MIT Technology Review 8/2017
S. 54
Horizonte
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Illustration: Shutterstock

Jagd auf die Gedanken

Geräte messen schon heute unsere mentalen Zustände. Die Hersteller versprechen, dass wir mit ihrer Hilfe konzentrierter und entspannter werden. Künftig wollen Forscher noch viel tiefer in unsere Gehirne eindringen. Werden sie es schaffen?

Geht es nach Facebook, können wir künftig 100 Wörter pro Minute per Gedankenkraft tippen. Wir würden dafür weder Implantate noch Kabel benötigen. Das wäre fünfmal schneller als eine manuelle Eingabe und auch Spracherkennung. Als Regina Dugan, Leiterin von Facebooks Hardware-Entwicklungsabteilung „Building 8“, im April von entsprechenden Forschungen berichtete, war das Medienecho groß. Lange schon geistert der Traum durch die Labore der Hirnforscher und die Fantasie der Menschen. Nun also steckt eine der großen Digitalfirmen Geld und mit 60 Entwicklern auch einiges an Manpower in seine Verwirklichung. Viele sehen darin den besten Beweis für konkrete Fortschritte – zumal in den vergangenen Jahren Geräte auf den Markt gekommen sind, die ein erster Schritt in diese Richtung zu sein scheinen.

Hirnzellen kommunizieren über elektrische Ströme – und die lassen sich durch die Schädeldecke messen. Das Headset MindWave von der amerikanischen Technologiefirma NeuroSky beispielsweise analysiert sie und will dem Nutzer helfen, die Hirnwellen zu beeinflussen. Das Gerät besteht aus einem Kopfbügel, einer Elektrode in Form eines Ohrclips und einer weiteren Elektrode auf der Stirn. MindWave erstellt aus den Hirnströmen ein Elektroenzephalogramm (EEG) und überträgt die Daten per Bluetooth zur Auswertung auf ein Tablet. Per App bekommt der Nutzer eine grafische Rückmeldung über seine Hirnströme in Form von Buttons, die den Grad der Aufmerksamkeit und das Meditationslevel anzeigen. Das Ziel dieses sogenannten Neurofeedbacks ist, entweder aufmerksamer zu werden oder sich zu entspannen.