MIT Technology Review 12/2017
S. 76
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USA

Wenn der Roboter grillt

Mit dem Bratenwender kann Flippy das Grillgut drehen und außerdem die fertigen Frikadellen im Brötchen platzieren. Foto: Miso Robotics

Es ist heiß, und ständig spritzt heißes Fett durch die Luft – den ganzen Tag lang Frikadellen zu braten, ist nicht unbedingt ein Vergnügen. Doch es ist Besserung in Sicht: Wenn es nach dem US-Start-up Miso Robotics aus Pasadena geht, müssen sich Menschen bald nicht mehr in den Küchen von Fastfood-Restaurants quälen. An ihrer Stelle sollen Roboter dafür sorgen, dass die Hackfleischscheiben perfekt gebraten auf die Brötchen kommen.

Den ersten Praxistest hat Bratroboter „Flippy“ bereits bestanden: In einem Restaurant der Fastfood-Kette CaliBurger in Pasadena steht die Maschine seit einigen Wochen am Grill und wendet mit stoischer Ruhe eine Hackfleischscheibe nach der anderen. Dazu haben ihm die Ingenieure am Ende seines sechsachsigen Arms einen simplen Bratenwender verpasst, mit dem Flippy das fertig gebratene Fleisch nicht nur mit Schwung umdrehen, sondern auch auf das Burger-Brötchen legen kann. Seine Sensorik verrät ihm, wann das Fleisch durch ist: Eine Kamera mit Bilderkennung sieht, wo auf dem Grill Hack- oder Hähnchenfleisch und Brötchen liegen, Wärmesensoren messen ihre Temperatur, weitere Hinweise liefert die Zeit auf dem Grill.

Der Roboterarm ist bewährte Industrieware, die Software entwickelte Miso Robotics selbst. Dank künstlicher Intelligenz soll Flippy immer schlauer werden. Er erkennt nicht nur unterschiedliche Lebensmittel, er lernt während der Arbeit auch aus seinen Fehlern. „Dadurch kann er künftig noch weitere Aufgaben übernehmen – darunter Schinken und Zwiebeln grillen bis hin zum kompletten Menü“, sagt David Zito, CEO von Miso Robotics. „Am Ende wird er die gesamte Speisekarte von CaliBurger beherrschen.“ Ganz perfekt wird Flippy aber trotzdem nie sein – und hier kommen dann wieder Menschen ins Spiel: Bei Problemen soll kurzfristig ein Koch aus Fleisch und Blut einspringen und das Burger-Braten übernehmen.

In puncto Produktivität soll Flippy seinen menschlichen Kollegen dennoch weit überlegen sein: Doppelt so viele Burger pro Stunde wie bei einem Menschen versprechen sich die CaliBurger-Manager von der Maschine. Kein Wunder, dass sie fünf Millionen Dollar in den Flippy-Hersteller investiert haben.

Die Kamera des Roboters erkennt, was auf dem Grill liegt. So kann Flippy ein Brötchen von einem Burger und von Huhn unterscheiden. Und so erfährt er auch, ob das Grillgut fertig ist. Foto: Miso Robotics

2018 wird der 60000 Dollar teure Roboter in 50 CaliBurger-Restaurants am Grill stehen. Und das soll erst der Anfang sein. „Die Küche kann vollständig automatisiert werden“, sagt CaliBurger-Chef John Miller, dem ein Fastfood-Restaurant vorschwebt, in dem menschliche Mitarbeiter nur noch eine Nebenrolle spielen. In Zukunft sollen die Gäste ihre Bestellungen bereits an einem elektronischen Terminal aufgeben, das ihnen aufgrund ihrer zuletzt getätigten Order Menüvorschläge macht. Nachdem die Küchenroboter alles zubereitet haben, sind Drohnen am Zug: Sie bringen das Essen an den Tisch. Danach könnten erstmals Menschen zum Einsatz kommen – um die Gäste zu fragen, ob alles schmeckt. „Wir sehen uns selbst als Technologieunternehmen, das Cheeseburger verkauft“, sagt Miller.

Neben CaliBurger könnten auch andere Fastfood-Unternehmen Roboter wie Flippy einsetzen – und dadurch Personal am Grill überflüssig machen. Die Entwickler verweisen zwar auf neue Jobs für Ingenieure, Programmierer oder Techniker, die rund um die Roboter entstehen werden. Für die rund 2,2 Millionen Köche allein in den USA dürfte das aber nur ein schwacher Trost sein.

CHRISTIAN BUCK