MIT Technology Review 2/2017
S. 56
Horizonte
Hardware

Stunde der Exoten

Um die Leistung von Computern weiter massiv zu steigern, müssen Forscher sie neu erfinden. Einige behaupten, genau dies getan zu haben.

Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme eines Prozessors aus Kohlenstoff-Nanoröhrchen. Illustration: Butch Colyear

Wir wollen Computer 100- bis 1000-mal leistungsstärker machen“, sagt Max Shulaker vom Massachusetts Institute of Technology in Boston. Es ist eine mutige Aussage des Elektrotechnikers – aber eine in Zeiten, die diesen Mut nötig haben. Denn der Fortschrittsmotor der Computerbranche, das Mooresche Gesetz, stottert immer vernehmlicher. In nicht einmal zehn Jahren könnte er ganz stehen bleiben. Für Shulaker wäre es eine Riesenchance, den Branchenriesen wie Intel oder AMD die Stirn zu bieten.

Denn die etablierten Unternehmen treiben den technischen Fortschritt seit nunmehr gut 50 Jahren vor allem mit einem Rezept voran: schrumpfen. Mit jeder Technikgeneration sinkt die „Strukturbreite“, die Größe der Transistoren auf den Chips. Damit lässt sich zum einen mehr Elektronik auf der gleichen Grundfläche unterbringen. Zum anderen schalten die Transistoren auch schneller als ihre Vorgänger. Die Folge: Die Rechenkraft von Chips explodierte wie die Algenblüte in einem See – gleichzeitig wurden Prozessoren immer energieeffizienter und billiger.