Interview
Echte Fans unterhalten sich auf Dothraki
TR: Sie haben die Sprache Dothraki für die erfolgreiche TV-Serie „Game of Thrones“entwickelt. Wie sind Sie an diesen Auftrag gekommen?
DAVID PETERSON: 2009 wurde ein Wettbewerb für Sprachentwickler ausgeschrieben. Es war ziemlich schwer und eine Menge Arbeit. Aber ich hatte das Glück, durch beide Auswahlrunden zu kommen.
Beeinflusst der Charakter der Völker die Sprache, die Sie für sie entwickeln? Ist Dothraki rauer?
Nein, Dothraki ist überhaupt nicht rau. Man kann es schroff sprechen, aber das geht eben auch mit jeder anderen Sprache.
Entwickeln Sie eine neue Sprache auf der Basis einer existierenden, oder versuchen Sie, sie ganz anders zu gestalten?
Weder noch. Es kommt auf das Projekt an. Wenn Sie eine Sprache für Außerirdische brauchen, die weder Mund noch Ohren haben und sieben Tentakeln für eine Gebärdensprache benutzen, dann wird diese keiner irdischen Sprache ähneln. Die meiste Zeit entwickle ich allerdings Sprachen für Menschen. Das Ziel ist, dass Linguisten am Ende die Sprache nicht unrealistisch finden.
Erarbeiten Sie immer vollständige Sprachen mit einer eigenen Grammatik?
Ja, sonst wäre es ja keine Sprache. Die Zahl der Wörter hat nichts damit zu tun. Mein Maßstab ist die Vollständigkeit der Grammatik.
Enthalten sie dann auch Ausnahmen?
Das tun sie. Man kann die Prozesse simulieren, durch die Unregelmäßigkeiten in realen Sprachen entstanden sind. Viele dieser Unregelmäßigkeiten gehen auf historische Lautverschiebungen oder die Integration neuer Wörter zurück. Wenn ich also eine Sprache für das Jahr 1500 brauche, dann fange ich schon im Jahr 500 an und entwickle sie dann weiter.
Ihr erster Sommerkurs über Sprachentwicklung ist gerade an der University of California in Berkeley gestartet. Worum geht es dabei?
Linguistikstudenten sollen von der Pike auf lernen, wie man natürliche Sprachen entwickelt. Wir werden den gesamten Prozess durchlaufen, angefangen mit Phonetik – dem Lautsystem einer Sprache – über Wörter, das Übersetzen und so weiter.
Gibt es Fans, die Dothraki gelernt haben und sich in dieser Fantasiesprache unterhalten?
Höchstwahrscheinlich. Schließlich gibt es ein Sprachbuch, das ich geschrieben habe: „Living Language Dothraki“. Interessant dabei ist, dass sich die Sprecher vermutlich auch dann verstehen, wenn sie sich grammatikalisch nicht ganz korrekt ausdrücken. VERONIKA SZENTPÉTERY-KESSLER