MIT Technology Review 2/2016
S. 14
Aktuell

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Software beschreibt Bilder

Wahrer Nutzwert: Algorithmus warnt vor Zombie-Invasionen.

Die neue, frei herunterladbare Software NeuralTalk2 kann Bilder erstaunlich genau mit Worten beschreiben. Entwickelt hat sie der Stanford-Doktorand Andrej Karpathy. Bei der Eingabe eines Bildes spuckt sie Beschreibungen aus wie „schwarz-weiße Katze, die auf einem Waschbecken sitzt“ – und erkennt sogar Menschen, die sich als Zombies verkleiden. Manchmal liegt sie allerdings auch daneben, verwechselt etwa einen sitzenden Mann mit einer stehenden Frau. Mit mehr Trainingsdaten soll sie allerdings immer genauer werden.

Der Künstler und Programmierer Kyle McDonald hat die Software bereits für ein Kunstprojekt in Amsterdam genutzt. Er lief mit einem umgeschnallten Rechner durch die niederländische Metropole und zeigte den Menschen, was sein Computer dank NeuralTalk2 so alles erkennen konnte. Passanten waren erstaunt, dass die Software Bilder mit nahezu menschlicher Präzision interpretieren konnte. Karpathy will die Software nun weiter verbessern und hofft, dass ihm freie Entwickler dabei helfen (www.github.com/karpathy/neuraltalk2). BEN SCHWAN

hat ein Elektrobus in Australien mit einer einzigen Akkuladung zurückgelegt – in 26 Stunden von Melbourne nach Sydney. Es ist die längste Strecke, die ein Elektrofahrzeug jemals an einem Stück gefahren ist. Dazu hatte es einen Lithium-Ionen-Akku mit gewaltigen 518 Kilowattstunden an Bord. Noch ist der Bus ein Prototyp. Der Hersteller Brighsun kündigte aber an, damit in Serie zu gehen.

ENERGIE

Kalk als Wärmespeicher

Ein Edelstahl-Reaktor erhitzt den Kalk. Foto: DLR

Ein normaler Wärmespeicher kann noch so gut isoliert sein – früher oder später ist er abgekühlt. Forscher vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln haben jetzt einen Speicher entwickelt, der Wärme unbegrenzt und verlustfrei bunkert. Dazu erhitzen sie gelöschten Kalk (Ca(OH)2) auf über 450 Grad. Dabei verwandelt er sich in gebrannten Kalk (CaO). Führt man Wasserdampf hinzu, wird die gespeicherte Wärme wieder frei.

Solche sogenannten Latentwärmespeicher eignen sich besonders gut dazu, Energie über lange Zeiträume zu speichern. Im Sommer haben viele Blockheizkraftwerke beispielsweise Probleme, Abnehmer für ihre Wärme zu finden. In Form von CaO könnte man die Energie problemlos in einem Silo für den Winter einlagern.

Bisher basieren Latentwärmespeicher meist darauf, dass ein Material – etwa Paraffin – die Phase zwischen fest und flüssig wechselt. Das geschieht allerdings immer nur um eine genau definierte Schmelztemperatur herum. Bei Kalk hingegen lässt sich durch den Druck des Wasserdampfes genau regeln, welche Temperatur der Speicher abgibt. Außerdem ist Kalk billig und kann pro Kubikmeter fünfmal so viel Energie speichern wie Wasser. GREGOR HONSEL

LOGISTIK

Transporter auf Zuruf

Die Car2go-Smarts sind gewachsen.

Viele Carsharing-Dienste wie Car2go von Daimler sind nicht mehr an feste Stationen gebunden. Nun möchte Daimler das Prinzip auch auf Transporter übertragen. Gemeinsam mit dem Logistik-Dienstleister Tiramizoo hat der Konzern eine App entwickelt, um eine frei kursierende Fahrzeugflotte zu verwalten. Mit dem Smartphone kann ein Fahrer beispielsweise sehen, welche Wagen wann frei sind, kann sie buchen und ohne Schlüssel öffnen. Darüber hinaus stellt die Anwendung eine Auftragsliste bereit und berechnet die beste Route.

In zwei Pilotprojekten wird das Vorhaben namens „Car2Share cargo“ derzeit getestet: Bei der Berliner Tafel, die Lebensmittel für Bedürftige einsammelt, und beim Karlsruher Lieferdienst Kalix. Dort haben sich verschiedene Einzelhändler zusammengetan, um Einkäufe noch am selben Tag nach Hause zu liefern. „Wir merken jetzt schon das enorme Einsparpotenzial an Kraftstoff und Zeit“, sagt Robert Hedram, Logistik-Leiter der Berliner Tafel. Außerdem kämen die Lebensmittel frischer ans Ziel.

Bei beiden Projekten handelt es sich allerdings noch nicht um wirkliches Carsharing, denn die Fahrer haben nur Zugriff auf ihren eigenen Wagenpark. Die App sei aber schon für freie Flotten vorbereitet, so Daimler. Zudem denke man auch über weitere Anwendungen nach, etwa die Vermittlung von freien Transportplätzen.

GREGOR HONSEL