MIT Technology Review 10/2017
S. 56
Horizonte
Medizin
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Illustration: Javier Jaén, Text mit freundlicher Genehmigung entnommen von theoutline.com

Leben ohne Ende?

Bei Tieren ist es Forschern längst gelungen, die Lebensspanne zu verlängern. Die Ergebnisse lassen sich allerdings nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen. Einige Hoffnungsträger hat die Wissenschaft allerdings entdeckt.

Jeden Tag, den ich uns dem Sieg über das Altern näherbringe, rette ich 100000 Leben“, sagt Aubrey de Grey. Die von dem Bioinformatiker und Biogerontologen mitgegründete Methuselah-Stiftung in Virginia verspricht, 90-Jährige so gesund zu halten wie 40 Jahre Jüngere. Das Endziel ist sogar, dass der Mensch – biologisch gesehen – immer 25 bleiben kann.

Juan Carlos Izpisua Belmonte (hinten) vom Salk Institute schuf Nager, die ein Drittel länger leben. Foto: Salk Institute

Seit jeher treibt dieser Traum die Erdbewohner um, und mit den jüngsten Fortschritten in der Biotechnologie scheint er vielen deutlich näher gerückt. Der „Spiegel“ titelte im April dieses Jahres: „Ewiges Leben – wie der Mensch den Tod besiegen will“. 2013 fragte das „Time Magazine“: „Can Google solve Death?“. Denn zuvor hatte der Digitalkonzern seine Tochter Calico gegründet, um genau diese Frage zu beantworten. 1,5 Milliarden Dollar bekamen die Forscher zur Verfügung, die Hälfte steuerte der Pharmakonzern AbbVie bei. Andere kapitalkräftige Todesgegner teilen die Hoffnung, darunter der Investor Peter Thiel oder der Silicon-Valley-Milliardär Larry Ellison, Mitgründer der Softwarefirma Oracle. Sie alle glauben, dass neue Entdeckungen in Kombination mit besseren Heilmethoden den Durchbruch für eine Lebensverlängerung, möglicherweise sogar für ein ewiges Leben bedeuten könnten. Auch ein Forschungskaliber wie James Vaupel, Gründungsdirektor des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, hält die „vermutete drohende Grenze für die durchschnittliche und die maximale Lebensspanne“ für eine „jahrhundertealte Saga“.