MIT Technology Review 12/2017
S. 78
TR Mondo

Jordanien

Das Wasser der Antike

Foto: Bert de Vries/ Umm el-Jimal Project
Die antiken Wasserspeicher aus der Zeit von vor fast 2000 Jahren (links) haben sich über die Zeit mit Erde und Schutt gefüllt. Für das Wasserprojekt hat der Archäologe Bert de Vries einige Speicher und Zuläufe gemeinsam mit den örtlichen Behörden wieder instand gesetzt (oben). Foto: Bert de Vries/Umm el-Jimal Project

Ein kleines Dorf im Norden Jordaniens macht zurzeit vor, wie wasserarme Länder dem Mangel an der lebenswichtigen Ressource beikommen könnten. Die 4000-Seelen-Gemeinde heißt Umm El-Jimal, zu Deutsch: die Mutter des Kamels. Der kuriose Name hat einen historischen Grund: Vor Jahrtausenden war das Dorf ein Kreuzungspunkt für die Kamelkarawanen, die weiter nach Damaskus zogen.

Hier, nur wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt, regnet es allerdings nur in den Monaten zwischen November und März ein wenig. Doch schon in der Antike gelang es den Menschen, sich durchgängig mit Wasser für den eigenen Bedarf und für ihre Tiere zu versorgen. Dafür hatten die Araber bei Umm El-Jimal im Jahr 90 nach Christus ein weitläufiges System aus Kanälen und Vorratsbecken errichtet. In ihnen sammelten sie das Regenwasser aus den nahe gelegenen Bergen, das bei seltenen, aber kräftigen Güssen die leeren Flussbetten („Wadis“) hinabschießt. „Sie lebten damals komplett von diesem Wasser“, sagt Bert de Vries, Archäologe am Calvin College im amerikanischen Michigan, der zurzeit in Umm El-Jimal forscht. „Und jetzt habe ich hier in meinem Büro zwei 20-Liter-Kanister mit Wasser eines kommerziellen Anbieters stehen. Das ist teuer. Und da Wasser immer knapper wird, ist das auf keinen Fall die Lösung der Zukunft“, sagt er.

Die liegt für ihn vielmehr in der Belebung der Vergangenheit. 2015 begann de Vries mit Unterstützung des örtlichen Bürgermeisters, die meist verschütteten Kanäle freizulegen. Bauern hatten sie beim Pflügen mit Erde gefüllt. Das Team des Archäologen schaufelt fast täglich Erde und Steine heraus. Hier und da füllen sie Bereiche mit Zement aus, damit das Wasser nicht so leicht versickert. Ein Auffangbassin, so groß wie vier Schwimmbecken, hat de Vries schon wieder in Betrieb genommen. „Die Bauern verwenden das Wasser bereits und bauen Pfirsiche, Tomaten, Melonen und Olivenbäume an“, berichtet er. Mindestens zehn Prozent seines Wasserbedarfs könne das Dorf über das so gesammelte Regenwasser decken.

Ob es allerdings als hochwertiges Trinkwasser geeignet ist, muss sich noch zeigen. Derzeit untersuchen jordanische Ingenieure seine Qualität. Es besteht die Befürchtung, dass das Wasser mit Schwermetallen oder anderen Schadstoffen belastet ist. Dann wäre es höchstens zum Bestellen der Felder geeignet. Sollte die Qualität allerdings besser sein, will de Vries eine Trinkwasseraufbereitungsanlage errichten. Dann könnte ein Teil des Regenwassers so weit gereinigt werden, dass die Menschen damit kochen können.

Zurzeit liefern das Trinkwasser lokale Brunnen, die mehr als zweihundert Meter tief unter das Gebirge vulkanischen Ursprungs reichen. Doch weil die Bevölkerung in Jordanien rasch wächst, ist dieses Wasserreservoir überstrapaziert. Salzwasser dringt ein, und es habe einen unangenehmen Geschmack, sagt de Vries. Mit der Regenwassernutzung will er den unterirdischen Speicher entlasten und schützen.

Dass mit der Nutzung des Regenwassers dem Grundwasser der Nachschub ausgeht, glaubt er nicht. Das unterirdische Reservoir speist sich zwar ebenfalls über Regenwasser, das nach unten sickert. De Vries zufolge würden beim Sammeln des Regenwassers aber vor allem die Anteile aufgefangen, die sonst über Verdunstung verloren gingen.

