Make Magazin 5/2019
S. 6
Leserforum

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Kein Grund zur Scham

Editorial: Bastelscham, Make 4/19, S. 3

Ich halte diese Diskussion für absolut obsolet! Nicht dass ich ein Ignorant wäre, aber objektiv gesehen überwiegt eindeutig der Nutzen gegenüber den „Nachteilen“, etwa bei der Umsetzung von Projekten wie: Solaranlage mit Puffer-Batterie, Warmluftanlage (warme Luft aus Glasanbau dient der Beheizung des Kellers), sinnvolles Smart-Home (zur Energieeinsparung). Nicht zu vergessen das Verwenden von Teilen aus dem „Elektroschrott“ und die Reparatur von defekten Geräten. Und zu guter Letzt ist noch der Lerneffekt zu nennen, der mit Projekten der Elektronik erzielt werden kann. Da wird mir sicher jeder Ausbilder der Elektronik beipflichten. Also ich sehe keinerlei Grund, mich zu schämen!

Klaus-Jürgen Ehrlich

Support your local dealer

Sie machen sich die richtigen Gedanken. Sicherlich ist richtig, dass Sie, wenn Sie chinesische Ware bei deutschen Händlern kaufen, am Produktionsort wenig verändern und natürlich hier mehr bezahlen. Aber Sie ermöglichen einem meist kleinen oder mittelständischen Unternehmen, weiter zu existieren. Die Mehrkosten, die Sie bezahlen, sind ja auch nicht immer Ausdruck kapitalistischer Gier des Händlers, sondern entspringen üblicherweise einer Kalkulation, die teure Details wie Altgeräteentsorgung, Verpackungsverordnung, Einfuhrzölle, Einfuhrumsatzsteuer, Löhne usw. berücksichtigen muss. Wenn Sie billig direkt in China kaufen und unter einem gewissen Warenwert bleiben, kann es sein, dass Sie weder Einfuhrumsatzsteuer noch Zoll zahlen, von Gebühren für das Erfüllen der Verpackungsverordnung oder der Verpflichtung zur Altgeräteentsorgung ganz zu schweigen. Das ist gut für Ihren Geldbeutel, aber schlecht für die Allgemeinheit und die Umwelt. Außerdem kaufen Händler in der Regel größere Mengen, so dass sich der Transportaufwand relativiert. Und sie haben aufgrund größerer Abnahmemengen eher die Möglichkeit, auf Einhaltung gewisser Standards bei ihren Lieferanten einzuwirken. Mein Fazit wäre also – auf jeden Fall weiter basteln, aber: Support your local dealer.

Matthias Uhlig

Falsche Frage

Ich finde, dass es die falsche Frage ist, wenn Sie sich fragen, ob man chinesische Elektronik noch zum Basteln verwenden darf. An Ihrer Stelle würde ich mich eher danach fragen, was die Maker-Bewegung dazu beiträgt, um die aktuellen Fragen der Menschheit zu beantworten. Ich selber habe in meiner Jugend die „Maker-Bewegung“ der siebziger Jahre miterlebt, wo an jeder Ecke Elektronik-Shops aufgemacht haben, und Jean Pütz zur Hauptsendezeit den Menschen im Fernsehen beigebracht hat, wie Digitaltechnik und Mikroprozessoren funktionieren. Eigentlich wurde vom Beginn der Industrialisierung bis etwa zur PC-Ära jede technische Entwicklung auch von einer DIY-Bewegung begleitet, und diese hatte immer zwei Kernziele – einmal, unerschwinglich teure technische Produkte durch Selbstbau zu demokratisieren, und zum anderen, sich die Technik zu eigen zu machen, um der Industrie die Wissens-Hoheit zu nehmen. Bis etwa in die 1990er Jahre zielten die Eigenbau- und Reparaturbewegungen in die Richtung, eine Alternative zum Konsum von Industrieprodukten zu bieten, ohne daraus einen kulturellen und politischen Kult zu basteln. Das ist der zentrale Unterschied zur heutigen Maker-Bewegung – die Industrie nutzt heute die modernen Technologien wie nie zuvor dafür, den Menschen die Kontrolle über ihre Gebrauchsgüter zu entziehen – und diejenigen, die eigentlich das Zeug dazu hätten, daran etwas zu ändern, basteln eiförmige Lautsprecher, kreative Büroklammern oder Partykameras im Holzkästchen mit umweltschädlichen Druckern. Wenn Sie sich unbedingt für etwas schämen möchten, dann tun Sie das nicht für den Umstand, DASS Sie chinesische Billigtechnik nutzen, sondern dafür, dass Sie Ressourcen aus der ganzen Welt dafür verwenden, sinnlose Gegenstände und Gadgets zu kreieren.

