AVATARE
Körperscan ohne Scanner
Groß, klein, dick, dünn, untersetzt, sexy – alles völlig subjektive Einschätzungen? Nicht unbedingt, wie Forscher vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme gemeinsam mit US-Kollegen herausgefunden haben. Ihnen gelang es, nur anhand von Beschreibungen 3D-Modelle von Menschen zu erzeugen. Diese Modelle wichen weniger als einen Zentimeter von den tatsächlichen Körpermaßen ab.
Um ihre Software namens „Bodytalk“ zu trainieren, nutzten sie eine Datenbank mit 4000 Laserscans von Männern und Frauen. Freiwillige beschrieben diese Scans mit einer fünfstufigen Skala von 30 Begriffen wie „feminin“, „schlank“ oder „muskulös“. Aus diesen Daten lernte die Software, eine Beziehung zwischen Beschreibungen und Körpermaßen zu knüpfen.
Um einen fotorealistischen Avatar zu erschaffen, genügt es den Algorithmen nun, wenn 15 Personen das 2D-Foto eines Menschen mit rund 10 der 30 Begriffe beschreiben. Im Internet können Nutzer das anhand eines digitalen Modells auch selbst ausprobieren (siehe Link).
Das Tool kann etwa dazu dienen, unterschiedliche Körperwahrnehmungen zu untersuchen oder den Kleiderkauf im Internet zu vereinfachen. Oder um Romanfiguren zum Leben zu erwecken: Als Demonstration ließen die Forscher zwei Figuren aus Dashiell Hammetts „Der Malteser Falke“ als Avatar auferstehen – allein basierend auf ihrer literarischen Charakterisierung. GREGOR HONSEL