Was macht ein Galeniker?
Ob Tabletten, Salben, Zäpfchen oder Tropfen – Galeniker machen aus reinen Wirkstoffen Medikamente und bringen sie in die Darreichungsform, in der sie am besten helfen.
Medikamente bestehen aus weit mehr als nur dem Wirkstoff. Denn um Leiden heilen oder lindern zu können, müssen sie nicht nur haltbar gemacht werden, sondern auch in Pillen gepresst oder in Flüssigkeit gelöst werden – und an den richtigen Ort im Körper gelangen, ohne zuvor etwa im Magen verdaut zu werden. Dazu dienen unterschiedlichste Hilfsstoffe, und die Aufgabe von Galenikern ist es, für jedes Arzneimittel die passende Formulierung zu finden. Bei einer Tablette zum Beispiel – der häufigsten Arzneimittelform – werden Füllstoffe zugesetzt, weil die Wirkstoffmenge oft so gering ist, dass sie kaum jemand richtig dosieren könnte. Bindemittel halten die unterschiedlichen Stoffe zusammen, Sprengmittel setzen den Wirkstoff bei akuten Schmerzen schnell frei. Wieder andere Hilfsstoffe sorgen dafür, dass ein Wirkstoff im chronischen Fall über den Tag hinweg verteilt wirkt oder transportieren ihn an die gewünschte Körperstelle. „Hilfsstoffe beeinflussen wesentlich die Wirkung des Arzneistoffes“, sagt Marc Schiller, 42. Er ist Galeniker bei Grünenthal, einem Pharmaunternehmen in Aachen mit weltweit etwa 5400 Mitarbeitern.
Galenik ist die Wissenschaft der Zubereitung von Arzneimitteln, auch pharmazeutische Technologie genannt. Chemiker entwickeln die Wirkstoffe, Galeniker verpacken sie in einer Arzneiform. Galeniker wird man durch das Studium der Pharmazie mit anschließendem Praktikum und Approbation. Dann sind die Absolventen Apotheker. „In Deutschland gibt es rund 58000 Apotheker“, sagt Siegfried Throm, Geschäftsführer des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller in Berlin. „Das Gros arbeitet in Apotheken oder betreibt selbst eine. Etwa zehn Prozent sind in der Industrie angestellt.“
Marc Schiller hat in Tübingen Pharmazie studiert und dabei schon bald Interesse an der Arbeit für die Pharmaindustrie gefunden. „Mich hat die Entwicklung am meisten interessiert“, sagt Schiller, der klassisch als Laborleiter in einem Pharmaunternehmen angefangen hat. Nach fünf Jahren wechselte er als Gruppenleiter in die Arzneimittelentwicklung bei Grünenthal, wurde Abteilungsleiter und ist heute Leiter der Pharmazeutischen Entwicklung.
Zehn Galeniker arbeiten bei Grünenthal in der pharmazeutischen Entwicklung. „Tendenz steigend“, sagt Schiller. Grünenthal zahlt promovierten Galenikern ein Einstiegsgehalt ab 58000 Euro jährlich. Zwei neue Stellen hat das Unternehmen in diesem Jahr geschaffen. Peter Ilg