MIT Technology Review 12/2017
S. 16
Aktuell

ENERGIE

Sprit aus Seetang

Grafik: Natalie Renier/ WHOI

Viele Projekte untersuchen die Eignung schnell wachsender Algen für die Produktion von Biodiesel. Allerdings liegen die Literpreise derzeit bei bis zu 50 Euro. Um die Kosten zu senken, setzt das amerikanische Woods Hole Oceanographic Institution auf sehr große Algenfarmen. Vor der Küste Neuenglands will es Zuckertang, eine Braunalgenart, auf mehreren Hektar Wasserfläche anbauen. Das Wachstum der Tangwälder sollen ferngesteuerte Sensorroboter überwachen.

Parallel dazu planen die Forscher, den Ertrag mit genverändertem Zuckertang um ein knappes Drittel zu steigern. Damit halten sie bei intensiver Nutzung aller geeigneten amerikanischen Küstenregionen eine Jahresernte von 300 Millionen Tonnen für möglich. Der daraus gewonnene Biodiesel könnte ein Zehntel des US-Treibstoffbedarfs decken. Ob er allerdings wirklich kostengünstig produziert werden kann, lässt sich derzeit noch nicht absehen. JAN OLIVER LÖFKEN

ELEKTRONIK

Kochtipps vom digitalen Assistenten

Der Lebensmittelkonzern Nestlé hat gemeinsam mit dem chinesischen Online-Shop JD.com die Beta-Version eines neuen digitalen Sprachassistenten vorgestellt. Der Nestlé XiaoAI basiert auf JD.coms Modell DingDong, dem in China meistverkauften sprachgesteuerten Assistenten.

Das blaue Gerät mit weißer Beschriftung erinnert an eine Nivea-Cremedose. Auf Anfrage liefert es von Nestlé entwickelte Kochrezepte, gibt Ernährungs- und andere Gesundheitstipps oder spielt Musik ab. Es kann auch Audiobücher und Nachrichten vorlesen sowie Smart-Home-Anwendungen steuern. Darüber hinaus können Nutzer per Sprachsteuerung im JD.com-Shop einkaufen.

Die beiden Partner zielen damit vor allem auf jüngere Nutzer in China. Der US-Agentur Com-Score zufolge sollen schon 2020 rund 50 Prozent aller Internetsuchen per Sprachsteuerung erfolgen. VERONIKA SZENTPÉTERY-KESSLER

TRANSPORT

Reifen aus luftiger Masse

Michelins Reifen der Zukunft erinnert an einen Schwamm. Grafik: Michelin

Autos sollen bald Reifen bekommen, die nie mehr platt sind. Geht es nach der Vision des französischen Autozulieferers Michelin, werden Fahrzeugreifen künftig auf ganz neue Art mit dem 3D-Drucker produziert. Vor allem aber wird das Rad nicht mehr mit Luft gefüllt, sondern in einer Einheit aus Reifen und Felge hergestellt. Dafür wird das umweltfreundliche Material in eine korallen- oder lungenbläschenartige Struktur gebracht, die an einen Schwamm erinnert. In der Mitte wird sie fest und nach außen hin flexibler sein. Laut Michelin werden dann nur noch geringe Mengen an Gummi benötigt, um die notwendige Elastizität zu erreichen.

Ist der Reifen defekt, sollen sich künftig mittels 3D-Printer Teile nachdrucken und ergänzen lassen. Das gilt ebenso für ein abgefahrenes Profil oder die Winterausstattung. Einen Platten wird es bei diesen Reifen künftig genauso wenig geben wie das Platzen bei hoher Geschwindigkeit. Das Druckmaterial muss nicht erhitzt werden, genutzt wird vielmehr eine Kaltverfestigungstechnik. Michelin plant außerdem, Sensoren zu integrieren, die erkennen, wenn das Profil abgefahren ist. Ist der Reifen nicht mehr zu reparieren, soll er recycelt werden und ist schlimmstenfalls biologisch abbaubar. BEN SCHWAN