MIT Technology Review 2/2016
S. 76
Fokus
Fintech

Geld über Bande

Eine halbe Milliarde Dollar werden jedes Jahr um die Welt geschickt. Ein riesiges Geschäft für Banken und etablierte Anbieter von Bargeldüberweisungen. Doch das Monopol wackelt, denn Start-ups drücken die Preise.

Alles begann mit zwei Esten in London, die beide das gleiche Problem hatten. Als Taavet Hinrikus 2006 aus Estland nach London zog, brauchte er regelmäßig Geld von seinem estnischen Sparkonto. Jedes Mal, wenn er es auf sein britisches Konto überwies, ärgerte er sich, wie teuer das war: Fünf Prozent der Summe kassierte seine Bank. Die Abwicklung ist kompliziert, viele Zwischenstellen halten die Hand auf, und wegen fehlender Konkurrenz gab es keinen Grund, daran etwas zu ändern. Kristo Käärmann ging es ähnlich. Er arbeitete in London als Unternehmensberater und musste zu Hause in Estland noch seine Hypothek abbezahlen. Als die beiden Freunde mal wieder gemeinsam über die hohen Gebühren klagten, hatten sie eine Idee: Wenn Käärmann seine britischen Pfund an Hinrikus weitergab, statt sie zu überweisen, konnte der mit den Euros auf seinem estnischen Sparkonto doch Käärmanns Hypothek bezahlen. Beide würden sich so die teuren Gebühren sparen.

Foto: Transferwise

Aus der Idee wurde schnell ein Geschäftsmodell – und eine Technologie, mit der die beiden den Markt für internationale Überweisungen umkrempeln wollen. 2011 gründeten sie TransferWise, ein Portal, über das sich Geld mit einer Art Peer-to-Peer-System verschicken lässt.