Make Magazin 6/2020
S. 80
Make
Community-Projekte

Animoji-Maske

Ich habe eine Maske entwickelt, die mein Gesicht in Echtzeit durch einen digitalen Avatar ersetzt.

von Lenny Leiter

Mit meinem Smartphone kann ich allerhand faszinierende Sachen anstellen. Ist es vielleicht möglich, diese virtuellen Kunststücke ins echte Leben zu übertragen? Etwa eine digitale Maske, mit der ich mein eigenes Memoji, einen Instagram-Filter oder sogar das Gesicht von jemand anderes tragen kann? Herausforderung angenommen!

Die grundlegende Konstruktion aus Beamer, Spiegeln und Smartphone im Helm

Nach einiger Recherche und ersten Skizzen kam ich auf ein rundes Design für einen Helm, der mein Gesicht filmt und als Echtzeit-Emoji nach außen anzeigt. Mit einem kleinen, tragbaren Beamer sollte sich das bewerkstelligen lassen. Zu diesem Zweck habe ich verschiedene Beamer getestet und mich für den Mini-­Projektor Otha D13 entschieden. Der D13 ist kompakt, lichtstärker als die meisten Konkurrenten und basiert auf Android, was mir einige Möglichkeiten bietet, das Projektionsbild zu manipulieren. Leider scheint die Produktion inzwischen eingestellt worden zu sein.

Am Metallgerüst werden alle weiteren Teile befestigt.

Meine größten Herausforderungen bei der Umsetzung des Helms hatten mit Abständen zu tun: Zum einen muss der Mindestabstand zwischen Gesicht und Smartphone für eine erfolgreiche Erkennung der Gesichtsausdrücke und -bewegungen mindestens 18 Zentimeter betragen. Zum anderen muss der Abstand zwischen Beamer und „Leinwand“ sogar mindestens 60 Zentimeter betragen, um eine halbwegs anständige Projektionsgröße zu erzielen. Zwei ausgeklügelte Spiegelkonstruktionen werfen nun einerseits mein Bild über zwei Spiegel nach unten auf die Handykamera und dann über zwei weitere Spiegel vom Beamer auf die Vorderseite der Kugel. Leider blockieren die Spiegel so auch die Sicht des Trägers oder der Trägerin. Mit dem Helm auf ist man quasi blind. Außerdem beschlagen die Spiegel schnell vom Atem – dagegen hilft ein nachinstallierter Mini-Ventilator.

Der fertige Helm ist einige Kilo schwer. Zum Glück wird er auf den Schultern getragen.

Nach den ersten Experimenten mit Prototypen aus Pappe und Handspiegeln und der Hilfe meiner verständnisvollen Freundin habe ich mich sicher genug gefühlt, um mit dem eigentlichen Bau loszulegen. Ich habe über mehrere Monate lang immer wieder an dem Helm herumgeschraubt. Wie viel Zeit ich insgesamt dafür aufgewendet habe, kann ich nicht sagen, aber ich habe den kompletten Prozess in circa 73 Stunden GoPro-Aufnahmen für meinen YouTube-Kanal Lenny3000 dokumentiert. Der fertige Helm besteht aus zwei PVC-Halbkugeln, wobei die obere mit Milchglaseffekt-Spray transparent bleibt, während ich die untere Hälfte wie das Metallgerüst schwarz angesprüht habe. Damit man „mich“ gut sehen und hören kann, habe ich innen noch einen LED-Ring als Beleuchtung verbaut und außen einen Lautsprecher. Im Helm hört man allerdings nichts. Mehr Bilder und das Video vom Bauprozess findet ihr auf Make: Projects. —hch

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