MIT Technology Review 12/2017
S. 20
Aktuell

DIGITALISIERUNG

Formvollendet in 3D

Foto: Universität des Saarlandes

Man könnte meinen, es sei mittlerweile ein Leichtes, aus 3D-Daten ein digitales Objekt etwa für Anwendungen in der virtuellen Realität zu erstellen. Doch Tiefensensoren, wie die in der Bewegungssteuerung Kinect von Microsoft, erfassen beim Scan-Prozess nicht alle Oberflächen von Objekten gleich gut. Verrauschte oder fehlende Daten sind die Folge und das digitale Objekt wird ungenau. Hier setzen Informatiker des Max-Planck-Instituts für Informatik, der Universität des Saarlandes und Mitarbeiter des Halbleiterherstellers Intel an. Sie haben eine Methode entwickelt, die aus fehlerhaften und unvollständigen 3D-Geometrien ein Objekt genauer digital vervollständigen kann als bisherige Verfahren (arXiv:1604.03755v3). Dabei trainierte ein sogenanntes konvolutionales, neuronales Netz selbstständig mit einer Formensammlung verschiedener Objekte wie Stühle und Monitore. So erlernte das System die Formen der verschiedenen Objekttypen und konnte fehlende Bildpunkte im dreidimensionalen Raum vorhersagen. Die neue Methode war bei der Rekonstruktion genauer und schneller als ShapeNet, ein Ansatz, der ebenso digitale Objekte erstellt, dabei aber einen anderen Typ von neuronalem Netz nutzt. JENNIFER LEPIES

MEDIZIN

Alzheimer-Mittel heilt Zähne

Gesunde Zähne dank Selbstheilung. Foto: Shutterstock

Forscher am King’s College London haben die Zähne von Mäusen dazu gebracht, sich fast vollständig selbst zu reparieren (DOI: 10.1038/srep39654). Sie verstärkten dafür die natürliche Selbstheilung der Zähne, die bei sehr tiefen Löchern anspringt. Solche Verletzungen stimulieren Stammzellen im Zahnmark, sich in Zahnbein (Dentin) bildende Zellen zu verwandeln, die den Hauptanteil der Zahnmasse ausmachen. Die Selbstheilung reicht allerdings nur für eine dünne Schicht. Danach schaltet das Enzym GSK-3 die Dentinbildung wieder ab.

Das Team um Vitor Neves bohrte nun Löcher in Mausezähne und verschloss die Öffnungen mit Kollagen-Schwämmchen, die mit GSK-3-Hemmern getränkt waren – darunter das Alzheimer-Medikament Tideglusib. Die Hemmstoffe kurbelten die Stammzellen-Differenzierung an und lösten eine vermehrte Dentinbildung aus. Die Schwämme wurden abgebaut, während die Dentinschicht wuchs. Wie gut die Tierversuche auf den Menschen übertragbar sind, muss sich noch zeigen: Zum einen müsste beim Menschen eine dickere Schicht entstehen, außerdem würde sich der Zahnschmelz nicht regenerieren, sondern müsste durch Zement ersetzt werden. Veronika SZENTPÉTERY-KESSLER

watchlist politik

Auflagen für Streaming

Die Bundesnetzagentur hat die Deutsche Telekom verpflichtet, bestimmte Bedingungen ihres umstrittenen Streamingangebots „StreamOn“ zu ändern. Dabei werden ausgewählte Dienste nicht auf das Datenvolumen angerechnet werden. Es widerspreche unter anderem den neuen Roaming-Regeln der EU.

Autos ohne Lenkrad

Die kalifornische Verkehrsbehörde will künftig auch autonome Autos genehmigen, die weder ein Lenkrad noch einen geschulten Aufpasser an Bord haben.

Rein und raus aus Kohle

Großbritannien will bis 2025 alle Kohlekraftwerke schließen, die ihr CO2 nicht auffangen und speichern können. Zudem will sie 550 Millionen Pfund in klimaneutrale Energie stecken, darunter auch Kernkraft. Die USA hingegen hat den unter Barack Obama beschlossenen Kohleausstieg kürzlich wieder rückgängig gemacht.

Augen auf!

Die hawaiianische Hauptstadt Honolulu hat eine Strafe von bis zu 35 Dollar für Fußgänger eingeführt, die beim Überqueren einer Straße auf ihr Smartphone starren.

Rechte für Roboter

Saudi-Arabien hat als erstes Land der Welt eine Maschine offiziell als Bürger anerkannt, und zwar den weiblichen Roboter „Sophia“ des Hongkonger Herstellers Hanson Robotics. Damit will die Monarchie Werbung machen für ihre geplante Hightech-Stadt Neom. Bürgerrechtler wiesen darauf hin, dass Sophia mehr Rechte besitzt als die echten Frauen in Saudi-Arabien: Sie durfte unter anderem unverschleiert öffentlich auftreten.