Make Sonderheft 2019
S. 76
Projekt
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Bobby – Sitzhaltungsbot mit Persönlichkeit

Es gibt ein großes Angebot an Geräten, die uns dabei unterstützen sollen, unser Verhalten zu verbessern. Leider machen wir häufig die Erfahrung, dass wir diese tollen Gadgets auch schnell wieder ignorieren. Mit diesem Roboter passiert das garantiert nicht mehr!

Ändern Menschen ihr Verhalten leichter, wenn sie sich beobachtet fühlen? Die Ergebnisse aktueller Forschung deuten darauf hin. So beteiligen sich Menschen beispielsweise ehrlicher an einer Kaffeekasse, wenn sie in der Küche ein Aufkleber von einem menschlichen Auge beobachtet. Man kann annehmen, dass sich der Effekt verstärkt, je realistischer das Gefühl des „Beobachtet-Werdens“ ist. Humanoide Roboter wie zum Beispiel Nao werden dank ihrer Gestalt und Interaktion schnell als Individuen mit Persönlichkeit ins Herz geschlossen. Warum also nicht einen Roboter als Unterstützung einsetzen, wenn man sein Verhalten ändern möchte? Er könnte „ein Auge“ auf einen werfen und notfalls sogar ermahnen – beispielsweise mit einem strengen: „Du wolltest doch nicht mehr um 2 Uhr nachts den Kühlschrank plündern?“. Derselbe Effekt ist auch in der Arbeitswelt anwendbar: „Hey, warum trägst du keinen Schutzhelm?“. So entstand bei mir die Idee für Bobby, den Roboter-Wachtmeister. Im Rahmen meines Studiums Mensch-Computer-Systeme an der JMU in Würzburg habe ich Bobby als Plattform für Experimente umgesetzt.

Als passendes „Problem“ für Bobby habe ich das Thema ungesunde Sitzhaltung gewählt. Sitzen wird zunehmend als „das neue Rauchen“ bezeichnet. Entsprechend gibt es viele Produkte, die den Benutzer bei einer guten Sitzhaltung unterstützen sollen. Sie reichen von der einfachen Erinnerungsfunktion für Sitz-Pausen bis hin zu Bauch- und Rückengurten. Diese Produkte führen oft nicht zum Erfolg, weil die Benutzer sie irgendwann als lästig und nutzlos empfinden. Dann werden die Produkte ausgeschaltet oder ignoriert. Bobby ist da anders: Er steht auf dem Schreibtisch und beobachtet den Nutzer und nimmt mittels einer einfachen Webcam Positionsveränderungen des Gesichts wahr. Gegebenenfalls fordert er mit Nachdruck eine aufrechte Körperhaltung ein. Durch sein Verhalten soll der Effekt des „Beobachtet-Werdens“ möglichst verstärkt werden. So fängt Bobby bei „Langeweile“ beispielsweise an, mit seinen Antennen „Yoga“ zu machen. Ich habe verschiedene Verhaltensmodelle umgesetzt, um Bobby mit einer neutraleren oder frecheren Persönlichkeit auszustatten. Hier stelle ich die neutrale Variante vor.