MIT Technology Review 12/2017
S. 111
Fundamente
Rückschau

Begabte Helfer

An dieser Stelle blicken wir zurück auf Artikel, die vor fünf Jahren in Technology Review erschienen sind. Diesmal: kreative Maschinen

technology review Programme könnten die Nachfrage nach bezahlbarer Kunst befriedigen.

Können Computer kreativ sein? Seelenlose Algorithmen, die mechanisch Zeile um Zeile abarbeiten, was der Programmierer ihnen aufgetragen hat“, fragten wir in TR 12/2012. „Die Maschinen können – und sie werden dabei immer besser“, schrieb TR vor fünf Jahren und präsentierte Beispiele wie Iamus, eine Software, die anlässlich des hundertsten Geburtstags von Computerpionier Alan Turing ein klassisches Konzert komponiert hatte, oder den „Painting Fool“ des britischen Informatikers Simon Colton, der aus Zeitungsberichten berührende Collagen fertigt.

In Zukunft, meinte der Wissenschaftler, könnten Programme wie der Painting Fool die Massennachfrage nach bezahlbarer Kunst befriedigen. „Software könnte für jeden Geschmack einmalige, authentische Kunstwerke erzeugen.“ Bislang hat Colton jedoch nur einige wenige Bilder seiner Software verkauft. Und die Schöpfer von Iamus entwickelten zwar eine Smartphone-App mit maßgeschneiderter, frisch komponierter Musik zum Joggen, zum Einschlafen oder für die lange Autobahnfahrt. Den Durchbruch am Markt schafften die Forscher aber nicht.

Gefühllose Maschine? Portrait der Software „Painting Fool“.

Eine andere Vorhersage von Colton scheint sich aber tatsächlich zu bewahrheiten. „Die maschinelle Kreativität kann die von Menschen sogar befruchten“, sagte Colton. Tatsächlich macht die Software Vincent AI Ergänzungsvorschläge zu groben Skizzen des Users. Das britische Unternehmen Cambridge Consultants hatte sie zuvor an 8000 Kunstwerken trainiert. Aus wenigen Strichen wird so in Minuten ein komplettes, interessantes Bild. Die Software dient jedoch lediglich als Demonstrator. Adobe dagegen nutzt KI bereits kommerziell – wenn auch nicht zur Erschaffung, sondern zur Verwaltung von kreativen Schöpfungen. „Sensei“ kann Fotos und Videos automatisch mit Schlagwörtern versehen. In Zukunft soll die KI auch Layoutskizzen inhaltlich analysieren, um so beispielsweise in einer Stockfoto-Datenbank passende Bilder zu finden. WOLFGANG STIELER