MIT Technology Review 11/2018
S. 12
Aktuell

Medizin

„Gefahr durch falsche Informationen ist groß“

Alexander Gerlach forscht zu Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Krankheitsangst. Er ist seit 2010 Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität zu Köln. Foto: Universität Köln

TR: Professor Gerlach, Sie haben eine Spezialambulanz für Menschen eröffnet, die sich einbilden, krank zu sein. Ist das nicht paradox? Eine Klinik für eingebildete Kranke?

Gerlach: Nein. Es geht ja darum, dass die Betroffenen durch die Befürchtung, krank zu sein, beeinträchtigt sind. Das ist wie bei anderen psychischen Störungen auch: Da kann die Auseinandersetzung mit bestimmten Ängsten ein Ausmaß annehmen, das nicht mehr als gesund angesehen werden kann.

Wo ziehen Sie denn die Grenze? Wann sollte jemand professionelle Hilfe in Anspruch nehmen?

Letztendlich geht es um die Frage, wie sehr ich in meiner Lebensführung beeinträchtigt werde: Bin ich den ganzen Tag damit beschäftigt? Kann ich arbeiten? Kann ich nachts schlafen?

Was hat Sie jetzt veranlasst, diese Spezialambulanz zu eröffnen?

Mit dem Thema befassen wir uns schon länger. Es gibt aber noch vergleichsweise wenig Forschung. Um Erforschung und Versorgung dieser Patienten zu verbessern, haben wir diese Spezialambulanz gegründet.

Welche Rolle spielt das Internet bei der Krankheitsangst?

Wenn man irgendwelche Symptome in eine Suchmaschine eingibt, findet man eben nicht die Krankheit, die am besten dazu passt, sondern die interessanteste Krankheit. Dadurch sind verhältnismäßig schwerere Krankheiten bei den Suchergebnissen weiter oben zu finden. Wir wissen auch, dass die meisten Menschen glauben, dass die Suchergebnisse die Häufigkeit von Krankheiten implizit abbilden. Das ist aber nicht der Fall.

Gibt es also dank Google mehr Hypochonder?

Es gibt verschiedene Strategien, wie man mit der Angst vor Krankheiten umgeht. Es gibt zum Beispiel Menschen, die es gar nicht mehr aushalten, in die Tageszeitung zu schauen, weil da etwas über Krankheiten stehen könnte. Die würden das Internet nicht anfassen. Man kann also nicht sagen, dass automatisch alle Menschen, die befürchten, an einer Krankheit zu leiden, im Internet nach den Symptomen suchen. Trotzdem würde ich schon sagen, dass die Gefahr, im Internet falsche und irreführende Informationen zu Gesundheitsthemen zu finden, sehr groß ist. INTERVIEW: WOLFGANG STIELER

mobilität

Anhänger mit Antrieb

Foto:Dethleffs

Zwar gibt es schon Elektroautos mit Anhängerkupplung, doch für Wohnwagen reicht bisher nur die Anhängelast des recht teuren Tesla Model X, und selbst dem geht mit einem solch großen Anhänger schnell die Puste aus.

Um das Caravaning für das Elektrozeitalter fit zu machen, hat der Wohnwagenhersteller Dethleffs den „e.home coco“ mit großem Akku und Elektroantrieb entworfen. Noch ist der e.home coco zwar nur eine Studie. Aber wenn er wirklich auf den Markt kommen sollte, hätte er einiges zu bieten. Während der Fahrt soll ein sogenanntes Zugentlastungsmodul an der Anhängekupplung den Vortrieb des Wohnanhängers steuern. Die Zuglast wäre begrenzt auf einen voreingestellten Wert. So kann der e.home coco auch von sehr kleinen und leichten Elektroautos gezogen werden, denn der Wohnanhänger fährt quasi aus eigener Kraft hinterher. Auch bei Bergabfahrten bleibt die Anhängelast konstant, denn dann bremst der Wohnwagen durch Rekuperation und lädt seine Antriebsbatterien wieder auf.

Während des Campings sorgen die großen Antriebsbatterien für ungewohnte Autarkie in einem Wohnwagen. Bei Sonne laden Photovoltaikmodule auf dem Dach sie wieder auf. Zu Hause ließe sich der Wohnwagen als Stromspeicher für die große PV-Anlage auf dem Hausdach nutzen. KARSTEN SCHÄFER