Make Magazin 4/2018
S. 42
Was uns inspiriert

Draw this

Bild: Joanne Lee

Statt stilvoller Bildkompositionen kommen bei dieser Kamera immer nur krakelige Bilder raus. Angelehnt an die originale Polaroid-Kamera hat der Bastler Dan Macnish einen Apparat gebaut, der Aufnahmen selbstständig interpretiert, anstatt einfach die Welt abzubilden. Ein KI-Programm macht’s möglich. In der kleinen Pappkiste hat er dafür den Einplatinenrechner Raspberry Pi, eine Raspi-Kamera und einen Mini-Thermodrucker von Adafruit untergebracht sowie die Spannungsversorgung, eine Status-LED und einen Auslöseknopf. Im Unterschied zur Polaroid gibt es bei dem Projekt „Draw this“ nicht mal einen Sucher, sodass die fertigen Zeichnungen durchaus überraschen können.

Auf der Softwareseite kombiniert Macnish die Bilderkennung über Tensorflow mit den Millionen Kritzeleien, die Google im Spiel „Quick, Draw!“ gesammelt hat. Seine Kamera versucht nun, die Objekte im Bild zu erkennen und die passende Zeichnung zu finden und ausdrucken. Dass es immer das passende Motiv ist, ist natürlich nicht garantiert.

Wer die Draw-this-Kamera nachbauen möchte, findet auf Github das Schaltbild sowie seine Python-App Cartoonify. —hch

Dance, Rose, dance

Auf den ersten Blick erinnert der tanzende Roboter Rose an die Sprachlernpuppen Fu und Fara aus der Grundschule. Die Parallelkinematikmaschine kann sich allerdings selbstständig bewegen und das im Rythmus zur Musik. Unter der Haube steckt der Einplatinenrechner Odroid C2. Im Video, das Roboterbastler Jochen Alt von seiner Kreation gemacht hat, sieht man den Aufbau: Sechs Servos bilden die Ausgangsbasis der Kinematik. Sie bewegen sechs Metallstäbe, die an einer zweiten Plattform befestigt werden. Auf die obere Scheibe des Hexapods baut Alt schließlich den Mund, der von drei weiteren Servos gesteuert wird. Die Teile stammen aus dem 3D-Drucker, wobei ein zusätzliches Gewicht im Boden verhindert, dass Rose beim engagierten Tanzen auch noch wandert. Ihr Überzug aus Fleece ist eine Spezialanfertigung der Textilkünstlerin Charlotte Ehrt.

Gehäutet: Ohne Fleeceüberzug ist nur das Gerüst übrig. Bilder: Jochen Alt

Im Holzkästchen nebenan ist der Odroid untergebracht, zusammen mit einem Lautsprecher und einem Mikrofon. Über das Mikro wird die Musik mittels einer Beat Detection Library analysiert. Die zum Rythmus passenden Bewegungen werden aus geometrischen Kurven generiert, ebenso die Mundbewegungen, und in Servowinkel übersetzt. Da der Aufbau eine Latenz von circa 200 Millisekunden hat, wird jeweils ein Takt ausgelassen und die Bewegungen nur an jeden zweiten Takt angepasst. —hch

3D-Druck gegen Korallensterben

Bild: Andrew Meyer, Andrew Jeffery/Boston Ceramics

Die Erderwärmung macht seit Jahren den Korallen zu schaffen. Ab Wassertemperaturen von 30 Grad bleichen sie aus – wird ihre lange Erholungsphase durch erneute Hitze unterbrochen, sterben sie. An Strategien zur Wiederaufforstung arbeitet die Umweltschutzorganisation Secore. Eine Maßnahme ist das Aussetzen von Korallenlarven auf eigens konstruierten Besiedlungsstrukturen aus dem 3D-Drucker. Die Keramikkörper sollen mehrere Funktionen erfüllen: Sie sollen sich in den Korallenbänken verhaken und die Riffe stabilisieren. Auf der Oberfläche müssen kleine Einkerbungen den Larven geschützten Platz zum Wachsen bieten. Schließlich sollen sie in großer Zahl möglichst günstig hergestellt werden können. Die ersten Prototypen wurden noch aus Zement gegossen, darauf wuchsen im praktischen Einsatz aber zu viele Algen. Mit dem Einsatz von Keramik mit glatterer Oberfläche soll dies verhindert werden.

Auf diesem Prototyp aus Zement wächst neben vielen Algen eine Boulder-Hirnkoralle, die in der Karibik heimisch ist. Bild: Valérie Chamberland/Secore

Die Herstellung der Besiedlungsstrukturen in Tetraederform erfolgt im 3D-Drucker über Binder Jetting. Dabei werden die Werkstücke schichtweise aus Pulver hergestellt und die einzelnen Schichten miteinander verklebt. Da die Teile während der Prozedur mit Pulver umgeben sind, sind im Vergleich zu 3D-Druckern, die mit Filament arbeiten, keine Stützstrukturen notwendig. Derzeit werden die neuen Keramiktetraeder vor der niederländischen Karibikinsel Curaçao im Meer getestet. Sie bieten ein erstes Heim für rund 200 000 Korallenlarven, die durch künstliche Befruchtung entstanden sind. Helfen die Keramikstrukturen, die Überlebenschancen der Larven in den nächsten Jahren zu erhöhen, sollen sie schließlich in größerem Maßstab produziert und eingesetzt werden. —hch