MIT Technology Review 2/2017
S. 3
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Die Besiedlung des Mars ist bei genauerer Betrachtung die einzige Utopie, die schlechter ist als die Gegenwart. Neben der Faszination für eine unglaubliche Pioniertat ist auch immer einer der Gründe für das Vorhaben, dass die Erde bald ein unbewohnbarer Ort sein könnte. Also sollten wir zum Mars fliehen, meinte auch SpaceX-Chef Elon Musk, als er vergangenen Herbst seine Marspläne ankündigte.

Unser Autor Christian Honey hat nachgeforscht, was die Siedler auf dem Roten Planeten erwarten wird. Er hat mit Forschern gesprochen, die Gemüse auf marsähnlichem Boden züchten, mit Astronomen, die sich mit seinem Klima auskennen – und mit einem Astronauten, der auf dem Mond war. Entstanden ist das Tagebuch des ersten Marsjahres. Lesen Sie es ab Seite 48 und entscheiden dann, ob Sie wirklich zu den Pionieren gehören wollen.

Mein Tipp: Warten Sie noch etwas, ob unsere Welt wirklich dem Untergang geweiht ist. Gerade das vergangene Jahr lieferte gute Gründe für Hoffnung, wie unsere Titelgeschichte ab Seite 30 zeigt. Gleich drei weltweite Trends zeigen, dass wir am Beginn einer globalen Umweltwende stehen. Das Global Carbon Project veröffentlichte seine Bilanz zum Kohlendioxid-Ausstoß 2015. Er war nicht mehr gestiegen. Die Internationale Energieagentur IEA stellte fest, dass 2015 der Zubau bei den erneuerbaren Energien erstmals jenen bei den fossilen Kapazitäten überflügelt hat. Ein internationales Forscherteam um Oscar Venter und die Wildlife Conservation Society ermittelte, dass der ökologische Fußabdruck des Menschen von 1993 bis 2009 in den Industrieländern gesunken ist.

All das ist nur ein Anfang – aber es ist einer. Auf dem Mars bräuchten wir wohl Tausende Jahre, um ihn überhaupt bewohnbar zu machen. Wenn wir all das dafür nötige Geld und Wissen auf der Erde investieren, könnten ein paar Jahrzehnte reichen, damit sie bewohnbar bleibt.

Ich begrüße Sie in unserer Februar-Ausgabe.

Ihr

Robert Thielicke

Unterschrift