Frank Nerstheimer

Die Redaktion freut sich über Hinweise auf Maker-Projekte, die heute unerschwinglich teure Produkte durch Selbstbau demokratisieren.

Vieles gibt es nicht mehr vor Ort

Ihr Editorial hat mir sehr gefallen, weil ich auch oft darüber nachdenke, ob das alles richtig ist, was ich als aktiver Bastler so mache. Aber, wenn ich dasselbe China-Gadget für den fünf- bis zehnfachen Preis bei einem deutschen Händler entdecke, der in China sicher auch nicht mehr bezahlt als ich und denselben „Transportwahnsinn“ erzeugt wie ich, warum soll ich dann ein besseres Gewissen haben, wenn ich bei diesem Händler kaufe? Ich gehöre noch zu den Leuten, die möglichst viel mit Bargeld bezahlen und möglichst viel vor Ort in Geschäften kaufen. Und da verstehe ich manches Gejammere der Einzelhändler nicht, wenn Kunden so oft abgewiesen werden. Beispiel: Ein kleiner Radiohändler wirbt damit, alle Geräte zu reparieren, auch die, die bei ihm nicht gekauft wurden. Also muss er eine gut sortierte Werkstatt haben. Da kann man sicher elektronische Bauteile kaufen. Von wegen! Den Blick hätten Sie sehen müssen, als ich nach Bauteilen fragte. Auch mein Vorschlag, gängige elektronische Bauteile nicht einzeln, sondern etwa im 10er Pack zu verkaufen, verstand er nicht. Also, viele Dinge bekommen Sie vor Ort nicht mehr. Manche sogar nicht mehr aus deutscher Produktion.

Ich würde gerne mal einen 3D-Drucker oder eine Fräse von Grund auf selber bauen. Die elektronischen Bauteile und die Motoren sowie Endschalter habe ich schon. Was mir fehlt, sind die mechanischen Bauteile aus Alu mit Klemmsteinen und Schrauben. Da einige Baumärkte wie toom und Obi Aluprofile haben, bin ich mit der Make unterm Arm dort hingegangen und habe nach diesen Bauteilen gefragt. Beide haben abgesagt, so etwas zu besorgen oder in ihr Programm aufzunehmen. Ich habe denen die Make unter die Nase gehalten und vorgeschlagen, die als Fachzeitschrift für ihre Einkäufer zu nehmen, um den aktuellen Bastelbedarf der „Maker“ zu befriedigen. Da die auch Elektroartikel verkaufen, könnten sie auch durchaus eine Elektronikecke einrichten. Kundenbedürfnisse zu befriedigen ist scheinbar in Deutschland nicht mehr die oberste Priorität. Hier in Löhne und Umgebung gibt es meines Wissens kaum noch Geschäfte, die meine Bastelwarenbedürfnisse befriedigen können. Also werde ich weiter mit manchmal etwas schlechtem Gewissen (wie kann man eine Platine mit vielen Bauteilen bestückt portofrei für unter 2 Euro aus China verschicken?) die Sachen im Internet bestellen.

Wolfhard Jording

Nicht ohne 3D-Druck

Leserbrief: Bitte weniger 3D-Druck und weniger Exotisches, Make 4/19, S. 6

Beim Lesen stach mir ein Leserbrief ins Auge, der darum bat, weniger 3D-Druck in den Projekten einzusetzen. Dies ist ganz und gar nicht die Richtung, die ich für wünschenswert halte. Ein 3D-Drucker sowie diverse Arduinos, ESPs & Co. samt Zubehör sind sicherlich feste Bestandteile der meisten Maker-Bastelzimmer oder sollten es mittelfristig werden. 3D-Druck ist praktisch und preiswert, er eröffnet Möglichkeiten, von denen ich vor 15 Jahren noch nicht zu träumen wagte. Inspiriert durch die Make und den Bericht über das Optimieren des Anet A8 kaufte ich einen sehr preiswerten 3D-Drucker-Bausatz. Ich empfand es als Genuss, das Gerät zu montieren, umzubauen und zu optimieren, so dass ich mittlerweile einen fast perfekten 3D-Drucker habe. Auch die Beschäftigung mit den kostenlosen Programmen Sketchup Make und Cura brachte sehr schnell Erfolge. Anfangs misslang zwar noch so mancher 3D-Druck, aber mit der Zeit und wachsender Erfahrung verschwanden nahezu alle Probleme.

