MIT Technology Review 12/2016
S. 64
Horizonte
Interview
Aufmacherbild
Illustration: Jack Hudson © Taschen

» Beim Klimawandel falsch gelegen «

James Lovelock, einer der bekanntesten Öko-Pioniere und Erfinder, hält inzwischen den Klimawandel für überschätzt. Seine neue Sorge gilt intelligenten Robotern.

Foto: Adrian Sherratt/ Ddp Images

James Lovelock war schon immer ein Außenseiter: Mit einem selbst entwickelten Detektor wies der Chemiker und Biophysiker als einer der Ersten erhöhte Konzentrationen von Fluorchlorkohlenwasserstoffen in der Atmosphäre nach – und gab damit einen entscheidenden Hinweis auf die Mechanismen, die zur Entstehung des Ozonlochs führten. Lovelock selbst hielt die FCKW zunächst für ungefährlich, warnte aber bereits in den 1960ern vor den Folgen des Klimawandels. Er beschrieb die Erde als einen einzigen großen Meta-Organismus, der sich selbst gegen Instabilität wehrt. Dass diese „Gaia-Theorie“ als esoterische Spinnerei abgetan wurde, hinderte Lovelock nicht daran, sich immer wieder mit radikalen ökologischen Positionen in die wissenschaftliche Debatte einzumischen. Später verärgerte der mittlerweile 97-Jährige seine ehemaligen Mitstreiter, weil er sich für Kernkraft aussprach und den Klimawandel mit Geoengineering aufhalten wollte. In seinem neuesten Buch „Die Erde und ich“ tritt eine neue Bedrohung an die Stelle der Erderwärmung: die künstliche Intelligenz.