MIT Technology Review 3/2017
S. 77
Fokus

6. Carsharing ist umweltfreundlich

Nicht die Zahl der geteilten Autos entscheidet maßgeblich über die Umweltbilanz, sondern deren Nutzung.

S ich ein Auto bei Bedarf zu mieten, wird in Städten immer populärer und gilt gemeinhin als umweltfreundlich. Über eine Million Carsharer gibt es mittlerweile bundesweit. „Ein Carsharing-Auto ersetzt 8 bis 20 private Pkw“, sagt Gunnar Nehrke vom Bundesverband CarSharing e. V. (bcs). Eine verbandseigene Studie schließt daraus auf eine Entlastung bei Verkehr und Umwelt in den Innenstädten.

Klingt logisch, ist es aber leider nicht. Denn „entscheidend ist nicht nur die Zahl der eingesparten Autos, sondern auch die Nutzungsintensität des Fahrzeugs und die Emissionswerte“, erläutert Matthias Kempf vom Münchner Consulting-Unternehmen Berylls Strategy Advisors. Im Jahr 2015 befragte die Beraterfirma gemeinsam mit der Unternehmensberatung mm customer strategy 1900 repräsentative Führerscheinbesitzer und Carsharing-Nutzer. Das Ergebnis war überraschend. Je einfacher das Carsharing, desto geringer der Vorteil für die Umwelt. Gut ist die eher unbequeme Variante eines stationsbasierten Autos, bei der das Fahrzeug an einem bestimmten Platz abgeholt und wieder abgestellt werden muss. Denn wer sich darauf einlässt, schafft eher das eigene Auto ab und nutzt das geliehene Fahrzeug auch für längere Fahrten am Wochenende, so Markus Müller-Martini von mm customer strategy. In diesem Fall entsteht dank Carsharing zumindest Lebensraum durch freie Parkplätze, weil keine eigenen Privat-Pkw mehr ungenutzt herumstehen.