SUSANNE DONNER

USA

Was hat die verheerenden Brände in Kalifornien angeheizt?

Ein Feuersturm zerstörte mehr als 1000 Häuser im Nordwesten der Stadt Santa Rosa. Foto: George Rose/ Getty Images

Beinahe zwei Dutzend Waldbrände haben knapp 170000 Hektar Fläche in Kalifornien verwüstet. Tausende Bewohner wurden aus ihren Häusern vertrieben und 23 Menschen getötet. Das macht dieses Jahr zu einer der schlimmsten Waldbrandsaisons der amerikanischen Geschichte.

Die Brände konzentrierten sich auf das Weinland Nordkaliforniens. Die Ursache wird zwar weiterhin untersucht, aber einige lokale Medienberichte lassen darauf schließen, dass heruntergefallene Stromleitungen eine Rolle bei der Entstehung gespielt haben könnten.

Doch unabhängig davon hat der vom Menschen verursachte Klimawandel die Ausbreitung der Brände wohl erleichtert. Am deutlichsten erhöhen steigende Temperaturen die Brandgefahr. Diesen Zusammenhang bestätigt eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Studien. Die wärmere Luft entzieht Pflanzen, Bäumen und Böden die Feuchtigkeit und erhöht dadurch deren Brennbarkeit. Andere klimatische Faktoren können ebenfalls dazu beitragen, zum Beispiel geringere Niederschlagsmengen oder frühere Schneeschmelzen.

Noah Diffenbaugh, Professor für Erdsystemforschung in Stanford, untersucht die Zusammenhänge zwischen einzelnen Extremereignissen und dem Klimawandel. In einigen früheren Arbeiten kamen er und seine Kollegen zu dem Schluss, dass die vom Menschen beeinflusste globale Erwärmung „sehr wahrscheinlich“ zur jüngster fünfjährigen Dürre in Kalifornien beigetragen hat.

Die aktuellen Brände habe er noch nicht analysiert und könne daraus noch keine gesicherten Schlüsse ziehen, betont Diffenbaugh. Aber er stellt fest, dass die Dürre „Millionen von Bäumen“ (tatsächlich mehr als 100 Millionen) hat absterben lassen, was eine riesige Menge an Brennstoff erzeugte. „Auch ohne dieses spezifische Ereignis analysiert zu haben, wissen wir, dass die Art, wie die Temperatur das Risiko von Flächenbränden in der Vergangenheit beeinflusst hat, auch für die Entstehung dieser Waldbrände relevant ist“, sagt er.

Menschliche Faktoren können die Gefahren weiter erhöhen: stärkere Bebauung an den Grenzen zur Wildnis zum Beispiel. Ebenfalls als Brandbeschleuniger wirken sogenannte „Diablo-Winde“. Sie wehen parallel zur Küste durchs Landesinnere und heizen sich dabei auf. Die Luft trocknet und strömt schließlich mit großer Geschwindigkeit von höher gelegenen Gebieten herunter. Diese Winde waren 1991 ein Hauptfaktor für den verheerenden Feuersturm von Oakland Hills, der 25 Bewohner tötete und fast 3500 Häuser zerstörte. Auch in Nordkalifornien haben sie die Flammen angefacht. Der Klimawandel kann solche Windmuster prinzipiell zwar beeinflussen, aber die Daten geben keine klare Auskunft darüber, ob er die natürlichen Diablo-Winde tatsächlich verstärkt.

Ob der Klimawandel zu einem bestimmten Brand in Kalifornien besonders beigetragen hat, ist allerdings eher nebensächlich. Inzwischen ist bekannt, dass er generell für die Brände mitverantwortlich ist. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die Fläche, die durch Waldbrände vernichtet wurde, im amerikanischen Westen verdoppelt. „Egal wie sehr wir uns auch anstrengen, die Brände werden immer größer, und der Grund dafür ist klar“, sagte Park Williams, Bioklimatologe an der Columbia University. „Wir sollten uns auf größere Feuer vorbereiten, als den früheren Generationen vertraut waren.“

James Temple