke einer sogenannten Fresnellinse zu verwandeln. Die Linse mit dem stufigen Design wurde ursprünglich für Leuchttürme entwickelt, um deren Licht möglichst weit zu tragen. Mit einer Größe von 3 × 3,5 Metern war die Installation vorübergehend die größte Linse der Welt. —hch