Was macht ein Biostatistiker?
Biostatistiker arbeiten in der Pharmaindustrie, in medizinischen oder biologischen Forschungseinrichtungen. Ohne sie wären die modernen Lebenswissenschaften nahezu undenkbar.
Jeder dritte Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens eine von rund 200 verschiedenen Krebserkrankungen. Am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg versucht man deshalb Mittel und Wege zu finden, um Krebs erfolgreich behandeln zu können oder ihn durch Vorbeugung besser gleich zu verhindern. Der Schlüssel dazu liegt in der Auswertung gigantischer Datenmengen.
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Das machen Biostatistiker wie Bernd Fischer, 39. Im Informatikstudium hatte Fischer erstmals mit Mustererkennung zu tun. Später, in seiner Dissertation, identifizierte er Proteinsequenzen und ging der Frage nach, welche Proteine in welchen Mengen in einer Zelle vorkommen. Nach seiner Promotion ging Fischer ans Europäische Labor für Molekularbiologie in Heidelberg und entwickelte dort Methoden, um hochdimensionale Proben auszuwerten. Die bestehen aus sehr vielen Messungen in einem Experiment. Das war Fischers Einstieg in die Biostatistik.
Seit zwei Jahren ist er am Deutschen Krebsforschungszentrum und leitet dort die Nachwuchsgruppe Rechnergestützte Genombiologie. „Das Schreiben von Software zur Datenauswertung ist der größte Teil meiner Arbeit“, sagt Fischer. Aktuell geht er der Frage nach, ob Gene einander beeinflussen. Dazu werden Experimente unter gut 100000 unterschiedlichen Bedingungen durchgeführt und unter jeder gemessen, wie schnell Zellen wachsen. Dafür werden die Zellen fotografiert, mit einer Software gezählt und nach Farbe, Form und Größe sortiert. „Wenn man verstanden hat, ob überhaupt und welche Gene Einfluss auf das Zellwachstum haben, kann man Medikamente entwickeln, die den Effekt der Genveränderung rückgängig machen oder außer Kraft setzen“, sagt Fischer.
Biostatistiker haben meistens Statistik, Mathematik oder Informatik studiert und sich dann in Biologie und Medizin weitergebildet. In München, Dortmund und Bremen gibt es Masterstudiengänge in Biostatistik. Biostatistiker müssen interdisziplinär arbeiten können. Denn die größte Herausforderung ist die Verständigung mit den Anwendern – den Medizinern, Biologen und Chemikern. „Ich erlebe oft, dass Anfänger einen erfahrenen Biostatistiker als Dolmetscher brauchen, weil jede Disziplin seine eigene Fachsprache hat“, sagt Annette Kopp-Schneider, Leiterin der Abteilung Biostatistik.
Das Einstiegsgehalt im öffentlichen Dienst liegt bei rund 4000 Euro monatlich. Allerdings sind die Verträge meist befristet. „Wenn unsere Mitarbeiter an diese Grenze kommen, werden sie mit Kusshand von der Pharmaindustrie genommen und verdienen dort deutlich mehr Geld“, sagt Kopp-Schneider. Die Berufsaussichten von Biostatistikern nennt sie gigantisch. Peter Ilg