MIT Technology Review 11/2016
S. 15
Aktuell

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Neuronales Netz erkennt Verpixeltes

Zum Training des neuronalen Netzes dienten unter anderem mehr als 100000 Fotos von 530 Berühmtheiten, darunter Schauspieler J. K. Simmons. Fotos: Richard McPherson,Reza Shokri, Vitaly Shmatikov/Cornell University

US-Forscher haben ein neuronales Netz darauf trainiert, Menschen oder Zeichen auf verpixelten, verwischten oder auf andere Weise anonymisierten Bildern zu erkennen. Einfach rückgängig machen konnte das Netz die Anonymisierung zwar nicht. Aber es konnte verpixelte Gesichter mit einer Trefferquote von 50 bis 75 Prozent der gleichen Person auf einem anderen Bild zuordnen. Dies sei eine weitaus höhere Quote als schlichtes Raten, schreiben die Wissenschaftler (arXiv: 1609.00408v2).

Trainiert haben die Forscher ihr neuronales Netz mit vier Fotosammlungen, darunter eine mit 530 Berühmtheiten. Für das Trainingsset ließen sie das neuronale Netz wissen, welche Person oder welches Zeichen sich hinter welchem anonymisierten Bild verbirgt.

Die Software kann Personen allerdings nur identifizieren, wenn es bereits einen Verdacht gibt, wer sich hinter einem anonymisierten Bild verbergen könnte – und wenn es ein entsprechendes Vergleichsbild gibt. Die Wissenschaftler sehen ihr Verfahren daher als Prüfstein für künftige Anonymisierungsmethoden. JENNIFER LEPIES

MATERIAL

Kühlende Kleidung aus Frischhaltefolie

Eine Art kühlende Frischhaltefolie für Menschen haben Forscher der Stanford University entwickelt (DOI: 10.1126/science.aaf5471). Yi Cui und seine Kollegen nahmen dazu nanoporöse Polyethylenfolie, die bereits als Membran von Lithium-Ionen-Akkus dient. Durch ihre 50 bis 1000 Nanometer großen Poren kann die Wärmestrahlung des menschlichen Körpers zu 95 Prozent entweichen. Sichtbares Licht hingegen streuen die Nanoporen, was die mattweiße Folie undurchsichtig macht.

Durch die kleinen Poren konnte allerdings keine Feuchtigkeit entweichen. Daher durchlöcherten die Forscher die Folie zusätzlich mit Mikronadeln und versahen diese Öffnungen mit einer wasserabweisenden Schicht. Verstärkt wurden die Folien mit einem grobmaschigen Stützgewebe aus Baumwolle. So drangen immer noch knapp 80 Prozent der Wärmestrahlung durch. Ein gleich dicker Baumwollstoff hingegen blockiert nahezu die komplette Wärmestrahlung.

Wer Kleidung aus diesem Material trägt, soll erst bei zwei Grad höheren Temperaturen ins Schwitzen kommen – beim Sport wäre es also deutlich angenehmer als etwa Baumwolle. Neben Kleidung hält Cui auch Zelte aus dem passiv kühlenden Gewebe für möglich. JAN OLIVER LÖFKEN

MEDIZIN

Gipsersatz aus dem 3D-Drucker

Schnell gedruckt, bequem zu tragen, aber nicht billig: die passgenaue Plastikschiene. Foto: Xkelet

Mit Gipsverbänden soll bald Schluss sein, wenn es nach Jordi Tura, dem Geschäftsführer des spanischen Start-ups Xkelet geht. Das 2014 gegründete Unternehmen hat eine Schiene aus Plastik entwickelt, die passgenau auf einem 3D-Drucker hergestellt wird. „Unsere Schiene ist leichter als Gips und ermöglicht ein weitgehend normales Leben“, sagt Tura. Sie hat im Gegensatz zum Gips Öffnungen, was die Gefahr von Entzündungen und Hauterkrankungen unter dem Verband reduziert. Mit der Xkelet-Schiene kann der Patient sogar umgehend mit der Rehabilitation beginnen.

Zur Anfertigung wird die betroffene Extremität vom Arzt per Tablet gescannt. Das Programm berechnet die Schiene, dann wird geduckt. Die Schiene, die aus zwei Hälften besteht und von Ringen zusammengehalten wird, soll ab Anfang 2017 erhältlich sein. Tura hat bereits Partnerkliniken in Spanien, bisher allerdings nur Privatkliniken. Denn die Kosten werden derzeit noch auf zwischen 2000 und 5000 Dollar veranschlagt. Da der Gips nur sehr wenig kostet, ist das öffentliche Gesundheitssystem Tura zufolge noch zurückhaltend. REINER WANDLER

Stromnetz

Elektromobilität krempelt Speichermarkt um

Batteriemontage bei Hyundai. Foto: Seong Joon Cho/Bloomberg/Getty Images

Die Marktforscher von Bloomberg New Energy Finance sagen stationären Stromspeichern ein bisher ungeahntes Wachstum voraus. Grund sind die Batterien ausgedienter Elektroautos, die in den nächsten Jahren in den Markt drängen und ein zweites Leben als stationäre Speicher vor sich haben.

Schon für 2025 rechnen die Analysten mit knapp 30 Gigawattstunden Kapazität aus alten Autos. Das ist mehr als das derzeitige weltweite Fassungsvermögen stationärer Speicher. Rund 10 GWh davon sollen erneut zum Einsatz kommen. Mit 450 Dollar pro kWh sollen sie weniger als die Hälfte neuer stationärer Speicher kosten, glauben die Analysten. KARSTEN SCHÄFER