MIT Technology Review 1/2018
S. 80
Fokus
Weltraum

Die Zeitmaschine

Was wartet jenseits unseres Sonnensystems? Mit einem neuen Teleskop wollen Astronomen tiefer ins All schauen als je zuvor – um neues Leben zu finden und die Anfänge des Kosmos zu enthüllen.

Rund zwei Wochen nach seinem Start im Frühjahr 2019 wird das James Webb Space Telescope ein beeindruckendes Schauspiel vollführen: Weit jenseits der Mondbahn wird es sechs goldbeschichtete Spiegelsegmente ausklappen und seinen Hauptspiegel so auf volle 6,5 Meter Durchmesser vergrößern. Damit wird das Gemeinschaftsprojekt von Nasa, Esa und kanadischer CSA das größte Weltraumteleskop der Astronomiegeschichte sein. Es kann zehnmal mehr Licht auffangen als sein Vorgänger, das Hubble-Teleskop.

Kernstück des James Webb Space Telescope sind seine sechseckigen Spiegelsegmente aus Beryllium. Sie empfangen Infrarotstrahlung und sollen die ersten Sterne nach dem Urknall abbilden. Foto: NASA/MSFC/David Higginbotham

Wissenschaftler wollen mit ihm eine Zeitreise bis fast an den Ursprung des Universums unternehmen. Denn ferne Sterne, deren Licht extrem lange zu uns unterwegs war, sehen wir zugleich in einem jungen Stadium. Bisher endete die Sicht bei einer Lichtlaufzeitdistanz von etwa 13,3 Milliarden Jahren – kam also nur bis auf 500 Millionen Jahre an den Urknall heran. Die Zeit davor blieb unerforscht. Lediglich über eine kürzere Epoche von einigen Hunderttausend Jahren nach dem Urknall konnten Messungen der kosmischen Hintergrundstrahlung Aufschluss geben.