Make Magazin 5/2019
S. 3
Editorial
Peter König

Von Mao und Makern

Fühlen Sie sich auch als Maker? Falls ja, können Sie sich damit identifizieren, wenn es mal wieder heißt, Maker seien so oder so, wollten dies oder das und hätten sich ganz grundsätzlich dieses oder jenes auf die Fahnen geschrieben? So etwa zu lesen in den – durchaus kontroversen – Zuschriften auf unser Editorial „Bastelscham“ aus der vergangenen Ausgabe, die wir auf den Seiten 6 und 7 abdrucken.

Getoppt hat das allerdings die Sonntags-Feuilleton-Kolumne namens Missing Link auf heise online: Dort erschien am 15. September ein Text mit dem Titel „Den Kapitalismus reparieren – die große Illusion der Maker“ (zum Nachlesen siehe Link unten). Darin sortierte der Autor den von Mao Zedong vor gut 60 Jahren propagierten großen Sprung nach vorn als „erstes Maker-Movement der Weltgeschichte“ ein: Statt einer zentral gesteuerten Industrialisierung des Landes sollte China durch viele kleine Hinterhof-Hochöfen technisch aufholen, aufgebaut von Leuten, die davon keine Ahnung hatten. Zutaten von „Maos Große-Sprung-Ideologie-Mix“ von der Ablehnung der Arbeitsteilung über das Misstrauen gegenüber Experten bis hin zum Anti-Intellektualismus fänden sich bei der aktuellen Maker-Bewegung wieder, behauptet der Autor.

Ich bin mir sicher, dass die meisten Maker ganz undogmatisch einfach gerne Dinge bauen und entrüstet von sich weisen würden, verkappte Maoisten zu sein. Trotzdem bin ich überzeugt: Maker verändern die Welt – ein wenig, jeder für sich, durch jedes umgesetzte Projekt und vielleicht auch in unterschiedliche Richtungen. Für mich macht diese Vielfalt aber gerade den Reiz aus. Mögen die Fablabs ihre Charta haben und die Firma ifixit ihr Reparatur-Manifest verbreiten – eine verbindliche Maker-Bibel, auf die wir alle schwören müssen, um dazugehören zu dürfen, gibt es glücklicherweise nicht. Uns verbindet eine grundsätzliche Herangehensweise, keine ehernen Gebote – und deshalb freuen wir uns auch über kontroverse Zuschriften zu unseren Artikeln.

Den Mao haben wir übrigens nur gedruckt, um dieses Editorial zu illustrieren. Er wird keinesfalls Makey, den roten Roboter, als Maskottchen der Make und Maker Faire ersetzen. Versprochen.

Unterschrift Peter König Peter König