MIT Technology Review 9/2017
S. 88
Fokus
China

Auf dem Weg zur grünen Großmacht

China will Weltmarktführer bei grüner Technologie werden. Nach der Solarbranche könnte nun der Batteriemarkt für Elektroautos in chinesische Hände wandern. Was für europäische Hersteller zum Fluch werden dürfte, ist für das Klima ein Segen.

Daimler baut derzeit für eine halbe Milliarde Euro im sächsischen Kamenz eine Großfabrik für Elektroauto-Batterien, Tesla steckt rund fünf Milliarden in seine „Giga-Factory“ in Nevada. Beides sind viel beachtete Meilensteile auf dem Weg zum preiswerteren Elektroauto. Doch sie verblassen gegen die chinesischen Pläne. Hersteller wie BYD (siehe TR 10/2011, S. 48) und Lishen fahren gerade ihre Produktion massiv hoch. Zusätzlich entstehen landesweit zahlreiche weitere Anbieter. Am schnellsten wächst derzeit der junge Hersteller CATL (Contemporary Amperex Technology Ltd.). Firmengründer Huang Shilin will „Leistungsführer und Preisbrecher zugleich“ sein. CATL ist erst fünf Jahre alt, schickt sich jedoch schon an, Panasonic und Tesla zu überholen. Das Unternehmen hat seine Produktion im vergangenen Jahr verdreifacht und will in Kürze Batterien mit einer Kapazität von 50 Gigawattstunden jährlich produzieren. Mit ihren 35 Gigawattstunden ist Teslas Giga-Factory im Vergleich dazu nicht mehr besonders giga. Insgesamt wird China im Jahr 2020 auf ungefähr 174 Gigawattstunden kommen, schätzen Analysten des Branchendienstes Benchmark Mineral Intelligence.

Elektroautos sollen Chinas Luftqualität verbessern. Hier eine Verleihstation in der Millionenmetrople Hangzhou im Osten des Landes. Fotos: Liang Zhen/ Imaginechina/ Laif

China ist damit auf einem guten Weg, zur Supermacht bei Klimaschutztechnologien zu werden – so abwegig das klingt für eine Nation mit dem höchsten Kohlendioxidausstoß weltweit. Aber zum einen liegt der Wert pro Kopf noch immer rund 25 Prozent unter dem Deutschlands. Zum anderen sind Akkus nur ein kleiner Teil der Strategie. Ein weiterer schwimmt inmitten eines Sees in Huainan in Ostchina. Meter für Meter aneinandergeschraubt, treiben Solarpanels mit einer Leistung von 40 Megawatt auf dem Wasser – ausgerechnet in einem ehemaligen Grubenloch im Herzen von Chinas früherer Kohleindustrie. Rund 15000 Familien können pro Jahr mit dem Strom der Anlage versorgt werden. Der im Juni eröffnete Bau gilt als eines der Vorzeigeprojekte Chinas im Kampf um eine bessere Klimabilanz. Es ist das größte schwimmende Solarkraftwerk der Welt und ein weiteres Megaprojekt, um Chinas Umweltimage aufzupolieren.