MIT Technology Review 4/2017
S. 20
Aktuell

RECYCLING

Lösung für Millionen-Tonnen-Problem

Foto: Alterfalter/ Fotolia

Zwei Drittel des Plastikmülls entfallen auf Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP), die sich kaum voneinander trennen lassen. Werden sie aber gemeinsam recycelt, entsteht minderwertiger Kunststoff, denn die beiden Polymere gehen keine feste Bindung miteinander ein.

Geoffrey W. Coates und seinen Kollegen von der Cornell University gelang es nun, aus PE und PP einen neuen Kunststoff zu schaffen, der genauso fest war wie sortenreine Polymere (DOI: 10.1126/science.aah5744). Dazu verknüpften sie in einem aufwendigen Katalyseprozess etwa gleich lange Polymerketten aus Polyethylen und Polypropylen abwechselnd miteinander. Die Zugabe von einem Prozent dieses Copolymers als eine Art Kristallisationskeim reichte aus, die weitere Verkettung von PE- und PP-Strängen anzuregen. Dieses Verfahren bietet das Potenzial, gigantische, nicht sortenreine Plastikmüllmengen wiederzuverwerten. Eine großtechnische Anwendung verfolgt Coates mit seinem Start-up Novomer. JAN OLIVER LÖFKEN

künstliche Intelligenz

Bot-Schlachten bei der Wikipedia

Auch Bots können Meinungsverschiedenheiten haben, wie Forscherinnen und Forscher der University of Oxford herausgefunden haben. Sie haben anhand von Wikipedia untersucht, wie Bots miteinander interagieren (DOI: 10.1371/journal.pone.0171774).

Viele Wikipedia-Autoren nutzen Bots, um sich lästige Kleinarbeiten abnehmen zu lassen – etwa indem sie einzelne Artikel miteinander verlinken oder Vandalismus rückgängig machen. Jeder Bot der englischsprachigen Wikipedia nimmt so während des neunjährigen Beobachtungszeitraumes im Schnitt 105 Änderungen anderer Bots zurück. In der deutschen Wikipedia sind die Bots laut der Studie am zurückhaltendsten: Dort korrigieren sich Bots nur 24-mal gegenseitig.

Dabei kann es passieren, dass Bots in einer Endlosschleife hängen bleiben und sich laufend gegenseitig korrigieren – oft über Jahre hinweg. Wenn schon die Interaktion von solch relativ dummen Bots so unvorhergesehene Folgen haben kann, argumentieren die Forscher, wie viele Überraschungen muss dann erst das Zusammenspiel von sehr viel komplexeren Agenten bringen? Möglicherweise könnten etwa autonome Autos künftig eine Kreuzung blockieren, weil jedes den anderen die Vorfahrt überlassen will. MARCO LEHNER

watchlist politik

Offene Tür für Trojaner

Das EU-Parlament hat ein neues Anti-Terror-Gesetz verabschiedet, das unter anderem den Einsatz von Staatstrojanern erlaubt.

Solarstrom für Mieter

Die Koalition will noch vor der Bundestagswahl Hauseigentümern erleichtern, ihre Mieter mit Solarstrom vom eigenem Dach zu versorgen. Bisher war dies wegen Netzgebühren, Steuern und anderen Abgaben unattraktiv.

Teststrecke für autonome Autos

Niedersachsen und das DLR haben vereinbart, 280 Kilometer Autobahnen sowie Bundes- und Landstraßen als Teststrecken für autonomes Fahren aufzurüsten – unter anderem mit Funkschnittstellen.

Verlängerung der Strafzölle gegen China

Die EU-Kommission hat die Anti-Dumping-Zölle gegen chinesische Solarzellen um 18 Monate verlängert. In einer Zwischenprüfung soll aber untersucht werden, die Abgaben schrittweise zu senken.

Patentgericht für Europa

Noch in diesem Jahr soll ein europäisches Patentgericht seine Arbeit aufnehmen. Es ist ein zentraler Baustein für ein europaweit einheitliches Patentsystem. Lediglich die Unterschriften von Deutschland und Großbritannien fehlen noch.

Beihilfen für Atomkraft

Die EU-Kommission hat ungarische Staatsbeihilfen für zwei neue Atomreaktoren in Paks genehmigt. Das Projekt wird zu großen Teilen von Russland finanziert, der Auftrag zum Bau ging ohne Ausschreibung an einen russischen Konzern. Die Kommission hat den Fall geprüft und kam zu dem Schluss, dies verstoße nicht gegen EU-Recht.