MIT Technology Review 5/2017
S. 32
Horizonte
Robotik
Aufmacherbild
Foto: Knightscope

Wer hat Angst vor Robocops?

Schon heute werden ferngesteuerte Roboter zur Bombenentschärfung und Überwachung im Polizeidienst genutzt. Können und dürfen autonome Maschinen irgendwann auch ganz ohne menschlichen Einfluss für die öffentliche Sicherheit sorgen?

Der Körper des Roboters Andros Mark 5-A1 ist ein silberner Metallblock, der sich auf schwarzen Gummirädern vorwärtsbewegt. Sein Greifarm reicht bis zu 1,70 Meter weit. An einem Donnerstagabend im Juli 2016 hielt ein solcher Roboter im amerikanischen Dallas ein Pfund Sprengstoff in seinen Metallfingern. Die vom US-Rüstungskonzern Northrop Grumman hergestellte Maschine rollte damit zu der Wand, hinter der sich ein Amokschütze verschanzt hatte. Dessen Kugeln hatten an diesem Tag bereits zwei Polizisten getötet, drei weitere starben später an ihren Verletzungen. Um nicht noch mehr Kollegen zu gefährden, setzte Polizeichef David Brown den Roboter ein. Sekunden nach seinem Befehl zur Fernzündung der Bombe war der Schütze tot.

Die Explosion sorgte für Aufregung. Sicherheitsdienste und Polizei hatten Roboter zwar schon vorher benutzt – aber nie in tödlicher Absicht. Sie halfen, Bomben zu entschärfen oder unübersichtliche Einsatzgebiete zu überwachen. In Dallas, da sind sich viele Experten einig, wurde eine Grenze überschritten. „Das ist eine neue Dimension in der Polizeitechnik“, sagte Seth Stoughton, ehemaliger Polizist und Rechtsprofessor an der University of South Carolina, kurz nach dem Vorfall.