MIT Technology Review 8/2017
S. 97
Fundamente
Rückschau

Arbeit am Teamgeist

An dieser Stelle blicken wir zurück auf Artikel, die vor fünf Jahren in Technology Review erschienen sind. Diesmal: Autonome Drohnenschwärme

technology review 8/2012 Autonome Drohnenschwärme sind noch keine Realität.

Sie spielen Pingpong miteinander, bauen Türme oder tanzen Luftballett in perfekter Choreografie: Schwärme autonomer Mikrokopter haben erstaunliche Fähigkeiten entwickelt“, schrieb Technology Review im August 2012. „Erste Ideen für praktische Anwendungen gibt es auch schon.“

Das Start-up Matternet beispielsweise arbeitete 2012 an einem ehrgeizigen Konzept. „Wie die Datenpakete im Internet“ wollten Andreas Raptopoulos und seine Mitstreiter künftig auch reale Pakete mit einem Netz von automatischen Lieferstationen transportieren, die von einem Schwarm autonomer Kleindrohnen angeflogen werden. Weil die Drohnen nur zwei Kilogramm Last tragen und eine Reichweite von 20 Kilometern haben, sollte die Last aufgeteilt und von Station zu Station transportiert werden – vollautomatisch und selbstorganisiert. An jedem Zwischenknoten sollte ein neuer Mikrokopter mit aufgeladenen Batterien warten.

Von seinen ehrgeizigen Zielen hat Matternet allerdings bisher nur einen kleinen Teil erreicht. Immerhin: Die Transportdrohnen sind fertig und absolvieren zurzeit autonome Testflüge zwischen Krankenhäusern in Lugano. Als Technologiepartner konnte Matternet zudem Mercedes gewinnen, um Lieferwagen zu entwickeln, die als rollende Basisstation dienen.

Die direkte Zusammenarbeit autonomer Drohnen – zum Beispiel beim Transport größerer Lasten – ist allerdings noch immer ein offenes Forschungsthema. Zwar hatten Raffaello D’Andrea von der ETH Zürich und seine Mitarbeiter bereits 2012 Quadrokopter gezeigt, die zusammen Tischtennis spielen oder gemeinsam meterhohe, abenteuerlich in sich verdrehte Türme aus Styroporblöcken bauten. Allerdings funktionierte das nur in Innenräumen mit einem aufwendigen und teuren Kamerasystem.

Im April konnten Wissenschaftler der Universität Zürich jedoch erstmals zwei Drohnen zeigen, die gemeinsam eine Last transportierten – ohne zentrale Steuerung und explizite Kommunikation. Der Traum – oder Albtraum – vom Drohnenschwarm dürfte also über kurz oder lang Realität werden. W. STIELER