MIT Technology Review 4/2017
S. 18
Aktuell

Superleichte Jockeys

Foto: Karim Sahib

Beim Kamelrennen während des jährlichen Moreeb Dune Festival in den Vereinigten Arabischen Emiraten ersetzen winzige Roboter die menschlichen Jockeys. Sie wiegen nur ein paar Pfund und werden von den Kameltrainern ferngesteuert.

MEDIZIN

Herzpflaster aus Stammzellen

Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Herzmuskelschwäche, schätzt die Deutsche Herzstiftung. Die Pumpfunktion des Herzens ist vermindert und kann sich auf den Blutkreislauf auswirken – mit tödlichen Folgen. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung der Universitätsmedizin Göttingen haben einen Ansatz entwickelt, der das verloren gegangene Herzmuskelgewebe wieder herstellen kann (DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.116.024145). Bisherige Behandlungen konnten den Krankheitsverlauf lediglich verlangsamen.

Die Göttinger Forscher haben den „Engineered Heart Muscle“ (EHM) aus menschlichen Stammzellen generiert und mit Bindegewebszellen und Kollagen vermischt. Per 3D-Druck lässt sich das Gewebe in der erforderlichen Größe und Form für die Patienten individuell herstellen.

Im Labor war der EHM laut der Forscher um Wolfram-Hubertus Zimmermann fähig, bei steigender Herzfrequenz die Herzkraft zu erhöhen. Dieser Mechanismus geht üblicherweise bei Herzmuskelschwäche verloren. Das EHM kann damit zur direkten Anwendung als schlagendes Herzpflaster dienen oder um neue Medikamente ohne Tierversuche zu testen. JENNIFER LEPIES

gentech

Rechnen mit Erbgut

DNA speichert nicht nur Erbinformationen, sondern kann auch logische Operationen durchführen. Denn ihre Bausteine binden Basen nur nach ganz bestimmten Regeln an andere Basen. Das kann bei der Entwicklung flexibler Medikamente helfen. „Chemikalien, Medikamente oder andere Materialien werden intelligent, indem sie auf Änderungen ihrer Umgebung reagieren“, sagt Bioingenieurin Lulu Qian vom California Institute of Technology.

Doch die Programmierung eines „DNA-Computers“ erforderte bislang viel gentechnisches Know-how: Für jede Berechnung braucht es eine spezielle Mischung verschiedener DNA-Stränge in genau definierter Konzentration.

Qian und ihre Kollegen haben nun eine Software namens „Seesaw Compiler“ vorgestellt, mit der auch Laien einen DNA-Computer programmieren können (DOI: 10.1038/ NCOMMS14373).

Nutzer brauchen jetzt nur noch einzutippen, welche Funktionen sie berechnen möchten. Der Compiler ermittelt automatisch die dazu nötigen DNA-Stränge.

Die Software wurde schon 2015 erfolgreich getestet. Nun hat die Arbeitsgruppe den nächsten Schritt unternommen: eine Schritt-für-Schritt-Anweisung, mit der auch Fachfremde im Labor die nötigen DNA-Schnipsel erzeugen können.

Dabei haben sie die einzelnen Arbeitsschritte so angelegt, dass die DNA-Rechnerei auch mit preiswerten ungereinigten Erbgutsträngen funktioniert. MARCO LEHNER

APP DES MONATS

GoArt

Die App Prisma hat letzten Sommer eine besondere Bilderflut in sozialen Medien ausgelöst. Plötzlich sahen Profilbilder und Foto-Posts aus, als entstammten sie einer Kunstgalerie. Auch DeepArt.io (als App und Website) lässt Fotos vom Smartphone oder aus dem Archiv wie Gemälde wirken. Daran muss sich die ebenfalls kostenlose App GoArt messen.

Pointillismus, Pop Art oder Wasserfarbe: Der Nutzer kann aus rund 30 Kunststilen und -techniken wählen. Die Umwandlung des Bildes dauert nur wenige Sekunden. Die Ergebnisse sehen je nach Filter mal besser, mal schlechter aus. Mein Foto im Fauvismus-Stil (mittiges Bild) wird flächig und mit satten Farben gut wiedergegeben. Der Filter Kubismus wiederum hat wenig mit der Kunstrichtung zu tun. Es werden lediglich eckige Strukturen eingearbeitet(unteres Bild). GoArt ist bedeutend schneller als DeepArt, bei dem man bis zu einer halben Stunde auf sein neues Bild warten muss. Prisma hat es voraus, dass sich die Werke auch in HD-Qualität generieren lassen. Dafür muss man allerdings 20 virtuelle Coins, umgerechnet 73 Cent, hinblättern. Doch neue Coins kann ich verdienen, indem ich meine GoArt-Bilder in sozialen Netzwerken teile, mich per E-Mail-Adresse registriere, neue Nutzer zur App einlade – oder schlicht durch reale Euros auflade. JENNIFER LEPIES