MIT Technology Review 11/2016
S. 17
Aktuell

AVATARE

Körperscan ohne Scanner

Prototypische Figuren, empirisch ermittelt. Foto: Stephan Streuber et al./ MPG, UT Dallas, ITC-CNR/Milan

Groß, klein, dick, dünn, untersetzt, sexy – alles völlig subjektive Einschätzungen? Nicht unbedingt, wie Forscher vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme gemeinsam mit US-Kollegen herausgefunden haben. Ihnen gelang es, nur anhand von Beschreibungen 3D-Modelle von Menschen zu erzeugen. Diese Modelle wichen weniger als einen Zentimeter von den tatsächlichen Körpermaßen ab.

Um ihre Software namens „Bodytalk“ zu trainieren, nutzten sie eine Datenbank mit 4000 Laserscans von Männern und Frauen. Freiwillige beschrieben diese Scans mit einer fünfstufigen Skala von 30 Begriffen wie „feminin“, „schlank“ oder „muskulös“. Aus diesen Daten lernte die Software, eine Beziehung zwischen Beschreibungen und Körpermaßen zu knüpfen.

Um einen fotorealistischen Avatar zu erschaffen, genügt es den Algorithmen nun, wenn 15 Personen das 2D-Foto eines Menschen mit rund 10 der 30 Begriffe beschreiben. Im Internet können Nutzer das anhand eines digitalen Modells auch selbst ausprobieren (siehe Link).

Das Tool kann etwa dazu dienen, unterschiedliche Körperwahrnehmungen zu untersuchen oder den Kleiderkauf im Internet zu vereinfachen. Oder um Romanfiguren zum Leben zu erwecken: Als Demonstration ließen die Forscher zwei Figuren aus Dashiell Hammetts „Der Malteser Falke“ als Avatar auferstehen – allein basierend auf ihrer literarischen Charakterisierung. GREGOR HONSEL

Elektro-Buggy

Foto: Nikola Motor Company

Nach der Ankündigung einer elektrisch angetriebenen Sattelzugmaschine präsentiert Nikola Motor nun ein weiteres Modell in einem ganz anderen Fahrzeugsegment. Der Buggy Nikola Zero soll über eine Batterie mit 72 Kilowattstunden verfügen und das 520 PS starke Gefährt über 300 Kilometer weit bringen. Von null auf hundert schießt der Zero in nur drei Sekunden. Die ersten Buggys sollen im dritten Quartal 2017 ausgeliefert werden und ab 37000 Dollar zu haben sein.

VERKEHR

Rollende Parkplatz-Scanner

Durchschnittlich 4,5 Kilometer legen Autofahrer in deutschen Städten bei der Parkplatzsuche zurück. Diese Odyssee will Mercedes-Benz seinen Kunden in Zukunft ersparen – mit dem von Bosch entwickelten „Community-based Parking“. Die Ultraschallsensoren von Autos mit Parkassistent tasten dazu ständig den rechten Straßenrand ab. Das funktioniert bei Geschwindigkeiten von bis zu 55 Kilometern pro Stunde. Die Sensordaten werden dabei kontinuierlich an Bosch übertragen und ausgewertet. Anschließend erscheinen die freien Parkplätze im Navigationssystem.

Damit das System funktioniert, muss es auf eine große Datenmenge zurückgreifen und lernen, wo Autos überhaupt parken dürfen. Dem Algorithmus liegt die simple Annahme zugrunde, dass dort, wo nur selten oder niemals parkende Autos stehen, auch kein Parkplatz ist, sondern vielleicht eine Ausfahrt, Bushaltestelle oder ein Parkverbot.

Seit dem Sommer läuft die erste Testphase mit 50 Autos von Mercedes-Benz. In einem zweiten Schritt sollen auch Länge und Breite der Parklücken sowie freie Plätze in Parkhäusern erfasst werden. 2018 soll das System auf den Markt kommen – voraussichtlich zuerst in den Autos von Mercedes-Benz.

Bei Bosch hofft man, weitere Autohersteller vom Einsatz des Parkplatzfinders überzeugen zu können. Denn je mehr mitmachen, desto besser werden die Ergebnisse. KARSTEN SCHÄFER