MIT Technology Review 8/2016
S. 90
Karriere
Ausbildung

Was macht ein Pyrotechniker?

Pyrotechniker gestalten Großfeuerwerke. Sie müssen in bunten, lauten und leisen Effekten denken und absolut sorgfältig arbeiten.

Peter Sauer gehen große Mengen gefährlichen Stoffs durch die Hände. Foto: Peter Ilg

Hoch thront die Johannisburg bei Aschaffenburg über dem Main. Auf dem Parkplatz darunter baut Peter Sauer, 53, mit fünf Mitarbeitern das Abschlussfeuerwerk eines Volksfestes auf. Mit einem Preis von etwa 10000 Euro ist es für ihn das größte von jährlich rund 150 Feuerwerken. Am Abend jagt er 420 Kilogramm Material bis zu 200 Meter in den Nachthimmel. Am Geländer des Parkplatzes zündet er zudem einen „Wasserfall“. So sagen Pyrotechniker, wenn weißes Licht mit hellen Funken nach unten fällt. Nach zehn Minuten ist alles vorbei.

Eine Berufsausbildung oder ein Studium der Pyrotechnik gibt es nicht. „Ich hab dann halt Betriebswirtschaft studiert, weil ohnehin feststand, dass ich den elterlichen Betrieb übernehmen werde“, sagt Sauer.

Seit 150 Jahren produzieren die Sauers Feuerwerke in ihrer Fabrik in Gersthofen bei Augsburg – die vergangenen acht Jahre unter der Leitung von Peter Sauer. „Von Generation zu Generation haben wir unser Wissen weitergegeben“, sagt Sauer. Der Betrieb hat sechs feste Mitarbeiter und beschäftigt etwa zehn Aushilfskräfte fürs Abbrennen, die alle eine Lizenz zum Zündeln haben.

Diesen Befähigungsschein gibt es nach Teilnahme an einem Lehrgang. Den bieten die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie sowie Sprengschulen an. Dauer: etwa eine Woche. Kosten: rund 700 Euro. Voraussetzung für die Teilnahme sind ein Alter von 21 Jahren, Praktika bei 26 Großfeuerwerken und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. „Dieser Nachweis geht über ein polizeiliches Führungszeugnis hinaus“, sagt Dirk Abolins vom Berufsverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk. Im Grundlehrgang lernen die Teilnehmer den sicheren Umgang mit Feuerwerk und Zündern sowie die gesetzlichen Regelungen.

Abolins schätzt, dass es deutlich über 1000 Pyrotechniker in Deutschland gibt, von denen viele ein Gewerbe angemeldet haben, das sie aber nur nebenberuflich betreiben. „Weil viele das nur aus Spaß machen und nicht davon leben müssen, machen sie mit Niedrigpreisen den wenigen hauptberuflichen Firmen das Überleben schwer“, sagt Abolins.

Festangestellte Pyrotechniker bekommen in etwa das Gehalt eines Veranstaltungstechnikers und haben diesen Beruf häufig auch erlernt. Peter Ilg

Weiterbildung

Lukrative Investition

Wir stark wirken sich Weiterbildungen auf das Gehalt aus? Dieser Frage ging das Onlineportal Gehalt.de in einer Untersuchung nach, für die knapp 90000 Datensätze analysiert wurden. Die Erkenntnis daraus: Zusätzliche Qualifikationen zahlen sich langfristig deutlich aus. Das durchschnittliche Gehalt eines Facharbeiters nach abgeschlossener Ausbildung liegt bei rund 36200 Euro. Wer sich zum Meister oder Fachwirt weiterbildet, kann mit 43300 Euro Einkommen rechnen.

Die Gehaltszuwächse variieren allerdings nach Branche und Job. Das Einkommen eines Steuerfachangestellten, der sich zum Steuerfachwirt weiterbildet, steigt um fast 8000 Euro auf 39000 Euro an. Ein Kfz-Mechatroniker verdient als Meister mit rund 38000 Euro etwa 9000 Euro mehr. Und bei Bankkaufleuten, die sich zum Bankfachwirt qualifizieren, liegt das Einkommen bei etwa 57000 Euro, was ein Plus von rund 16000 Euro bedeutet. Unter Akademikern ist ein Master of Business Administration (MBA) die bekannteste und zugleich lukrativste Art der Weiterbildung. Das Einkommen eines Absolventen mit MBA liegt mit 73000 Euro deutlich über dem ohne MBA (54000 Euro). Allerdings zahlen sich Fortbildungen nicht sofort aus: Meist sind sie eine Folge sukzessiver Gehaltserhöhungen und damit eine langfristige Investition. Ein weiterer Titel erhöht zudem den Marktwert und ist die Eintrittskarte in eine attraktivere Position. Peter Ilg

Ausbildung

Deutschland holt auf

„Der aktuelle Bildungsbericht zeigt das ungebrochene Interesse der Menschen an mehr, an besserer Bildung“, sagte Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, Mitte Juni bei der Vorstellung des Berichts „Bildung in Deutschland 2016“. Die Ausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft sind nach vorläufigen Berechnungen auf 265,5 Milliarden Euro im Jahr 2014 gestiegen. Das ist ein Plus von 3,1 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Dass sich der Bildungsstand der Bevölkerung in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hat, zeigen gleich zwei Erkenntnisse der Studie: Der Trend zu höheren Bildungsabschlüssen setzt sich fort, und es gibt immer weniger Schüler ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. Wie stark sich Bildung in unserer Gesellschaft verändert, zeigt ein weiterer Vergleich: Während im Jahr 2000 nur ein Drittel der Schüler eines Jahrgangs studierten, sind es 2015 mit 58 Prozent mehr als doppelt so viele gewesen. Lehrstellenangebote waren dabei keineswegs die großen Verlierer. Hier lagen 2015 die Vertragsabschlüsse laut Statistischem Bundesamt lediglich 0,4 Prozent unter dem Vorjahr. Peter Ilg

Recruiting

Langwierige Suche im Ausland

Quelle: Bitkom

Eine offene Stelle zu besetzen kann sich sehr lange hinziehen, wenn in Deutschland kein geeigneter Kandidat zu finden ist. Bei deutschen Bewerbern ist der Einstellungsprozess in drei Viertel aller Fälle innerhalb von neun Monaten abgeschlossen. Wird die Stelle EU-weit ausgeschrieben, ist die Position nur in jedem zweiten Fall innerhalb dieses Zeitraums zu besetzen. Kommt der Kandidat aus einem Nicht-EU-Land, dauert das Verfahren in zwei Drittel aller Fälle länger als ein Jahr. Das ergab eine Befragung des Digitalverbands Bitkom bei Unternehmen, die ausländische Fach- und Führungskräfte rekrutiert haben. Peter Ilg