Hans-Peter Dietrich

Radio ohne Tesla?

100 Jahre Rundfunk – von Hertz bis Gigahertz, Make 4/19, S. 8

Bei der Lektüre zur Erfindung des Radios war ich sehr überrascht, dass der Artikel sich bezüglich der Anfangszeit primär um Marconi dreht. Und das, obwohl das oberste Patentgericht der USA im Jahr 1943 die Erfindung des Radios Nikola Tesla zugesprochen hat. Damit wurde die Entscheidung des US-Patentbüros von 1904 (nämlich Marconi konkurrierende Patente zuzusprechen) kassiert. Marconis Patente hätten somit nie erteilt werden dürfen und waren sogar bei der Beantragung vom Patentamt mit Verweis auf Teslas Patente zunächst abgelehnt worden. Tesla hatte das Prinzip bereits 1893 demonstriert und die entsprechenden Patente 1900 erteilt bekommen (eingereicht 1897). Der Jahre andauernde Patentkrieg zwischen Tesla und Marconi hielt in der Folge wohl Tesla und seine Investoren von einer eigenen kommerziellen Auswertung ab. Man kann sicher darüber diskutieren, wer von beiden nun am Ende den größeren Beitrag zur Verbreitung der Technik geleistet hat. Aber Nikola Tesla bei der Erfindung des Radios überhaupt gar nicht zu erwähnen, finde ich persönlich etwas seltsam. In einem Artikel über die Geschichte des Radios hätte ich den Abschnitt „Wer hats erfunden?“ daher entweder sehr kurz beziehungsweise ohne konkreten Personenkult gehalten – oder aber die Namen Popow, Tesla und Marconi angemessen gegenübergestellt.

Daniel Springwald

Es ist nicht annähernd möglich, alle Väter und Mütter einer technischen Entwicklung zu nennen. Tesla hatte bei der Beschäftigung mit hochfrequenten Wellen nicht die Nachrichtenübermittlung im Sinn, sondern er wollte Energie drahtlos übertragen. Bezeichnenderweise trägt seine Patentschrift den Titel: Patent US649621: Apparatus for Transmission of Electrical Energy. Deshalb ist er im Artikel nicht erwähnt worden. Auch viele weitere, die einen deutlich größeren Anteil an der Entwicklung der Rundfunktechnik haben – beispielsweise Popow, Lee de Forest – blieben unerwähnt. Der Artikel sollte keine Aufzählung von Namen werden. Es war nur Platz für die wichtigsten. Und dazu gehört zweifellos Marconi als derjenige, der die kommerziellen Möglichkeiten der neuen Technik erkannt und genutzt hat. Die Tatsache, dass ein amerikanisches Patentgericht dem Amerikaner Tesla die Erfindung des Radios zuspricht und nicht dem Italiener Marconi, muss nicht verwundern. (Matthias Wendt)

Fehlermeldungen

Raspberry Pi3 vom Server booten, Make 4/19, S. 92

Für die /boot/config.txt muss es doch korrekt lauten: program_usb_boot_mode=1 und nicht: programm_usb_boot_mode=1

Leider kommt bei der Installation der Software für den Raspberry-Client noch die folgende Fehlermeldung: Error binding to LDAP server. Wie kann das Problem gelöst werden?

Bernd Strohmeier

Beim ersten Punkt haben Sie natürlich recht, das zweite „m“ ist fälschlicherweise da reingerutscht. Bitte entschuldigen Sie den Fehler. Zum zweiten Problem: Error binding to LDAP server scheint bei einigen Raspbian-Images aufzutauchen, da diese die Datei usr/sbin/policy-rc.d enthalten, die normalerweise benutzt wird, beim Booten den Start einiger Programme zu verhindern. Nach dem Löschen dieser Datei sollte der Fehler nicht mehr auftreten.