MIT Technology Review 10/2017
S. 18
Aktuell

Leiser und sparsamer fliegen

Foto: TU München

Mit ihrem Urban Liner gewann das Team der TU München die Design Challenge, zu der das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit der NASA aufgerufen hatte. Die Studenten Christian Decher, Daniel Metzler und Soma Varga traten in der Kategorie „Low Noise Subsonic Design“ an und haben das Design des Urban Liners konsequent auf geringe Lärmemissionen ausgelegt. Außerdem soll der Hybridantrieb den Treibstoffverbrauch um 50 Prozent und den Stickoxidausstoß sogar um 80 Prozent reduzieren.

MEDIZIN

Nanochip heilt alle Wunden

Das Verfahren klingt, als käme es aus der Serie „Star Trek“: Ein Chip wird für wenige Sekunden auf eine Wunde gelegt und heilt sie. Doch die Entwicklung von Forschern der Ohio State University und dem Ohio State College of Engineering geht weiter: Ihr „Tissue Nanotransfection“ (TNT) genannter Chip kann Hautzellen zu beliebigen Zellen umprogrammieren, so dass sie beschädigtes Gewebe ersetzen können (DOI: 10.1038/nnano.2017.134). Der Nanochip wird dazu als Kathode auf der Verletzung platziert. Er ist mit entscheidenden genetischen Faktoren zur Bildung eines spezifischen Zelltyps beladen. Direkt neben dem Chip dringt eine Nadel als Anode in die Haut ein. Durch elektrische Stimulation zwischen den beiden Elektroden wandert die Gen-Ladung aus dem TNT-Reservoir in die Hautzellen. Dort bilden sich die neuen Zelltypen bilden.

Zunächst gelang das Verfahren bei Mäusen. Die Forscher programmierten Hautzellen auf einer schwer verletzen Stelle der Beine um, so dass sie zu Gefäßzellen wurden. Dort bildeten sich binnen einer Woche Blutgefäße. In der zweiten Woche waren die Beine wieder mit Blut versorgt. Da die Zellen direkt im Körper entstehen, sind Immunsupressiva nicht nötig. Die Forscher hoffen, im kommenden Jahr mit klinischen Tests beginnen zu können. J. LEPIES

MEDIZIN

Schleim von Schnecken als Pflaster

Der neue Haftkleber von der Harvard University haftet sehr gut an feuchtem Gewebe, wie das Symbolbild zeigt. Foto: Wyss Institute at Harvard University

Ein Kleber richtet bei Wunden weniger Schaden an als eine Naht oder Klammern. Aber die bislang zur Verfügung stehenden Präparate genügten Dave Mooney und seinem Team von der Harvard University nicht. Der Bioingenieur orientierte sich bei dem neuen Superkleber an dem Schleim, den die Braune Wegschnecke absondert, wenn sie sich bedroht fühlt. In der Zeitschrift „Science“ (DOI: 10.1126/science.aah6362) stellten die Forscher den Zwei-Schichten-Kleber vor, dem Mooney die zehnfache Haftkraft im Vergleich zu anderen Klebern zuschreibt. Die haftende Schicht soll dank elektrisch geladener Polymermoleküle viel stärker auf feuchten Oberflächen wie Gewebe kleben. In der zweiten Schicht sorgt ein wässriges Gel für die notwendige Elastizität, die Brüche verhindert. Zur Demonstration klebten die Forscher ihren neuen Kleber auf ein schlagendes Schweineherz – und er hielt. Vor allem aber ist das neue Material den Autoren zufolge nicht zellschädigend. INGE WÜNNENBERG

APP DES MONATS

Mit drei Worten zum Ziel

Einen schönen Blick über Hannover hat man bei „ausblick.trennen.stehen“. „Ausblick“ taucht hier übrigens völlig zufällig auf, denn bei „vorteil.teilen. benzin“ ist die Sicht auch nicht schlechter.

Die seltsamen Wort-Triplets hat das Start-up What3Words erfunden, an dem die Deutsche Bahn beteiligt ist. Es hat die ganze Welt in 57 Milliarden drei mal drei Meter große Quadrate unterteilt und jedes mit einer willkürlichen Drei-Wort-Kombination bezeichnet. Dies ist deutlich genauer als eine Adresse, die sich bei großen Gebäudekomplexen schonmal auf einen ganzen Block beziehen kann.

Natürlich kann man einen genauen Standort auch über Kartendienste wie Google Maps digital teilen, aber der besondere Charme der Wort-Kombinationen ist, dass sie auch offline funktionieren – man kann sie einfach auf einen Zettel schreiben oder im Gedächtnis behalten. Nach Angaben von What3Words nutzen Kuriere das System bereits weltweit, um Waren punktgenau auszuliefern. Besonders sinnvoll dürfte es in Schwellenländern sein, wo es keine genauen Adressen gibt.

Die App selber funktioniert reibungslos und unspektakulär. Gibt man ein Wörter-Triplet ein, wandert ein großer roter Zeiger zum entsprechenden Quadrat. Man kann den Ort wie üblich teilen. Eine eigene Routing-Funktion besitzt die App nicht, stattdessen übergibt sie das Ziel an bereits installierte Navigationsanwendungen. Anders als auf der Webseite von What3Words arbeitet die App leider nur mit Google Maps und Satellitenbildern. Andere Karten wie Open Street Map fehlen. Schade, denn gerade deren größere Detailliertheit hätte gut zum engen Drei-Mal-Drei-Raster gepasst. GREGOR HONSEL