MIT Technology Review 10/2017
S. 52
Horizonte
Biotech

Frisierte Photosynthese

Indem sie den Stoffwechsel von Pflanzen verbessern, wollen Forscher verheerenden Hungersnöten vorbeugen.

In einem ruhigen Gewächshaus mitten in Illinois befeuchten Forscher Erde, schaufeln sie in Töpfe und versehen sie sorgfältig mit kleinen dunkelbraunen Tabaksamen aus einer Glasphiole. In den folgenden Monaten werden die Forscher diese Pflanzen draußen auf einem Feld anpflanzen und beobachten, ob sie größer oder schneller wachsen als gewöhnlich. Die Pflanzen wurden weit grundlegender verändert als gewöhnliche Biotech-Pflanzen – ihre gesamte Photosynthese wurde optimiert. Wenn Wissenschaftlern dies auch mit Nahrungspflanzen gelingt, ließen sich auf gleicher Fläche mehr Lebensmittel herstellen – oder dieselbe Menge mit weniger Wasser und Dünger.

Dies ist dringend nötig. Um die wachsende Bevölkerung zu ernähren, muss die weltweite Ernte bis 2050 um 50 Prozent steigen, schätzen die Vereinten Nationen. Und darin sind die Folgen des Klimawandels noch nicht einmal berücksichtigt. Mehr Kohlendioxid lässt Pflanzen zwar besser gedeihen, aber Hitze und Dürre senken wiederum den Ertrag. Diese negativen Effekte werden vor allem die Armen betreffen, sagt Steve Long, Direktor des Photosynthese-Projekts mit dem Kürzel RIPE („Realizing Increased Photosynthetic Efficiency“). Gegründet hat das internationale Konsortium an der University of Illinois in Urbana-Champaign die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung.