MIT Technology Review 10/2018
S. 66
Fokus
Mobilität

Der gordische Verkehrsknoten

Verglichen mit der Komplexität des Verkehrs war die Energiewende eine Fingerübung. Doch Maßnahmen gegen Stau, Lärm und Luftverschmutzung können auch ganz einfach sein.

Wo soll man bloß anfangen? Bei der Luft, bei den Staus, bei den Unfällen, beim Lärm, beim Flächenverbrauch? Von welcher Seite man sich dem Thema Mobilität auch nähert, stets verheddert man sich in einem Knäuel aus Abhängigkeiten und Nebenwirkungen. Wer etwa den Autoverkehr mit einer grünen Wellen beschleunigen will, muss damit rechnen, weitere Autos anzulocken. Und wer darüber nachdenkt, wie sich der Verkehr generell reduzieren ließe, erkennt schnell, dass die Ursache jenseits des Verkehrssektors liegt: Viele Menschen arbeiten im Zentrum, wohnen aber in Vorstadtsiedlungen.

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Um diesen gordischen Knoten zu zerschlagen, müssten sich Bund, Länder, Kommunen, Verkehrsbetriebe, Autohersteller, Softwarefirmen, Umweltverbände, Immobilienentwickler und Bürger eigentlich zusammensetzen und so etwas wie einen Masterplan entwickeln (siehe TR 7/2018, S. 76). „Zurzeit sind wir von einem solchen Entscheidungsprozess jedoch meilenweit entfernt, da Populismus und Halbwahrheiten den Status quo glorifizieren und für die Allgemeinheit sinnvolle Anpassungen bereits im Keim ersticken“, schreibt Verkehrsforscher Martin Randelhoff (zukunft-mobilitaet.net).