Make Magazin 6/2020
S. 78
Make
Community-Projekte

ESP32-Cam im Kamera-Dummy

Die ESP32-Cam macht aus einem günstigen Kamera-Dummy eine echte Überwachungskamera, die einfach in die eigene Heimautomation eingebunden werden kann.

von Jens Hackel

Webcams zum Einsatz im Eigenheim sind grundsätzlich sehr preiswert erhältlich, wer aber eigene Daten ungern in fremde Clouds schickt oder eigene Ideen umsetzen möchte, kann mit wenig Geld und etwas handwerklichem Geschick leicht eine eigene Kamera bauen. Als Kernstück eignet sich das ESP32-Kamera-Modul für 5 Euro, das in der Make 1/20 ab Seite 28 vorgestellt wurde. Neben dem unschlagbaren Preis-/Leistungsverhältnis bietet es die Möglichkeit, die Software individuell anzupassen und eigene Funktionen und Sensoren einzubinden – wobei der Beispiel-Sketch der Kamera für die meisten Anwendungen völlig ausreicht. Ich habe meine Kamera noch an meinen FHEM-Server (auf Raspi-Basis) für die Hausautomatisierung angebunden.

Für den Außeneinsatz muss natürlich ein passendes Gehäuse her. Das könnte man mit dem 3D-Drucker selber herstellen, was jedoch einige Zeit erfordert. Dabei gibt es bereits eine gut geeignete Gehäuseform. Man findet sie im (Online-)Elektronikhandel für wenige Euro, in verschiedenen Designs, aus Kunststoff oder sogar Metall: die Dummy-Überwachungskamera. Sie soll eine echte Kamera vortäuschen und besteht meist aus einem Gehäuse mit Kamera-Attrappe und einer blinkenden LED. Entfernt man die Attrappe, hat man ein prima Gehäuse für das ESP32-Modul. Außerdem lässt sich leicht ein Infrarot-LED-Modul zur Beleuchtung mit einbauen.

Die Bauteile für den ESP-Kameraumbau

Vor dem Einbau muss noch die Originallinse der ESP-Cam entfernt werden, da hinter ihr ein Infrarot-Filter verklebt ist. Dieser würde sonst das IR-Licht blockieren, das zur Beleuchtung in der Dunkelheit dient. Das neue Kameraobjektiv muss außerdem durch die Acrylglasscheibe des Gehäuses geführt werden, um Reflektionen durch die IR-LEDs zu vermeiden. Zur Befestigung der Kamera, des IR-Moduls und des ESP32 habe ich einen Adapterring und zwei Halteclips konstruiert und 3D-gedruckt. Das neue Objektiv wird in den Adapterring geschraubt, der ebenfalls Platz für den LED-Ring mit 36 Infrarot-LEDs bietet. Das Loch in der Acrylscheibe habe ich schließlich mit einem Stufenbohrer gebohrt.

Der funktionale Kameraaufbau mit Infrarot-Beleuchtung und Objektiv auf dem Adapterring

Der LED-Ring benötigt 12 Volt, während das ESP32-Modul sich mit 5 Volt begnügt. Daher betreibe ich die Kamera mit 12 Volt und erzeuge 5 Volt mittels eines Step-down-Wandlers. Befestigt habe ich ihn auf einer Lochrasterplatine, welche „huckepack“ auf den ESP32 gesteckt wird – auch eine fliegende Verdrahtung wäre ohne Probleme möglich. Sicherheitshalber habe ich die Spannungsquelle über eine Feinsicherung angeschlossen. Bei künftigen Nachbauten werde ich sie durch eine Poly-Switch-Sicherung austauschen.

Auf der Rückseite des Adapters sind der ESP und die Huckepack-Platine aufgesetzt. Trotzdem ist im Gehäuse noch Platz für Sensoren oder andere Erweiterungen.

Die vollständige Anleitung mit weiteren Bildern, Schaltplan und Druckdateien finden Sie online unter dem Link. —hch

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