MIT Technology Review 7/2017
S. 77
Fokus
Rettende Ideen

Sonne macht steril

Ein Start-up aus Kassel hat einen Sterilisator für chirurgische Instrumente entwickelt, der mit Solarenergie arbeitet. Die Anlage soll in armen Ländern die Hygiene bei Operationen verbessern.

Eigentlich sollen Operationen dafür sorgen, dass Menschen wieder gesund werden. Doch mitunter haben sie genau die gegenteilige Wirkung: Dringen beim Schnitt in den Körper Bakterien oder Viren ein, kann sich das Gewebe entzünden. Fieber und Schüttelfrost sind häufig die Folgen, gelegentlich kommt es zu Blutvergiftungen. Auslöser der Infektion ist meist Operationsbesteck, das nicht ausreichend sterilisiert wurde. Ein Problem, unter dem vor allem Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern leiden – laut Weltgesundheitsorganisation WHO werden dort elf Prozent aller Patienten bei einem Eingriff infiziert.

Ein Start-up aus Kassel will das ändern: Das Team von RSO Shift hat einen robusten, etwa vierzig Kilogramm schweren und dank eines Rucksack-Tragegurts zumindest über kurze Strecken gut zu transportierenden Sterilisator entwickelt, der auch in einfach ausgestatteten Krankenstationen hohe Hygienestandards gewährleisten soll. Die nötige Energie liefert eine integrierte, 1,6 Quadratmeter große Solarthermieanlage mit einer maximalen Leistung von 600 Watt, Strom für die Steuerung der Komponenten erzeugen zwei kleine Photovoltaikmodule mit je 15 Watt Leistung. Ursprünglich sollte die im Rahmen eines studentischen Projekts entwickelte Technologie der Trinkwasseraufbereitung dienen. „Wir haben aber recht schnell gesehen, dass der größte Nutzen im medizinischen Bereich zu erzielen ist“, sagt RSO-Shift-Mitgründer Martin Reh.