MIT Technology Review 8/2016
S. 73
Fokus
Musik

» 200 Euro für 100.000 Klicks ist ein totaler Witz «

Streaming wird den Musikkauf ablösen, das steht fest. Aber bis es für Nutzer und Künstler richtig hilfreich ist, muss sich noch einiges ändern. Ein Erfahrungsbericht des Musikers Ekki Maas.

Ekki Maas ist Musiker und Musikproduzent. Mit seiner Band Erdmöbel hat er seit 1996 zwölf Alben veröffentlicht, die letzten beiden beim eigenen Label. Sie sind in Musik-Streamingdiensten nicht mehr verfügbar.

Unsere letzte Platte „Geschenk +3“ hatte bei Spotify 100000 Klicks. Dafür bekamen wir rund 600 Euro. Das ist ein Witz. Wenn wir das noch mit einer Plattenfirma hätten teilen müssen, wären es nur noch 200 Euro gewesen. Das ist ein totaler Witz. Gleichzeitig hatten wir Einbußen bei den CD- und Download-Verkäufen. 1000 verkaufte CDs weniger machen sich bei uns im Geldbeutel wirklich bemerkbar. Das sind immerhin 7500 Euro.

Für Hörer ist Streaming natürlich toll. Ich selbst nutze die Dienste ja auch, etwa Deezer. Ich lese öfter Bücher über Musik. Wenn dann von einem bestimmten Song die Rede ist, kann ich den eben mal hören. Aber für Musiker? Ganz ärgerlich ist die Verknüpfung mit anderen Diensten: Zu meinem Handy-Vertrag bei Vodafone, der sowieso schon so billig ist, bekomme ich Deezer dazu und kann umsonst Musik hören. Das ist pervers. Das führt natürlich dazu, dass die Musiker schlecht bezahlt werden. Auch die Freiwilligkeit ist nicht mehr gegeben.