Genetik in eigener Sache
Bestsellerautor Siddhartha Mukherjee verknüpft die Geschichte der Vererbungslehre mit seiner Familienhistorie.
Die Entwicklung der Genetik mag heutzutage vielen präsent sein. Siddhartha Mukherjee gewinnt den Leser aber vor allem mit seiner eigenen Familiengeschichte für seinen besonderen Rückblick. Indem der Mediziner in „Das Gen“ immer wieder auf die psychischen Erkrankungen in der Familie seines Vaters zurückkommt, behandelt er ein zentrales Problem der noch jungen Disziplin: Bisher weiß man noch zu wenig über die Gene, die etwa Schizophrenie auslösen können. Aber selbst wenn alle identifiziert wären, könnte man nicht sagen, ob und wann die Krankheit ausbricht oder was man dagegen tun kann. Wie soll aber Mukherjee damit umgehen? Und wie soll er sich im Falle seiner beiden Töchter verhalten? Das ist ein Knackpunkt, der immer wieder zur Sprache kommt.
Der gebürtige Inder, der 2011 für sein Debüt „Der König aller Krankheiten: Krebs – eine Biografie“ den Pulitzer-Preis erhielt, beschränkt sich in dem Band nicht auf materielle Grundlagen oder spektakuläre Funde. Er stellt zwar die Stationen der Genetik von Mendels Kreuzungsexperimenten bis hin zu den ersten Gentherapien und dem derzeit viel beachteten Genediting vor. Zugleich reflektiert er aber immer die gesellschaftliche Dimension. So „erlaubt uns die auf CRISPR/Cas9 gestützte Technik, dem Genom Informationen hinzuzufügen“, sagt Mukherjee etwa über die neuen Genscheren. „Aber können Menschen ihr eigenes Genom verantwortungsbewusst ,verbessern‘?“